Philosoph rät:

„Steirer sollten achtsam mit der Zeit umgehen!“

Steiermark
03.04.2020 20:33

Covid-19 hat die Steirer ganz fest im Griff. Wir müssen Abstand halten und rücken doch näher zusammen. Der Faktor Zeit fordert uns Tag für Tag - wie sich unser Gefühl dafür durch die Corona-Krise verändert hat und was wir vielleicht auch Positives daraus mitnehmen können, haben wir den Grazer Theologen und Philosophen Reinhold Esterbauer gefragt.

Herr Professor Esterbauer, wie hat Covid-19 unser Zeitgefühl und unsere Wertschätzung dafür verändert?
Zunächst ist festzuhalten, dass mit dem Auseinanderdriften des Zeiterlebens die Gesellschaft noch unterschiedlicher „getaktet“ ist als sonst. Das bedeutet, dass das Zusammenleben, das ohnehin schon eingeschränkt ist, mühsamer wird. Man muss erst auf dieselbe Geschwindigkeit kommen, um gut miteinander reden zu können.

Werden wir von diesem Zeitwohlstand profitieren können?
Diejenigen, die jetzt mehr Zeit haben, werden sich vornehmen, Termine und Aufgaben zu minimieren, wenn sie wieder im „normalen“ Berufsleben angekommen sind. Für viele wird der berufliche Zwang allerdings wieder stärker werden.

Könnte diese viele Zeit auch irritierend sein?
Wenn Langeweile vorherrscht, man also mit der gewonnenen Zeit nichts anzufangen weiß, kann das zu Aggressionen führen. Die Erkenntnis, dass Zeit etwas ist, das man gestalten kann und muss, ist möglicherweise die gegenwärtige Hauptirritation. Wir haben im Alltagsstress oft vergessen, dass wir eigentlich „Herr unserer Zeit“ sind. Hoffentlich verstärkt sich die Einsicht, dass Zeit ein hohes Gut ist - auch die Zeit anderer! Mit Zeit ist achtsam umzugehen.

Werden wir es schaffen, diese andere Wertigkeit für Zeit beibehalten zu können?
Es wäre zu hoffen, dass Zeit nicht nur als besonders wertvoll erkannt wird, sondern auch als wichtiger Faktor im Zusammenleben. Meist geht es ja nur um die eigene Zeit. Einen Spielraum zu gewähren, würde erkennen lassen, dass man andere Menschen wirklich schätzt. Für jemanden Zeit zu haben, ist auch umgekehrt ein großes Geschenk, das man hergibt. Zeit höher zu schätzen, das wäre sicher ein Gewinn.

Was wäre ein Ratschlag von Ihnen für die Zeit danach?
Aus meiner Sicht wäre es entscheidend, sich Zeitfenster freizuhalten und diese sogar in den Kalender einzutragen - sie sollen einfach dem Müßiggang dienen.

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