Gegen Beschneidung

Hebamme aus der Steiermark hilft in Afrika

Steiermark
10.04.2020 08:00
Die Steirerin Ursula Walch ist Hebamme aus Leidenschaft. In Afrika setzt sie sich gegen den grausamen Brauch der Genitalverstümmelung bei Mädchen ein. Ihre Erfahrungen hat sie in dem aufwühlenden Erlebnisbericht „Blutiges Brautgeld. Afrikas beraubte Frauen – eine Hebamme klagt an“ aufgeschrieben.

Ursula Walchs Buch ist keine leichte Lektüre. Zu schrecklich, zu schockierend sind die Szenen, die sie darin beschreibt. Etwa zu Beginn: Im Senegal wurde sie Zeugin einer Geburt einer verstümmelten Frau. Im Kindesalter hatte man sie aller ihrer äußeren genitalen Geschlechtsorgane beraubt. Lustempfinden wird dadurch unmöglich, schlimmer noch: Es sind oft – neben den seelischen Narben – höllische Schmerzen, die die Frauen jeden Tag ertragen müssen; von einer Geburt ganz zu schweigen.

Wieso Walch diese aufrüttelnden Szenen so gnadenlos beschreibt? „Das Thema hat mich berührt. Ich wollte sensibilisieren“, erzählt sie.

Die überzeugte Hausgeburtshebamme hat in über 30 Jahren viereinhalbtausend Kinder entbunden, in Österreich und in Spanien, wo sie lange Zeit gelebt hat. Geschichten über ihre Erfahrungen erschienen in ihrem Buch „born@home“. An der Grazer FH Joanneum hat sie außerdem den Studiengang für Hebammen auf Schiene gebracht.

Seit einem Jahrzehnt in Afrika engagiert
Ihr Engagement am afrikanischen Kontinent kam durch die Arbeit mit der Volkshilfe. Seit einem guten Jahrzehnt ist sie in der Westsahara tätig – dort wäre sie auch jetzt gerade, wenn da nicht die Pandemie wäre. „Es interessiert mich, wie Frauen woanders entbinden, wie sie mit Sexualität und Kindern umgehen“, erzählt Walch. Von Genitalverstümmelung hatte sie gehört – aber noch keine Erfahrungen damit gemacht.

2013 kam schließlich die Reise mit einer spanischen NGO in den Senegal, wo sie das Leiden der beschnittenen Frauen mit eigenen Augen sah. „Es ist schwer verdaulich“, sagt sie. „Ich habe mich dann ständig mit dem Thema weiter befasst.“ Ein Jahr später gründete Walch mit Sigrid Wernegg den Verein SAAMA: In einem kleinen Spital im Senegal werden Beschneidungsopfer psychologisch betreut und medizinisch versorgt.

Traditionen sind sehr schwer zu überwinden
Der Weg in eine gewaltfreie Welt ist ein langer: „Eine Tradition kannst du nicht von heute auf morgen ausradieren“, sagt Walch. „Verboten ist die Praxis mittlerweile in jedem Land, aber die Menschen finden andere grausame Wege, sie auszuleben.“

Trotzdem bleibt sie zuversichtlich – und wird ihre Arbeit unbeirrt fortsetzen: „Für manche Dinge brenne ich einfach: Die Geburtshilfe, den Kampf gegen die Genitalverstümmelung – und natürlich das Schreiben!“

Ursula Walch: „Blutiges Brautgeld. Afrikas beraubte Frauen – eine Hebamme klagt an“, 258 Seiten, 22 Euro, Braumüller Verlag

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