Vernadern via Facebook

Landsleute spielen zunehmend „Blockwart“

Oberösterreich
12.04.2020 09:00

Mein Nachbar grillt mit zwei hausfremden Leuten. Bei uns in der Nachbarschaft legt einer Estrich und hat Fremde als Helfer. Auf der Wiese vor unserem Haus spielen sechs Burschen Fußball. Bei uns ums Eck stehen vier Jugendliche beieinander und trinken Bier.„ - Ein kleiner Auszug dessen, was derzeit tagtäglich an “Corona-Delikten" von besorgten Bürgern der heimischen Polizei telefonisch oder besonders gerne auch über Facebook angezeigt wird.

Die zahlreichen Ausgangsbeschränkungen wegen der drohenden Pandemie beflügeln auch jene, die es nicht unbedingt gut mit ihrem Nächsten meinen, sondern endlich einmal ungeniert „Blockwart“ spielen möchten. Bei 90 Prozent der Anzeigen nach dem Covid-19-Gesetz geht es um zuwenig Abstand halten, sagt Polizeipressesprecher David Furtner: „Was unsere Arbeit anfangs sehr erschwert hat, war, dass die gesetzlichen Bestimmungen alle zwei Tage nachgebessert wurden.“

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Noch dazu identifiziert jeder die Kompetenz bei der Polizei, obwohl wir weder Gesetzgeber noch Gesundheitsbehörde sind.

Polizeisprecher David Furtner

Über 2000 Anzeigen in zwei Wochen
Der Klassiker sei beispielsweise die Frage, ob man jetzt noch zu seinem Zweitwohnsitz fahren dürfe. Was übrigens erlaubt ist. „Wir verweisen dann immer auf die Homepage des Sozialministeriums“, sagt Furtner. In Oberösterreich wurden in den ersten beiden Corona-Wochen 2126 Anzeigen ausgestellt.

Polizisten dürfen jetzt selbst abstrafen
Seit gestern können die Gesetzeshüter auch Organmandate ausstellen. Wer etwa keinen Mund-Nasen-Schutz verwendet, dem droht eine Strafe von 25 Euro. Die Schutzmaskenpflicht wird übrigens ab Dienstag auf alle offenen Geschäfte und öffentlichen Verkehrsmittel erweitert.

Abmahnung bei einsichtigen Zeitgenossen
Bei allen anderen Verstößen sind 50 Euro fällig. Das betrifft das Nichteinhalten der Ausgangsbeschränkungen sowie das Betreten von Gebieten, die unter Quarantäne sind. Polizeisprecher Furtner: „Wir gehen schon davon aus, dass die Kollegen es bei einsichtigen Zeitgenossen mit einer Abmahnung belassen.“

Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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