Anschober im Interview

„Jeder Staat wird an seine Grenzen kommen“

Politik
02.04.2020 06:00

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) über den Schwenk zur Maskenpflicht und den Mangel auf dem „überforderten Weltmarkt“. Lockerungen der Maßnahmen, etwa für Junge, sind noch lange kein Thema.

„Krone“:Vor vier Tagen antworteten Sie auf die Frage, ob wir bald alle mit Masken herumlaufen, mit Nein. Jetzt kommt die Maskenpflicht im Supermarkt, und das soll nur der Anfang sein. Woher der Sinneswandel?
Rudolf Anschober: Das Coronavirus ist völlig neu. Auch die Wissenschaft hat tagtäglich neue Erkenntnisse. Von dort ist in den letzten Tagen auch eine Veränderung in der Bewertung dieses einfachen Mund-Nasen-Schutzes ausgegangen. Dieser Schutz ist aus meiner Sicht etwas, wo wir jetzt einmal in einem Lernprozess sind. Kulturell ist das im Gegensatz zu Asien ja völlig neu für uns alle.

Gibt es genug Masken?
Wir müssen zwischen Schutzmasken für den Gesundheitsbereich und dem einfachen Mund-Nasen-Schutz für den Supermarkt unterscheiden. Bei Ersteren haben wir viele Bestellungen für Schutzkleidung in der Höhe von 72 Millionen Euro abgeschlossen. Bei Zweiterem sind die Supermarktketten verantwortlich. Aber zulässig ist auch ein selbst produzierter Mundschutz, ein Halstuch oder etwa ein Schal.

Es gibt also zu wenig Masken für eine echte Pflicht.
Derzeit müssen wir schauen, dass wir diese Pilotstufe in Supermärkten abdecken. Es sind ja gigantische Mengen, die täglich benötigt werden. Mich freut, dass es viele Eigenproduktionen gibt und viele selber Masken nähen.

Anschober im krone.at-Talk: „Es ist ein Kampf um Ressourcen"

In Tschechien herrscht eine generelle Maskenpflicht. Wieso haben die Tschechen im Gegensatz zu uns genug Masken, um so etwas einzuführen?
Das bezweifle ich ehrlich gesagt. Es gibt zwar die Vorgabe, aber auch dort wird es wie bei uns ein schrittweiser Prozess sein. Da wird jeder Staat an seine Grenzen kommen, der Weltmarkt ist überfordert.

Die Regierung startete jüngst eine Test-Offensive. Wann gibt es Ergebnisse?
Wir testen zusätzlich gezielt Zielgruppen - etwa Menschen, die in Supermärkten, Pflegeheimen oder Spitälern arbeiten. Zudem gibt es eine repräsentative Testung mit 2000 Menschen, die uns viel über die Corona-Dunkelziffer verraten sollte. Die ersten Ergebnisse sollen nächste Woche vorliegen.

Wenn etwa Junge laut den Tests nicht so stark betroffen sind - Corona-Todesopfer sind hierzulande im Schnitt 80 Jahre alt -, kann man für sie dann stufenweise Lockerungen einführen?
Über Lockerungen diskutieren wir jetzt überhaupt nicht. Wir konzentrieren uns zu 100 Prozent auf die Bekämpfung des Virus. Und wir sind noch weit von den Zielen bei der Eindämmung entfernt.

Zum Schluss die obligatorische Frage: Wann enden die Einschränkungen?
Das hängt davon ab, wann wir den Höhepunkt der Krise bewältigt haben.

Kronen Zeitung

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