Selbst produzieren

Nähen gegen Coronavirus: Vorzeigemodell im Ländle

Österreich
25.03.2020 06:01

Was nicht alles geht, wenn nichts mehr geht. Zurzeit geht es um Schutzmasken, seit Corona weltweit eines der heiß begehrtesten Güter. Auch in Österreich haben die Masken höchste Priorität, wer hätte das vor einigen Wochen noch gedacht? Österreich will sich jedenfalls nicht nur auf ausländische Lieferungen und Befindlichkeiten verlassen, und tut wohl gut daran. Daher will man die Produktion auch im eigenen Land vorantreiben, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober betont.

Global Player Lenzing soll helfen, aber es gibt auch Eigeninitiativen. Man zeigt sich erfinderisch in der Not. Die Vorarlberger Textilbranche macht gemeinsame Sache und mobil. Es ist eine Taskforce, initiiert von Günter Grabher, von der gleichnamigen Group. Zur schlagkräftigen Truppe zählen u.a. die Lustenauer Stickerei Harald Hämmerle sowie Tecnoplast, Wolford, die Stoffe kommen von Getzner, die Ölz-Meisterbäckerei liefert Verschlussclips. Unterstützt wird die Taskforce von der WISTO (Wirtschaftsstandort Vorarlberg) und der Vorarlberger Wirtschaftskammer.

„Können bis zu 100.000 liefern“
Die Herstellung der dringend benötigten Mund-Nasen-Masken für medizinische Einrichtungen und Atemschutzmaske der Schutzklasse FFP2 und FFP3 (die etwas komplexer gestaltet sind, und längerer Produktionszeit bedürfen) hat Freitagnacht begonnen, sagt Grabher. „Seit zehn Jahren gibt es diese Vereinigung, an der 60 Unternehmen beteiligt sind“, sagt der Unternehmer. Man sei schon seit einiger Zeit daran, dem befürchteten Engpass entgegenzuwirken, man habe die Krise schon geahnt. „Der Gesamtauftrag des Krankenhausverbundes beträgt 1,6 Millionen Schutzmasken. Die erste Tranche ist 200.000. “Zurzeit werden täglich 12.000 Stück durch automatisiertes Sticken produziert. Wir können aber auch bis zu 100.000 liefern", sagt Günter Grabher.

Bis zu 80 Schneiderinnen im Einsatz
Stickerei-Produzent Harald Hämmerle ist auch Teil der Achse des Guten. Seine Firma bekommt die Stoffe geliefert, „die dann bei uns zusammengebaut werden“. Das Finale bescheren dann 80 Näherinnen, die die Masken auslieferungsfertig machen. Christel Sohm-Feuerstein, Geschäftsführerin von Betten Feuerstein und Obfrau der Näherinnen in Vorarlberg, sagt: „Wir haben 80 Schneiderinnen, die fabrizieren bis zu 800 Stück pro Woche. Das ist der Idealfall. Denn wenn jemand Kinder zu betreuen hat im Home-Office, dann geht sich das nicht aus. Dann rechnen wir mit ca. 400.“

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Es braucht eine entsprechende Filterleistung und doppelte Beschichtung, damit die Masken auch Schutz bieten.

Günter Grabher

Auch in Wien aktiv werden
Günter Grabher ist guter Dinge und fühlt sich und seine Branche gut gerüstet. „Auch wenn es mit Risiken behaftet ist, da wir ja unsrer herkömmliche Produktion ein wenig vernachlässigen. Aber bis jetzt haben unsere Kunden Verständnis. Schließlich geht es ja um eine gute Sache.“ Mittlerweile gibt es auch Bestrebungen der Wirtschaftskammer, auch in Wien entsprechend aktiv zu werden, sagt Grabher, der diese Idee begrüßt, jedoch auch warnt: „Es müssen gewisse Standards eingehalten werden. Nicht jede Maske ist tauglich. Es reicht nicht, wenn eine Schneiderei etwas zusammennäht. Es braucht eine entsprechende Filterleistung und doppelte Beschichtung, damit die Masken auch Schutz bieten.“ In jedem Fall ist diese Eigenproduktion doppelt von Nutzen. Es hilft im Kampf gegen Corona, und es werden Arbeitsplätze gesichert.

Erich Vogl, Kronen Zeitung

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