Neue Spur

Haider-Millionen: Schweiz statt Liechtenstein?

Österreich
02.08.2010 22:53
Dritter Tag im Krimi um die angeblich vom verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider versteckten 45 Millionen Euro, und am Montag überschlugen sich die Ereignisse: Zu Mittag dementierte die Staatsanwaltschaft in Liechtenstein, dass es in ihrem Bereich ein Konto geben könnte, das Jörg Haider zuzurechnen sei - krone.at berichtete. Kurz darauf erreichte die Kärntner "Krone" dann eine neue Spur, die diesmal in die Schweiz führt.

Was die Spur nach Liechtenstein betrifft, so kamen auch die österreichischen Justizbehörden am Montag zu dem Schluss, dass daran wenig bis gar nichts dran ist.

Allerdings ist, wie die "Krone" aus Justizkreisen in Erfahrung bringen konnte, in einem Tagebuch des ehemaligen Haider-Vertrauten Walter Meischberger (wird wegen der Buwog-Affäre einvernommen) von einem Betrag in exakt der Höhe von 45 Millionen Euro die Rede.

Auch die Staatsanwaltschaft Klagenfurt erklärte gegenüber dem Ö1-"Abendjournal", es gebe eine Zeugenaussage, wonach es eine Auslandszahlung in der Höhe von 45 Millionen Euro auf ein Konto von Jörg Haider gegeben haben soll.

Staatsanwaltschaft bestätigt Existenz von Tagebuch
Das Tagebuch, dessen Existenz die Staatsanwaltschaft Wien inzwischen bestätigt hat, befindet sich in Händen der Ermittler – es ist allerdings nicht ersichtlich, von wo die mysteriösen 45 Millionen Euro gekommen, wohin sie geflossen sind und wofür sie gedacht waren. Weder Meischberger noch sein Anwalt waren vorerst für eine Stellungnahme zu erreichen.

Dass das "profil" die 45 Millionen mit Konten in Liechtenstein in Verbindung gebracht hat, erklärt man sich bei der Justiz damit, dass verschiedene Erhebungen in dem Fürstentum in Sachen Kontoöffnungen in falschen Zusammenhang gebracht worden sind.

Neue Spur: 15 Millionen in der Schweiz?
Unterdessen geht die Kärntner "Krone" in Sachen Haider-Millionen einer neuen Spur nach: Insider berichten nämlich, dass Haider "wahrscheinlich für einen finanziellen Notfall der Partei" Millionen in der Schweiz versteckt haben könnte. Dabei soll es sich allerdings nicht um 45, sondern "nur" um 15 Millionen gehandelt haben.

In Kärnten erzählt man sich dazu, Haider habe "immer Angst vor einem Finanzkollaps der Partei gehabt und deshalb im Stillen für eine solche Situation vorgesorgt".

Jagd nach Millionen hat voll eingesetzt
Unterdessen hat die Jagd nach den mysteriösen Haider-Millionen voll eingesetzt: Haiders Witwe Claudia hat einen Anwalt mit Nachforschungen beauftragt – immerhin gibt es nämlich eine Jörg-Haider-Stiftung für bedürftige Kärntner, und wenn es tatsächlich die Millionen gibt, dann müssten sie dieser Stiftung zugeführt werden.

Auch die Kärntner FPK zeigt Interesse, wo doch die Partei bekanntlich die Parteienförderung über viele Jahre im Voraus verpfändet hat – Geld könnte man allemal brauchen. Landeschef Gerhard Dörfler kann sich deshalb allerdings nicht vorstellen, dass Haider irgendwo Millionen für die Partei versteckt haben sollte.

Scheuch schenkt Vorwürfen keinen Glauben
Auch FPK-Chef Uwe Scheuch glaubt weiterhin nicht daran, dass an den Vorwürfen etwas dran ist. Es wisse "gar nichts" über angebliche Konten von Haider beziehungsweise dessen Umfeld in Liechtenstein oder der Schweiz, sagte er am Montagabend in der "ZiB 2". Zu den angeblichen 45 Millionen Euro, die vom libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi an Haider geflossen sein sollen, sagte Scheuch, er könne das "weder ausschließen noch bestätigen".

Scheuch betonte den Willen der FPK zur Mithilfe bei der Aufklärung der Vorwürfe: "Ich öffne die Konten meiner Bewegung hier in Kärnten", erklärte er. Auf die Frage, ob je Geld aus dem Irak gekommen sei, sagte Scheuch, er könne das für die Zeit, ab der er für die Partei verantwortlich gewesen ist, ausschließen. Sollte sich die Frage eines Untersuchungsausschusses im Parlament stellen, so würden die FPK-Abgeordneten jedenfalls "offensiv dafür stimmen".

"profil"-Redakteure: "Ein Dementi klingt anders"
Das Nachrichtenmagazin "profil" will indes bei seiner Variante bleiben: "Wenn wir nicht zu der Geschichte stehen würden, hätten wir sie nicht gebracht", sagt Michael Nikbakhsh, einer der Autoren der "profil"-Geschichte über die angeblichen Haider-Millionen in Liechtenstein der "Krone". "Und wir stehen nach wie vor dazu."

Über das Dementi der Liechtensteiner Staatsanwaltschaft kann man sich in der Redaktion des Nachrichtenmagazines nur wundern. Seit 1. April sei man in dieser Geschichte mehrfach per E-Mail mit der Staatsanwaltschaft in Kontakt gestanden. Ein Dementi, dass es Konten gebe, die mit Haider in Verbindung gebracht werden können, habe es in dieser Zeit nie gegeben.

Die Staatsanwaltschaft in Vaduz habe "profil" auf entsprechende Anfrage sehr wohl bestätigt, dass im Zusammenhang mit den Ermittlungen in den Causen Hypo und Immofinanz "Rechtshilfeersuchen und Inlandsverfahren" laufen. Wörtlich heißt es: "Es wurden zahlreiche Unterlagen von Gesellschaften beschlagnahmt. Welche Personen die Gesellschaften kontrollierten, geben wir nicht bekannt." "Ein Dementi klingt anders", sagen die "profil"-Autoren Ulla Schmid und Michael Nikbakhsh. Freilich ist es auch keine Bestätigung. Die aber ist von einer von Amts wegen verschwiegenen Behörde auch nicht zu erwarten.

von Hannes Mösslacher, Peter Gnam und Christian Hauenstein (Kronen Zeitung) und krone.at

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