Appell in Krisenzeiten

„Wir müssen alles tun, um Stress zu verhindern“

Wissenschaft
15.03.2020 14:35

Die Ausbreitung des Coronavirus bedeutet für viele Menschen Stress und Belastung. „Wir müssen alles tun, um Dauerstress zu verhindern. Wir brauchen Entspannung und Beruhigung. Das stärkt unsere Psyche und unsere Abwehrkräfte“, sagt der Wiener Psychiater Michael Musalek. Das Krisenmanagement Österreichs sollte auch Maßnahmen zur Psychohygiene umfassen.

„Es sollte nicht nur um technische, organisatorische oder ,virologische‘ Maßnahmen gehen. Wir können durch Abbau von Stress auch unsere Immunlage verbessern. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Dauerstress die Abwehrkräfte herabsetzt. Also sollten wir derzeit alle Mittel zum Stressabbau nützen“, erklärt Musalek, Ärztlicher Leiter des Anton-Proksch-Instituts und Begründer des Instituts für Sozialästhetik und psychische Gesundheit der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien.

„Wenn die Menschen Angst haben, ist das schlecht. Wir sollten alle das tun, was uns Schönes beschert. Das ist ein gutes Buch, das ist schöne Musik. Das Fernsehprogramm sollte auf Spielfilme mit gutem Ausgang umschalten. Was aber besonders wichtig ist: Wir sollten mit unseren Angehörigen und Freunden möglichst viel kommunizieren. In diesem Fall eben per Telefon, Skype, E-Mails oder auf anderen Kanälen. Das geht auch in einer Situation, in der die Menschen zu Hause bleiben“, so Musalek. Je älter Menschen seien und je mehr sie zu Ängstlichkeit tendierten, desto wichtiger seien diese Kontakte. Wichtig seien sie aber im Endeffekt für alle, weil es um das Sozialleben gehe.

Alkohol kein geeignetes Mittel
In Wien mag noch immer die alte Mär‘ vom „Lieben Augustin“ umgehen. „Alkohol ist kein Mittel zur Entspannung. Alkohol dämpft das Immunsystem“, sagt der Psychiater und Suchtspezialist. Hinzu kommt, wie Musalek regelmäßig in wissenschaftlichen Vorträgen erklärt, dass Alkohol selbst Depressionen fördert, speziell bei bereits Belasteten.

Dauerstress und Hysterie verhindern
„Man kann sich den Problemen derzeit nicht völlig entziehen. Aber wir müssen alle Möglichkeiten nützen, um schlechten Dauerstress bis hin zur Massenhysterie zu verhindern“, so Musalek. Krisenmanagement dürfe nicht die psychischen Belastungen der Menschen ignorieren. Man müsse auch auf sie eingehen.

Ganz besonders viel Unterstützung benötigten aktuell psychisch Kranke, sagte der Psychiater. „Sie sind oft schon infolge der Erkrankung auch in einer schlechteren immunologischen Lage.“ Wenn jetzt noch ständiger Stress hinzukomme, könne das zur Verschlechterung der Situation der vulnerablen Betroffenen führen.

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