Debütalbum „Vitamin C“

My Ugly Clementine: Auf höchstem Niveau limitiert

Musik
23.03.2020 06:00

Vor knapp einem Jahr hat das erste Bandfoto in Sozialen Netzwerken bereits für viel Begeisterung gesorgt, nun veröffentlicht die heimische Gruppe My Ugly Clementine ihr Debütalbum: Auf „Vitamin C“ liefern Sophie Lindinger, Kathrin Kollertisch, Nastasja Ronck und Mira Lu Kovacs einen leichtfüßigen, dabei stets anspruchsvollen Indie-Sound. Wer aktuell Ablenkung sucht, ist hier richtig.

(Bild: kmm)

So umtriebig und bekannt alle Bandmitglieder in der heimischen Musikszene sind, so sehr ist My Ugly Clementine dann doch das geistige Kind Lindingers. Die Musikerin, die gemeinsam mit Kollege Marco Kleebauer als Leyya verspielten Pop mit Elektronikschlagseite abliefert, hatte Lust auf etwas anderes. „Ich habe mich einfach eine Woche im Studio eingesperrt und geschaut, was da rauskommt“, meinte sie im APA-Interview. „Bei Leyya haben wir so viele Möglichkeiten. Also dachte ich mir: Es wäre es doch witzig, mich zu limitieren - nur Bass, Gitarre, Schlagzeug.“

Neue Dinge ausprobieren
Die instrumentale Beschränkung öffnete die kreativen Schleusen: „Es ist mir so extrem leicht gefallen, diese Platte zu machen. Das ist schon schräg“, schmunzelte Lindinger. „Ich habe so viel Musik gemacht. Da überlegt man sich schon: Gehen dir vielleicht langsam die Ideen aus? Aber sobald du in einem neuen Mindset bist, geht es weiter. Du machst Dinge, die du in einem anderen Projekt nicht machen würdest.“ Eine Veröffentlichung hatte sie dabei zunächst gar nicht im Sinn, sondern einfach jene Musik, die sie auch als Teenager gehört hat. „Also Melodien, bei denen man sich im Refrain hinknien kann und mit nach oben singt.“

Aus den Studiospielereien wurde dann aber doch ein handfestes Projekt - und Lindinger brauchte Mitstreiterinnen. Ursprünglich war auch Barbara Jungreithmeier mit von der Partie, schlussendlich ließ sich die geplante Tourneetätigkeit aber nicht mit ihrem Job vereinbaren. Nun greift also Ronck zu Gitarre und Mikrofon. „Wir haben uns alle gekannt, alle verstanden“, erzählte Lindinger über ihre Suche nach zusätzlichen Stimmen für ihre Songs. Und Ronck meinte: „Kurz habe ich schon nachgedacht, immerhin wäre ich für einige Zeit ins Ausland gegangen.“ Dann gab es aber doch das eindeutige Ja: „Ich habe mich sehr geehrt gefühlt.“

Zum immer Wiederhören
Für die Fans gibt es nun das Puzzlespiel, wer der insgesamt fünf Musikerinnen die Stimme erhebt. „Wir haben alle, die involviert waren und sind, am Album. Das war ein schöner Gedanke“, unterstrich Lindinger und setzte lachend nach: „Die Leute dürfen sich nicht verwirren lassen.“ Dabei macht es wirklich Lust, sich in den Gesangsharmonien zu verlieren, während die Gitarren Schicht über Schicht auftragen und der rhythmische Drive die Stücke ordentlich nach vorne schiebt. Ruhigere, beizeiten melancholische Momente haben auf „Vitamin C“ ebenfalls Platz. So oder so lädt diese gute halbe Stunde zum immer Wiederhören ein.

Das liegt nicht zuletzt an den gewieften Texten, in denen sich Lindinger an verschiedensten Themen abarbeitet. So geht es in „Try Me“ etwa um Kommunikation und wie wichtig es ist, miteinander zu reden. „Das war fast für das gesamte Album prägend“, nickte sie. „Reden wir drüber, egal worum es geht. Ob mit Fremden, mit Freunden oder Liebespartnern - Hauptsache, wir sprechen miteinander.“ Auch die Situation von Frauen im Musikbusiness klingt durch. „Es soll im Endeffekt aber um die Musik gehen. Ich will eine Band und Musik machen und nicht auf mein Geschlecht angesprochen werden. Das Ding ist nur: Es beschäftigt mich, es betrifft mich. Und ich schreibe eben über Dinge, die ich loswerden will.“

Schwere leichter machen
Eigen ist ihr jedenfalls ein spielerischer Umgang mit Worten, ohne auf eine Message zu verzichten. „Das war sicherlich ein Ziel“, betonte Lindinger. „Ich habe keine Lust auf platte, oberflächliche Phrasen.“ Dennoch sollte der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen. „Ich brauche etwas, was ich in die Welt hinaustragen will. Vielleicht kann man also diese oft negativ konnotierten Themen dann wieder in etwas Positives verwandeln, indem man die Musik so macht, dass man es rausschreien, raussingen, raustanzen kann. Die Schwere wieder ein bisschen leichter machen.“ Keineswegs der schlechteste Anspruch, den Popmusik haben kann.

Offen ist nun naturgemäß, wie es mit den Konzerten von My Ugly Clementine weitergeht. Am Veröffentlichungstermin von „Vitamin C“ hielt man definitiv fest, „trotz allem, was derzeit passiert“, wie die Gruppe auf Facebook schrieb. Der Tourneestart war wiederum für 9. April in Krems geplant, bis Anfang Mai wäre die Band durch Österreich und Deutschland gereist. Ob das in Zeiten von Corona möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Geplant ist auf jeden Fall ein Konzert in der Wiener Arena am 4. Oktober.

APA/Christoph Griessner

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