„Halten Sie durch“

Corona-Maßnahmen bis Ostermontag verlängert

Politik
20.03.2020 11:34

Nach einer Videokonferenz Freitagfrüh mit allen Landeshauptleuten und den aktuellsten Infektionszahlen werden die ursprünglich bis kommenden Montag angesetzten Anti-Corona-Maßnahmen bis Ostermontag, also um drei Wochen, verlängert. Weitere Verschärfungen gibt es derzeit nicht, wie die „Krone“ vorab erfuhr. Die täglichen Neuerkrankungen sinken langsam auf unter 20 Prozent, sind aber noch immer zu viel, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) am Freitag mitteilten. Das Bundesheer wird künftig die Polizei bei der Umsetzung der Maßnahmen unterstützen.

Bundeskanzler Kurz appellierte an die Bevölkerung: „Bitte halten Sie durch!“ Es sei klar, „dass es im Moment sehr viel Unsicherheit in unserem Land gibt“. Dennoch würden die Maßnahmen wirken und „wir schaffen, was wir uns vorgenommen haben“, so Kurz. Eine Reduktion der sozialen Kontakte bedeute eine Reduktion des Ansteckungsrisikos, betonte der Kanzler.

Deshalb werden die Anti-Corona-Maßnahmen bis Ostermontag (13. April) verlängert: „Das ist eine massive Herausforderung und wird jedem Einzelnen viel abverlangen. Aber jeder, der die Maßnahmen mitträgt, ist ein Lebensretter und leistet einen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung.“

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Jeder, der die Maßnahmen mitträgt, ist ein Lebensretter.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)

Ein abruptes Ende der Maßnahmen werde es nicht geben, so Kurz: „Die Maßnahmen werden bis 13. April verlängert und dann wird stufenweise - im Idealfall - das System wieder hochgefahren.“ Man habe auch eine Taskforce eingesetzt, die sich mit der Frage beschäftigt, wie man alles wieder hochfahren kann, „ohne dass es zu einem Rückschlag“ bei den Ansteckungen kommen wird.

„Niemand wird zurückgelassen“
Vizekanzler Kogler gab einmal mehr die Weisung „Durchhalten, zusammenhalten, Abstand halten“ aus: „Wir können unsere Kontakte im elektronischen Zeitalter auch anders organiseren.“ Kogler dankte ebenfalls „allen, die mitmachen“. Man dürfe „keine besonderen Risiken eingehen, dann schaffen wir es, die berühmte Kurve abzuflachen“.

In manchen Branchen müsse weitergearbeitet werden, so der Vizekanzler: „Es hilft uns nichts, wenn es etwa in der Lebensmittelproduktion oder in der Versorgungskette Engpässe gibt.“ Für die Wirtschaft, besonders für kleine Betriebe, gelte selbstverständlich: „Niemand wird zurückgelassen!“

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Auch für die Wirtschaft gilt: Niemand wird zurückgelassen!

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne)

2264 Erkrankte in Österreich
Der Gesundheitsminister skizzierte anschließend die Entwicklung anhand der aktuellen Zahlen: Derzeit gebe es 2264 Erkrankungen, davon würden 70 im Spital und 2194 zu Hause behandelt. 13 Erkrankte müssten in intensivmedizinischer Behandlung betreut werden. Positiv sei anzumerken, dass es großteils milde Krankheitsverläufe gebe, so Anschober. Die Auswirkungen der aktuellen Maßnahmen würden erst kommende Woche sichtbar sein, betonte der Gesundheitsminister.

Allerdings seien erste Effekte bereits im prozentuellen Bereich messbar. „Jetzt zu glauben, dass wir es schon geschafft haben, wäre das Schlimmste und Kontraproduktivste, was man jetzt machen kann“, so Anschober. Die oberste Prämisse muss sein, die Kapazitätsgrenze des Gesundheitssystems nicht zu überschreiten: „Wir sind aufeinander angewiesen in dieser Situation.“

Keine Verpflichtung zu Home-Office
Was die Verwirrung um eine angebliche Home-Office-Verpflichtung angeht, betonte Anschober, dass es weiterhin „keine Verpflichtung, sondern nur eine Empfehlung dazu gibt - dort, wo es möglich ist“. Die am Vortag dazu erlassene Verordnung, die den Schluss zur Home-Office-Verpflichtung zugelassen hatte, werde im Zuge der Verlängerung der Maßnahmen angepasst. Es sei ihm daran gelegen, Missverständnisse zu vermeiden, daher werde man das ändern.

Bundesheer unterstützt die Polizei
Innenminister Nehammer verkündete, die Polizei werde weiterhin mit Nachdruck dafür Sorge tragen, dass die Maßnahmen umgesetzt werden - und er betonte einmal mehr die empfindlichen Strafen, die bei Nichteinhaltung drohen. Sollte ein Gastronom sein Lokal trotz der behördlich verordneten Sperre öffnen, könnte ihn das bis zu 30.000 Euro kosten. Im Rahmen eines sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatzes werden außerdem 1500 Soldaten des Bundesheeres die Polizei unterstützen.

Nehammer warnte zudem einmal mehr vor Fake News und Betrügereien, die gerade im Internet zunehmen würden: „Hier wird Schindluder mit den Sorgen der Menschen getrieben“, so der Innenminister. Wer Sorgen habe, solle sich an die Informations-Hotline wenden.

Seit 16. März gelten in Österreich die verschärften Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus. Neben Schulen und Universitäten sind auch sämtliche Lokale seitdem geschlossen, der Lebensmittelhandel hat ebenso wie Apotheken weiterhin geöffnet, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Anschober hatte bereits am Donnerstag gesagt, dass es „keine Wochen, sondern Monate sein werden“, in denen die Maßnahmen durchgesetzt werden müssen.

Alle Erstkommunionen und Firmungen verschoben
Mittlerweile hat auch der Nationalrat hat seinen ersten Corona-Fall. Der ÖVP-Abgeordnete Johann Singer wurde positiv getestet. Die römisch-katholische Kirche verschiebt unterdessen alle Erstkommunionen und Firmungen.

Kronen Zeitung/krone.at

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