Hulu-Klon

Fernsehsender planen offene TV-Plattform im Netz

Web
06.08.2010 15:17
ProSiebenSat.1 und RTL wollen gemeinsam eine - auch für Österreicher - offene TV-Plattform im Internet aufbauen. Auf dem Onlineportal sollen Nutzer bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung im TV kostenlos Nachrichtensendungen, Serienfolgen, Filme und Shows abrufen können. Entsprechende Pläne legen die beiden deutschen Privatsender laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" am Freitag zur wettbewerbsrechtlichen Prüfung der EU-Kommission vor. ORF und ATV reagierten auf die Ankündigung reserviert.

Mit dem gemeinsamen Projekt - das dem US-Portal Hulu ähneln soll - reagieren die beiden führenden deutschen Privatsender auf die zunehmende Verschmelzung von Internet und TV. Immer mehr Nutzer wollten ihre Lieblingssendungen im Netz anschauen, ohne sich an feste Sendezeiten halten zu müssen. Die neue werbefinanzierte Onlineplattform soll allen interessierten Sendern in Deutschland und Österreich offenstehen, ausdrücklich auch den öffentlich-rechtlichen Anstalten, heißt es in der "FTD".

ProSiebenSat.1 und die RTL-Digitaltochter RTL Interactive gründen dafür eine Gemeinschaftsfirma, die als technischer Dienstleister fungiert. Die Sender sind nur Betreiber. Damit sollen Kartellprobleme umgangen werden. Als größte private TV-Anbieter in Deutschland sind RTL und ProSiebenSat.1 unter ständiger Kontrolle der Wettbewerbshüter.

Senderübergreifende Plattform soll Inhalte bündeln
Mit dem Aufbau einer senderübergreifenden Zentralmediathek betritt die Branche in Deutschland neues Terrain. Bisher haben Privatsender wie Öffentlich-Rechtliche unabhängig voneinander Onlinevideoportale aufgebaut. Einige Angebote wie RTL now oder das ProSiebenSat.1-Pendant Maxdome setzen dabei vor allem auf Bezahlangebote, andere auf gratis abrufbare TV-Sendungen. Die diversen Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Anstalten bündeln gebührenfinanzierte Programme.

Diesen Wirrwarr soll die geplante Plattform mildern. Es entstehe erstmalig die Möglichkeit, "TV-Inhalte zeitversetzt über eine zentrale und übersichtliche Internetplattform abzurufen", sagte ein Beteiligter. Die Plattform werde den Wettbewerb stärken und solle dazu beitragen, "die teilnehmenden TV-Sender im Wettbewerb mit internationalen Internetangeboten gut aufzustellen".

"Bezahlangebote sind nicht vorgesehen"
Die von den US-Medienkonzernen News Corp., NBC Universal und Disney betriebene TV-Plattform Hulu etwa strebt seit langem nach Europa - scheiterte zuletzt allerdings mit dem Versuch, in Großbritannien Fuß zu fassen. Eine Hulu-Kopie solle das deutsche Onlineportal aber nicht werden, heißt es.

Anders als das US-Portal, das auch Bezahlinhalte und ein umfangreiches Sendungsarchiv anbietet, konzentrieren sich RTL und Pro Sieben auf ein kostenloses Abrufangebot. Dieses soll Sendungen maximal sieben Tage nach Ausstrahlung anbieten. "Bezahlangebote sind nicht vorgesehen", hieß es im Umfeld des Projekts.

Jeder beteiligte Sender kann auf der Plattform selbst entscheiden, welche Inhalte er freigibt. Auch die Vermarktung der Werbung liegt bei den einzelnen TV-Häusern. Im Gegenzug wird eine voraussichtlich nutzungsabhängige Gebühr für den Plattformbetreiber fällig. Die ersten Reaktionen anderer Sender fielen dem Vernehmen nach positiv aus.

Puls 4 dabei, ORF wartet ab, ATV prüft
Der heimische Privatsender PULS 4, im Eigentum von ProSiebenSat.1 stehend, wird laut ProSiebenSat.1-Konzernsprecher Julian Geist "definitiv dabei sein müssen", sofern die Plattform online gehen darf. Geist hofft auch auf einen ORF-Kanal.

ORF-Kommunikationsschef Pius Strobl zeigte sich am Freitag jedoch abwartend: "Die Kernfrage ist, was uns das nutzen würde." Er verwies darauf, dass der ORF gemäß EU-Vorgaben ohnehin nicht alles online verbreiten dürfe. "Alles was wir ins Internet stellen dürfen, stellen wir ja ins Netz." Man werde sich das Angebot jedoch sehr genau anschauen, bevor man eine Entscheidung treffe. Klar sei jedoch, dass man keine US-Serien ins Internet stellen werde.

ATV-Geschäftsführer Ludwig Bauer sprach von einer "grundsätzlich sinnvollen Idee, eine möglichst große Bewegtbildplattform zu etablieren, um sich von der Vielzahl an kleinen Plattformen und Verbreitungsmöglichkeiten zu differenzieren". Ob eine Teilnahme von ATV Sinn mache, könne man jedoch erst beurteilen, wenn man die Bedingungen der Betreiber an die einzelnen Sender kenne.

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