Eine Ärztin hätte im Auftrag der Justiz die Fahrtauglichkeit des Mannes klären sollen. Da der 91-Jährige eine Untersuchung ablehnte, musste sie auf dessen Krankengeschichte zurückgreifen. Im nun eingelangten Gutachten äußert die Medizinerin beträchtliche Zweifel: „Aus verkehrsmedizinischer Sicht kann davon ausgegangen werden, dass eine Multi-Morbidität vorliegt, welche eine Einschränkung zum Lenken eines Kfz darstellt“, heißt es. Nicht nur ist die Reaktionsfähigkeit altersbedingt eingeschränkt, es bestehen auch „körperliche Gebrechen des Bewegungsapparates“. Von „fehlenden Reflexen“ im rechten Bein ist die Rede. Mit der Folge, dass „eine dosierte Bedienung von Pedalen nicht mehr gewährleistet“ sei. Unklar ist, ob der Lenker dies wusste oder sich einfach selbst überschätzte. Das Unfall-Auto hatte jedenfalls ein Automatik-Getriebe.
Von einer „sicherheits- und verantwortungsbewussten Grundeinstellung kann nicht ausgegangen werden“, betont die Sachverständige, die sich aber nicht genau festlegt, ob der Senior jetzt fahrtauglich war oder nicht.
Mit Tempo 30 in Menschenmenge
Dies wird wohl beim Prozess geklärt werden müssen. Ermittelt wird wegen grob fahrlässiger Tötung. Unlängst konnte der Unfall-Experte Gerhard Kronreif einen technischen Defekt ausschließen und die Aufprall-Geschwindigkeit ermitteln: 26 Stundenkilometer. Den Führerschein habe der Senior bereits nach dem Unfall abgegeben, so Verteidiger Kurt Jelinek: „Das Ganze tut ihm leid.“
Er konnte die Pedale nicht mehr verkehrssicher bedienen. Für mich tragen alle eine moralische Verantwortung, die ihn einfach fahren ließen.
Opfer-Anwalt Stefan Rieder
Passiert ist die Tragödie am 25. August: Die kleine Perla (4) besuchte mit ihrer Familie die Messe in der Gneiser Kirche. Auf dem Kirchenvorplatz drückte der 91-Jährige plötzlich das Gaspedal durch und fuhr in einen Menschenmenge. Perla starb noch an Ort und Stelle, eine weitere Frau (45) wurde schwer verletzt.
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