Neues Album „Limbo“

Mia.: Mit frischen Besen zurück an die Spitze

Musik
30.03.2020 06:00

Seit gut 20 Jahren sind Mia. Aushängeschilder der Berliner Electropop-Szene und begeistern ihre Fans mit exaltierten Liveshows. Nach fünfjähriger Pause und einigen Änderungen hinter den Kulissen kehren die Berliner mit „Limbo“ wieder zurück. Sängerin Mieze Katz und Bassist Bob Schütze gaben im Gespräch mit der „Krone“ näher Auskunft.

(Bild: kmm)

Längere Pausen waren im Bandkosmos des Berliner Elektropop-Kollektivs Mia. per se keine Seltenheit, aber gleich fünf ganze Jahre auf ein neues Album warten zu müssen, war auch für die geduldigsten Fans ein hartes Los. Letzte Woche erschien mit „Limbo“ aber nun endlich das siebente Studioalbum der einstigen Hitparadenstürmer, die mit Songs wie „Hungriges Herz“, „Tanz der Moleküle“ oder „Fallschirm“ auch bei uns für veritable Chart-Erfolge sorgten. Wenn man die jugendlichen Erstversuche weggerechnet, sind Mia. mittlerweile rund 20 Jahre alt. Zwei Dekaden, die für die Bandmitglieder bunter, ereignisreicher und stürmischer waren, als man sich selbst gedacht hat. „Zu so einer Karriere gehört neben viel harter Arbeit natürlich auch eine gehörige Portion Glück“, reflektiert die sympathische Frontfrau Mieze Katz diese Zeit, „wir können uns vor allem glücklich schätzen, dass wir immer mit Menschen zusammenarbeiten konnten, wo die humane und emotionale Basis stets gepasst hat.“

Wohliger Re-Start
Gründungsmitglied und Bassist Robert „Bob“ Schütze schaut ebenfalls in Frieden zurück: „Gefühlt sind maximal zehn Jahre vergangen und nicht schon fast 23. Wichtig war aber, dass wir mit dem Albumsschaffungsprozess für ,Limbo‘ noch einmal positiv aufgemischt und auch bei uns intern viel verändert haben. Das Ganze hat zu einem neuen Miteinander geführt und es ist verdammt schön, dass man sich nach so langer Zeit noch einmal neu erfinden konnte.“ Mia. haben nach knapp 20 Jahren tatsächlich ein fast komplett neues Team hinter den Kulissen zusammengestellt und damit einen Sprung ins kalte Wasser gewagt. Neue Plattenfirma, neues Management und ein neuer Produzent sorgten für einen wohligen Re-Start, der für die Band längst nötig war. „Früher habe ich auch die Texte fast alleine geschrieben“, sagt Mieze Katz, „dieses Mal haben alle dazu beigetragen. Wir haben die Maschine einfach wieder neu ausgerichtet.“

Die neue Bewegung im eingeölten Getriebe hört man „Limbo“ auch durchwegs an. Leichtfüßig, fröhlich und vor allem zwanglos zeitlos klingen die elf Tracks, die sich mal um Nostalgie („Mauerpark“), dann wieder um Liebe („Sorgenfalter“) oder Lernprozesse („Richtig im Falschen“) drehen. „Unsere erste Single ,KopfÜber‘ war ein gutes Beispiel, wie wir uns selbst überraschen konnten. Erst hinterher haben wir bemerkt, dass das Lied uns etwas von einem Neubeginn erzählt hat.“ Schütze bestätigt: „Wir waren einfach an einem Punkt angelangt, wo wir unbedingt etwas Neues ausprobieren mussten. Wir waren lange im gleichen Team. Es war schön, aber hat sich auch ziemlich festgefahren. Am Anfang gab es wirklich die Grunddiskussion, welche Zukunftspläne wir alle haben oder ob wir das Projekt überhaupt noch gemeinsam weiterführen wollen. Dass es weitergehen sollte, war schnell klar, dazu gab es keine Alternative. Der nächste Schritt war auszuloten, was wir zu sagen haben und worum sich die Band in der Gegenwart drehen soll.“

Eigenvertrauen
Dabei war aller Anfang schwer. „Was jetzt mit dem Album geradlinig wirken mag, war für uns zuerst extrem unordentlich. Wir hatten gar keine Ahnung, wo und wie wir starten sollten. Wir haben uns mit vielen Freunden und Produzenten aus der Szene getroffen, um überhaupt mal Ideen auszuloten. Nach mehr als 20 Jahren war auch nicht sicher, ob wir überhaupt ein Management brauchen, oder gleich alles selbst machen. Jedenfalls sollte es keiner sein, der uns einfach sieht, sondern jemand, der uns aus dem Herzen spricht. Bei uns steht und fällt alles mit der Musik. Absolut alles. Wir haben auch niemandem etwas vorgespielt und alle dazu gezwungen, uns zu vertrauen. Wir wollten niemandem etwas vorspielen, bevor wir selbst nicht volles Herzblut und Bereitschaft dafür hatten.“ Auf „Limbo“ haben sich Mia. wieder auf ihre Kernkompetenzen besinnt und die klassischen Parameter Instrumente, Stimme und Text in den Vordergrund gerückt.

„Wir wollten uns nicht vom Zeitgeist uns umgebender Musik leiten lassen“, resümiert Schütze, „natürlich gibt es immer noch elektronische Herangehensweisen, aber sie sind nicht federführend. Wir haben uns einfach gewünscht, dass man vier Leute beim Zusammenspielen hört und das Bandfeeling ausgeprägter ist als früher.“ Mieze Katz ergänzt: „Ich habe mir wirklich schon im Studio überlegt, welche Songs live funktionieren werden und welche Ansagen ich wo machen kann. Die Energie auf der Platte ist so stark, dass sie fast wie ein Livekonzert klingt. Am Wichtigsten war uns die Frage nach der musikalischen und inhaltlichen Relevanz. Wir haben schon so viele Felder beackert, dass wir uns mehr im äußersten Notfall selbst zitieren wollen. Da eine passende Richtung zu finden, ist immer eine große Herausforderung. Und mit jeder weiteren Platte wird sie immer größer.“ „Limbo“ als Album an sich beschäftigt sich mit den Hürden, die einem im Leben begegnen. „Wir alle haben Familien und wissen sehr genau, in welcher Welt wir leben. Aber dennoch weigern wir uns, schwarz zu sehen. Es mag kitschig klingen, aber wir glauben fix daran, dass sich die Dinge zum Guten wenden.“

Kein Geiz ist geil
In punkto Klima- und Umweltthemen waren Mia. ihrer Zeit schon vor vielen Jahren voraus, als die Breitenwirksamkeit für diese Themenbereiche noch gar nicht gegeben war. „Wir erleben dahingehend gerade eine große Wende. Wir müssen die Wertevorstellungen, mit denen wir groß geworden sind, überdenken. Mich kotzt zum Beispiel die ,Geiz ist geil‘-Mentalität an - daran ist absolut gar nichts geil. Wir alle sind Teil des Problems, entscheiden uns aber aktiv dafür, ein Teil der Lösung sein zu wollen. Natürlich können wir die Lage der Welt ständig schwarzmalen, aber wenn wir das immer machen, kommen wir auch nicht weiter. ,Limbo‘ gibt dir alles mit, was du für eine positive Grundeinstellung brauchst. Die Kids von heute haben schon den richtigen Einfluss auf eine bessere Zukunft. Wir weisen mit unseren Möglichkeiten darauf hin, dass sich hier noch mehr bewegen muss.“

Ein Livekonzert von Mia. ist am 3. Dezember im Wiener WUK beplant. Bis dorthin sollten wir auch die Corona-Problematik (hoffentlich) in den Griff bekommen haben.

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