„Wir vergessen nichts“

Jahrestag des Großbrands in Kathedrale Notre Dame

Ausland
15.04.2020 10:35

Millionen Menschen rund um die Welt waren am 15. April 2019 via Fernsehen und Internet ebenso fassungslose wie auch schockierte Zeugen des verheerenden Brandes in dem Pariser Wahrzeichen Notre Dame. In den folgenden Monaten wurde die Nation der Tricolore mit wenig ermutigenden Nachrichten konfrontiert: Notre Dame habe eine Überlebenschance von nur 50 Prozent - trotz Spenden in Höhe von fast einer Milliarde Euro - und sei einsturzgefährdet, kurz: Die „Frau von Paris“ stehe vor dem Tod. Und doch, der Wiederaufbau wird derzeit nur aufgrund geltender Ausgangssperre unterbrochen. Das Einsturzrisiko jedoch konnte noch nicht gebannt werden.

Am Mittwoch jährt sich der Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre Dame zum ersten Mal. Beim infernalen Großbrand wurden der Dachstuhl, der Spitzturm und Teile des Gewölbes der gotischen Kirche zerstört. Die drei Rosetten-Fenster, die beiden übrigen Türme und die Grundmauern blieben erhalten. Die Pariser Bevölkerung zeigte sich erleichtert, dass eines der größten mittelalterlichen Gebäude der Welt die Zerstörung überlebt hatte. Doch wurde dem 855 Jahre alten Wahrzeichen der Stadt nach dem Feuer eine Überlebenschance von nur 50 Prozent eingeräumt: Gewölbe seien instabil, es sei schlecht um das Gebäude bestellt.

Frankreich war „zutiefst schockiert“
„Notre Dame wurde ohne Zweifel furchtbar beschädigt. Frankreich ist, zusammen mit einem Großteil der Welt, zutiefst schockiert, als unsere Frau von Paris kurz vor dem Tod stand“, kommentierte die französische Zeitung „Le Parisien“ nach der Katastrophe. Nun lebe Notre Dame weiter.

Video zeigt Ausmaß der Notre-Dame-Zerstörung:

Seit Langem baufällig
Die große Mehrheit der Kunstwerke und Reliquien wurde rechtzeitig vor den zerstörerischen Flammen gerettet. Hilfskräfte hatten das Inventar mit einer Menschenkette geborgen. Auch die berühmte Orgel ist intakt geblieben. Ironischerweise könnte das Feuer den längeren Erhalt der berühmten Kirche gesichert haben, denn Notre Dame ist seit Langem baufällig. Verantwortlich für den beklagenswerten Zustand der Kathedrale sind - neben dem unerbittlichen Zahn der Zeit - die Luftverschmutzung sowie eine schlecht ausgeführte Renovierung im 19. Jahrhundert. Es gibt kaum einen Teil der Fassade, der nicht durch Abgase verursachte Schäden aufweist.

Solidarität aus aller Welt
Nach der Feuersbrunst erreichten die Franzosen zahlreiche Zusagen zur Hilfe beim Wiederaufbau - etwa in technischer und logistischer Hinsicht. Und auch private Unternehmen zeigten sich großzügig: Fast eine Milliarde Euro wurde innerhalb weniger Monate von französischen und internationalen Großkonzernen in Aussicht gestellt.

Sicherungsmaßnahmen wegen Corona nicht durchgeführt
Dieser Tage sollten Bauarbeiter ein tonnenschweres Eisengerüst demontieren, das bei dem Brand teilweise einschmolz und das auf dem Gewölbe lastet. Als mögliche Ursache gelten ein Kurzschluss oder eine achtlos weggeworfene Zigarette.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Wiederaufbau bis zum Sommer 2024 versprochen. „Wir werden alles tun, was wir können, um diese Frist einzuhalten“, sagte er am Mittwoch. Die heutige Zeit verlange Tapferkeit und keine abwartende Haltung. „Es gab eine Zeit der Prüfung und der Emotionen, dann eine Zeit des Nachdenkens. Aber jetzt hat die Zeit für den Wiederaufbau begonnen.“

„Wir vergessen nichts“
Macron bedankte sich in einer Ansprache auch bei allen, die Notre Dame gerettet haben und die Jahrhunderte alte Kathedrale nun wieder aufbauen. „Wir vergessen nichts. Weder die heroische Welle des Mutes, die die Kathedrale aus den Flammen rettete, noch die ungeheure Welle der Großzügigkeit, die in den folgenden Stunden und Tagen aufkam“, sagte er.

Fünf-Jahres-Plan unrealisitisch
Der Zeitplan erscheint allerdings zunehmend unrealistisch. Nicht nur, da die Arbeiten derzeit aufgrund der Corona-Krise auf Eis liegen, auch eine Bleiverschmutzung sorgte bereits für Verzögerungen. Überdies wird die Baustelle immer wieder von Dieben heimgesucht, die Steine entwenden und auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollen.

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