Streitwert: 50.000 €

Mann kämpfte über zwei Jahre lang um ausständigen Lohn

Niederösterreich
02.08.2010 12:40
Ein Arbeitnehmer aus Rohrbach in Oberösterreich musste zweieinhalb Jahre auf 50.000 Euro Lohn von seinem Arbeitgeber, einer niederösterreichischen Dachdecker- und Spenglereifirma, warten. Die Arbeiterkammer konnte schließlich die ausständigen Gehälter für den Arbeiter erstreiten. Trotz der hohen Summe, die ihm der Betrieb schuldete, war das allerdings kein Kündigungsgrund für den Mann – schließlich habe ihm sein Job ja gefallen.

Die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich konnte das Geld für den Dachdecker, der sogar Drohungen von Geschäftspartnern ausgesetzt war, nach eigenen Angaben jedoch vor Gericht erstreiten. Das Ungewöhnliche an diesem Fall sei, dass die Klage bei aufrechtem Arbeitsverhältnis eingebracht wurde, sagte Wolfgang Spitzbart von der AK. Der Dachdecker habe nie gekündigt – die Arbeit habe ihm Spaß gemacht.

Materialzahlungen als Gehaltsvorschuss ausgewiesen
Die Geschichte begann im Mai 2007: Der Arbeitnehmer, der für seine Firma Montagearbeiten in Russland durchführte, bekam keinen Lohn. Über die AK forderte der Rohrbacher das Mai- und Juni-Gehalt, Tickets für An- und Abreise, Auslagen und Aufwandsersatz in Höhe von über 10.000 Euro. Die Firma habe jedoch "recht frech" behauptet, dass die Ansprüche bereits durch einen Gehaltsvorschuss von 50.000 Euro abgedeckt seien. Dieser Betrag war allerdings kein Vorschuss, sondern wurde für Materialzahlungen in Russland aufgewendet. Der Firmenchef habe aber "Gehaltsvorschuss" zur Fakturierung auf die Rechnung geschrieben.

Dienstverhältnis nach Insolvenz bestritten
Als der Firmenchef seine Behauptung zwar widerrief, bis September 2007 aber nicht zahlte, reichte die Arbeiterkammer Klage ein. Der offene Betrag summierte sich in der Zwischenzeit auf 27.000 Euro. Bis Dezember kamen weitere 13.000 Euro hinzu. Im März 2008 meldete die Firma Insolvenz an, der Dachdecker wurde - laut AK ungerechtfertigt - entlassen. Die Klage richtete sich nun an den Masseverwalter. Dieser lehnte aber alle Forderungen ab und bestritt, dass es überhaupt ein Dienstverhältnis gegeben habe.

Drohungen aus Russland schüchtern Mann nicht ein
Sogar ein Zeuge aus Russland sei eingeflogen worden, um dies zu beweisen, gab Spitzbart an. Währenddessen habe der Rohrbacher immer massivere Drohungen aus Russland bekommen, denn er war dort der einzige bekannte Ansprechpartner der Firma. Die Geschäftspartner wollten ihre noch offenen Rechnungen endlich beglichen haben. Das Verfahren endete im Frühjahr 2010 mit einem Vergleich und der Arbeitnehmer erhielt 50.000 Euro ausbezahlt. Der Mann sei nun selbstständig tätig und wieder auf Montage - allerdings nicht mehr in Russland, wusste Spitzbart.

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