"Unüblichen Spenden"

Aufregung um Pharma-Geld für Studie in Klagenfurt

Kärnten
05.08.2010 09:47
Die Stadt Klagenfurt hat im Zuge der Schweinegrippe-Impfaktion im vergangenen Jahr für die Unterstützung bei einer Studie an Impfpatienten von dem Pharmakonzern Baxter rund 178.000 Euro erhalten. Grünen-Stadträtin Andrea Wulz sprach von "unüblichen Spenden" an die Kommune und forderte umgehend eine Aufklärung des Sachverhaltes.

Gesundheitsstadträtin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) verteidigte den Erhalt des Geldes. "Das sind ganz normale Einnahmen für die Stadt", verteidigte sich die Politikerin. Die Firma Baxter sprach von einer sogenannten Beobachtungsstudie, die von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) im Rahmen der Zulassung eines Impfstoffes während einer Influenza-Pandemie zwingend verlangt wird. Daran müssen 9.000 Probanden teilnehmen.

Handdesinfektionsspray als Entschädigung
Die an die Stadt Klagenfurt bezahlten 178.000 Euro sind laut Baxter "Leistungen", die in jeder Studie abgegolten werden und vertraglich festgelegt werden. Über die genaue Aufschlüsselung hielt sich der Pharmariese bedeckt. Andere Quellen sprachen von sogenannten Overheadkosten, mit denen Ärztehonorare und die Nutzung der Räumlichkeiten beglichen werden. Und: Der jeweilige Proband erhielt als Entschädigung ein Handdesinfektionsspray.

"Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Pharmakonzern überhaupt Gelder an eine Kommune vergibt", so Andrea Wulz, die das Kontrollamt mit der Causa befassen will. Laut Maria-Luise Mathiaschitz ging alles mit rechten Dingen zu. Während der Schweinegrippe-Impfungen wurde eine Umfrage auf freiwilliger Basis in Bezug auf Nebenwirkungen des relativ neuen Impfstoffes durchgeführt. Die Abgeltung für den Aufwand, den die Stadt dabei hatte, sei als Einnahme und nicht als Spende verbucht worden, verteidigte sich Mathiaschitz: "Den Leuten wird hier suggeriert, dass Pharmagelder in die Stadtkasse als Spenden fließen. Das ist billigster Populismus auf niedrigstem Niveau."

Auch in anderen Landeshaupstädten?
Klaus Fillafer, Leiter der Gesundheitsabteilung des Magistrates, bestätigte, dass diese Umfragen auch in anderen Landeshauptstädten in größeren Impfstellen durchgeführt wurde. "Die europäische Arzneimittelbehörde (EMEA) hat die Firma Baxter verpflichtet, die Studie zum Impfstoff Celvapam durchzuführen. In Klagenfurt haben 1.184 Probanden mitgemacht, für die jeweils 150 Euro an Entschädigung an die Stadt geflossen sind", so Fillafer. Der Verteilungsschlüssel sei in jeder Stadt gleich. Was mit dem Geld passiert, entziehe sich Fillafers Kenntnis.

Meiste Länder wissen nichts von Studie
Laut Baxter wurde die Beobachtungsstudie in Wien, Oberösterreich, Tirol, Steiermark, Salzburg und Kärnten durchgeführt. Es sollen 21 Zentren daran teilgenommen haben. Auf Nachfrage wusste man in den meisten Ländern nichts von einer solchen Studie. So beteuerte die Stadt Wien, an der besagten Studie nicht teilgenommen zu haben. "Vonseiten der Stadt hat es keine Zusammenarbeit mit Baxter gegeben", heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) auf Nachfrage. Auch von dergleichen Zahlungen war nichts bekannt.

Bisher sollen für die Untersuchung dem Vernehmen nach 3.300 Probanden herangezogen worden sein. In Klagenfurt waren es 605 Freiwillige, die nach der ersten Teilimpfung befragt wurden. 579 von ihnen unterzogen sich auch der zweiten Schweinegrippe-Teilimpfung.

Geld für Hallenbadprojekt
Bekannt geworden war die Causa in Klagenfurt, weil Teile dieses Geldes für eine Studie über ein Hallenbadprojekt in Klagenfurt verwendet worden waren.

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