Kontaktlos einkaufen:

Wegen Corona kommt Lesestoff durch Bücherklappe

Oberösterreich
16.03.2020 10:30

Für viele Menschen sind Bücher eigentlich unverzichtbare Grundversorgung und eine Zwangsschließung von Buchhandlungen, wie jetzt wegen Corona, daher eigentlich eine ungeheuerliche Zumutung. Der Linzer Buchhändler Alex erzählt, was das für ihn und seine Crew bedeutet und wie seine Kundinnen und Kunden doch zum gedruckten Buch kommen können. Auch andere Buchhändler, wie etwa Neugebauer und Veritas in Linz, setzen auf kontaktlose Lösungen.

"OÖ-Krone: Als Bücherwurm stört es mich schon, dass auch Buchhandlungen als nicht versorgungsrelevant eingestuft werden!
Alex Stelzer: Und ich habe vor, bei Gericht dagegen zu klagen! (Scherz).

OÖ-Krone: Jetzt im Ernst: Haben sie ein gewisses Verständnis dafür, oder geht von einer Buchhandlung in so einer Situation eh keine Gefahr aus?
Alex Stelzer: Ich glaube, dass es sicher eine notwendige Konsequenz jetzt ist, die Geschäfte zuzusperren, auch wenn natürlich meine Buchhandlung davon betroffen ist. Für uns ist halt die wichtigste Frage, wie lange das dauert. Jetzt überbrücken wir das halt so, dass meine Mitarbeiterinnen nun einmal die Überstunden abbauen aus Solidarität zu mir sozusagen. Das ist mal die erste Folge.

„OÖ-Krone“: Aber wie lange werden Sie das durchstehen können?
Alex Stelzer: Wie lange man so was dann durchhält, ist eine große Frage. Also in unserer Größenordnung mit fünf MitarbeiterInnen werden wir das auch nicht ganz lange schaffen können. Eine Woche ist sicherlich verträglich, wahrscheinlich die zweite Woche mit Hängen und Würgen und eine dritte Woche wird wahrscheinlich dann nicht mehr gehen.

OÖ-Krone: Nutzt die aktuelle Zwangslage Amazon und Co.?
Alex Stelzer: Wir befürchten, dass das der große Gewinner sein wird. Wir haben unseren eigenen Online-Shop daher ein bisschen eingerichtet für die neue Lage, aufgerüstet, kann man sagen, ja. Wir machen einen Online-Dienst in dem Sinne, dass man anrufen kann und Mails schicken kann. Wir versuchen auch natürlich, die Bücher zu organisieren in der kurzen Zeit und werden eine kontaktlose Übergabe machen. Mit dem Sackerl vor die Tür. Wir nennen das Bücherklappe.

„OÖ-Krone“: Welche Bücher sollte man momentan lesen, wenn man sich geistig „wegbeamen“ möchte - und welche, wenn man sich so richtig reinfallen lassen möchte in den Weltuntergang?
Alex Stelzer: Man kann jetzt natürlich anfangen, „Die Pest“ zu lesen von Camus, und, die mildere Variante, Saramago, „Die Stadt der Blinden“. Wenn man ein bisschen wissen will, wie die Worst-case-Szenarien sein könnten, sollte man diese beiden Bücher zur Hand nehmen. Aber was der Trend jetzt zeigt, wie heute (Samstag), wo am Vormittag wirklich viel los war - ich wünschte mir jeden Tag so einen Tag für den Buchhandel: Es zeigt sich halt, die Leute nehmen ganz viele Krimis und versuchen sich abzulenken.

OÖ-Krone": Gerade in so einer Zeit, in der man zuhause bleiben soll, braucht man ja Bücher.
Alex Stelzer: Daher versuchen wir ja auch einen Beitrag zu leisten zur Normalität, indem man sagt, wie kann man komplikationslos schnell einmal zu einem Buch kommen. Indem man halt anruft und wir schauen, dass das in der Form ohne Handkontakt funktioniert. Von 9 bis 18 Uhr durchgehend ist dafür jemand da im Geschäft am Linzer Hauptplatz.

Interview: Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

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