In der Coronakrise

Helden des Alltags im Dauereinsatz

Salzburg
12.04.2020 06:01

Der Sport ruht, die Sportler jedoch nicht: Viele Athleten verdienen ihr tägliches Brot in systemrelevanten Berufen. Ein Quartett spricht über die Arbeitswelt in der Coronakrise.

Als Torhüter in Anif ist Josef Stadlbauer stets bemüht, seinen Kasten sauber zu halten. An Fußball ist aufgrund der Coronakrise derzeit aber nicht zu denken. Weshalb der volle Fokus des 34-Jährigen auf seinem Beruf liegt.

Im elterlichen Unternehmen („Transporte Stadlbauer“) tätig, betreibt der Anifer medizinische Heimtherapie. „Ich habe mit der Hochrisikogruppe zu tun – lungenkranken, alten Menschen“, erklärt Stadlbauer, der sich dem Ernst der Lage mehr als bewusst ist. „Meine Arbeit hat sich an sich nicht geändert, die psychische Belastung ist jetzt aber eine ganz andere“, lässt er wissen.

„Einige Patienten sind leider schon verstorben“, berichtet der Hobby-Kicker. Der sich – wie seine Arbeitskollegen („alle sind sehr diszipliniert“) – keinesfalls mit dem Virus infizieren darf. „Ich will nicht derjenige sein, der dafür verantwortlich ist, dass die Firma zugedreht werden muss“, weiß er um seine Verantwortung.

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Meine Arbeit hat sich an sich nicht geändert. Die psychische Belastung ist jetzt aber eine ganz andere. Ich will nicht verantwortlich dafür sein, dass die Firma meiner Eltern zugedreht werden muss.

Anif-Torhüter Josef STADLBAUER betreibt Heimtherapie

Neben Schutzmaske und Handschuhen setzt Stadlbauer vor allem auf eines – körperlichen Abstand. Was ihm durchaus schwerfällt. „Ich hatte immer guten Kontakt zu den Leuten. Jetzt kann ich nur zwischen Tür und Angel mit ihnen kommunizieren, was natürlich schwierig ist“, erklärt er.

Trotz aller Anspannung ist dem Flachgauer aber eines wichtig zu betonen: „Auch wenn wir diese Krise haben, sollten die Leute mehr lachen. Viele sind so negativ eingestellt, dabei sollten wir uns bewusst machen, wie schön wir es trotz allem hier haben.“

„Wichtig für den Kopf“
Als Biathlet schoss er bis 2019 scharf, hing anschließend sein Gewehr an den Nagel und bestreitet seither Langlauf-Events. Im Brotberuf ist Bernhard Leitinger Polizist und derzeit am Grenzübergang Walserberg im Einsatz. Dort bekommt er wie seine Kollegen viel Zuspruch. „Die Leute wünschen uns alles Gute. Sie finden es gut, dass jemand da ist, damit alles gesittet bleibt“, erzählt der St. Martiner, der am Montag seinen 30. Geburtstag feierte. Nur anfangs, als er in der Stadt mithalf, den Leuten zu erklären, dass Spielplätze und Parks geschlossen werden, gab es negative Reaktionen. „Schwarze Schafe gibt es immer, einige werden es nie kapieren“ weiß Leitinger, „inzwischen haben es aber fast alle verstanden und halten sich an die Vorgaben.“

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In Zeiten wie diesen ist der Beruf des Polizisten sicher einer der härteren. Ich arbeite so viel wie nie, bin aber froh, einen sicheren Job zu haben. Viele kämpfen darum, sich und ihre Familie über Wasser zu halten.

Hüter des Gesetzes: Ex-Biathlet Bernhard LEITINGER

Leitinger arbeitet so viel wie nie. Sich darüber zu beschweren, kommt nicht in Frage. „Viele kämpfen, um sich über Wasser zu halten. Wir haben Urlaubssperre, aber einen sicheren Arbeitsplatz. Und, so komisch das klingt, ich komme raus, habe sozialen Kontakt. Das ist auch wichtig für den Kopf.“

Auch seine Vergangenheit als Krebspatient – Leitinger besiegte die Krankheit, setzte danach seine Sportlerkarriere fort – kann den Pinzgauer nicht stoppen. „Mein Immunsystem ist besser als vor der Erkrankung. Ich bin zu hundert Prozent geheilt. Und die Ärzte haben jetzt sicher Besseres zu tun.“

Auf Problemfälle achten
Bei Rene Zia geht es aktuell ruhiger zu. „Es ist zwar einiges zu tun, aber wir haben Osterferien“, grinst der 28-Jährige, der als Lehrer tätig ist, Geografie und Psychologie/Philosophie lehrt.

Zu Beginn der Homeoffice-Phase war es anstrengend, verriet Zia, der auch als Kapitän von Fußball-Regionalligist Anif fungiert. „Mittlerweile kommen wir Lehrer gut zurecht, auch die Schüler immer besser.“ Es gibt aber auch Problemfälle, weil nicht jede Familie die finanziellen Ressourcen hat, um für alle Kinder einen Computer zu organisieren.

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Es fehlt mir, dass ich derzeit nicht reisen kann, weil ich das gerne mache. Ich kann in dieser Situation aber gut ein paar Monate darauf verzichten. Wichtig ist, dass sich die weltweite Lage wieder beruhigt.

Anif-Kapitän und BRG-Klassenvorstand Rene ZIA

„Darauf geht man natürlich ein, man darf auch nicht alle gleich bewerten.“ Neuen Stoff gab es zuletzt ohnehin nicht. „Wir wiederholen den alten.“ Auch das BRG bietet Betreuungsmöglichkeiten an. Genutzt werden sie an seiner Schule so gut wie gar nicht. „Ich hatte letzte Woche Journaldienst, aber es kam kein einziger Schüler.“

Paketzahl stieg rasant
SAK-Fußballer Julian Feiser ist trotz des Coronavirus jeden Tag in seinem Job als Postler gefordert. „Es war ein Schock. Jetzt gibt es immer etwas Neues in den Arbeitsabläufen“, ist der 24-Jährige bemüht, alles „kontaktlos“ abzuwickeln. Als Schutz für sich und aus Verantwortung gegenüber den anderen. „Distanz und Handschuhe zählen zu den obersten Geboten.“

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Ich versuche aus allem das Beste zu machen, gehe in der Freizeit fleißig laufen. Aber ich muss zugeben: Der Fußball geht mir schon brutal ab. Wie auch die hochklassigen internationalen Partien im TV.

SAK-Fußballer Julian FEISER, der täglich die Post austrägt

Gerade dieser Tage, wenn auch noch Pensions- und Arbeitslosen-Zahlungen an Frau und Mann gebracht werden sollen. Das macht alles noch zeitaufwendiger. Zwar gibt es durch geschlossenen Firmen weniger auszufahren, dafür kommen viele Pakete an Private dazu. „Es wird jetzt von zu Hause viel mehr bestellt“, bestätigt Julian.

„Ich versuche aber aus allem das Beste zu machen, gehe in der Freizeit fleißig laufen.“ Und gesteht: „Der Fußball geht mir brutal ab, wie auch die hochklassigen Partien im Fernsehen.“ Was sich der Offensivgeist vornimmt: „Meinen Whatsapp-Spruch ändern.“ Der lautet nämlich (aus dem Englischen übersetzt): Die besten Dinge passieren unerwartet.

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