„Habe keine Symptome“

Trump erklärt Notstand und schüttelt weiter Hände

Ausland
14.03.2020 13:50

US-Präsident Donald Trump hat sich über seinen persönlichen Umgang mit der Coronavirus-Pandemie offenbar noch nicht besonders viele Gedanken gemacht. Zwar rief er wegen der neuartigen Lungenkrankheit den Notstand aus und einigte sich mit den Demokraten auf ein Hilfspaket, doch selbst bei einer Pressekonferenz zu dem wichtigen Thema schüttelte Trump eine Hand nach der anderen. Er habe „ja keine Symptome“, antwortete er auch auf die Frage, ob er sich nicht testen lassen wolle, nachdem er in der Vorwoche eine brasilianische Delegation um Präsident Jair Bosonaro getroffen hatte. Dieser wurde bei einem ersten Test zwar negativ getestet, bei mehreren weiteren Mitgliedern, die sich mit Trump zum Abendessen trafen, fielen die Ergebnisse aber positiv aus.

Trump war am vergangenen Wochenende bei einem Treffen mit Brasiliens Staatschef Bolsonaro mit einem von dessen Mitarbeitern in Kontakt gekommen, bei dem später das Virus nachgewiesen wurde. Ein von dem Mitarbeiter im Internet veröffentlichtes Foto zeigt ihn neben Trump und US-Vizepräsident Mike Pence. Trump wurde bei der Pressekonferenz wiederholt nach der Begegnung und einem möglichen Coronavirus-Test gefragt (siehe dazu Video oben).

„Wahrscheinlich“ und „sehr bald“ dürfte Trump sich testen lassen
Trump betonte, den Bolsonaro-Mitarbeiter nicht zu kennen („Ich lasse mich an manchen Tagen mit Hunderten Leuten fotografieren“). Außerdem sagte Trump, Menschen ohne Symptome sollten keinen Test vornehmen. Erst auf mehrfache Nachfrage gab er an, er werde sich „wahrscheinlich“ einem Test unterziehen. Dieser könnte „sehr bald“ stattfinden - und dürfte wohl auch nötig sein, denn Trump sorgte zudem für Aufsehen, weil er die Hände von mehreren anwesenden US-Konzernchefs schüttelte.

Einzig der Chef des Pflegekonzerns LHC Group, Bruce Greenstein, verweigerte Trump den Handschlag. Beide stießen dann ihre Ellenbogen zusammen, wie es einige Menschen inzwischen anstelle eines Handschlags machen. Die Gesundheitsbehörden empfehlen, Körperkontakt so weit wie möglich zu vermeiden, um eine Ansteckung zu verhindern. 

Nobelpreisträger: Trumps Glaubwürdigkeit gefährdet
Der US-Wirtschaftsnobelpreisträger von 2013, Robert Shiller, sieht die Glaubwürdigkeit Trumps im Wahlkampf von der Corona-Krise gefährdet. Bisher hätten die Wähler „mit einigem Amüsement“ Trumps „tägliche Eskapaden verfolgt“, sagte Shiller dem „Spiegel“. „Nun aber wird ernsthaft über die Schwächen des amerikanischen Gesundheitssystems diskutiert. Es gibt so viele Menschen in den USA, die nicht versichert sind, die keinen Arzt finden und die nicht einmal getestet werden. Das vergrößert zweifellos die Chancen der Demokraten.“

Die US-Regierung habe zu spät auf die Epidemie reagiert. „Trump war mehr damit beschäftigt, die Leute in Sicherheit zu wiegen, als wirksame Maßnahmen gegen die Krankheit in Gang zu setzen“, sagte Shiller. Nun seien alle „überrascht, wie sehr die Krise das öffentliche Leben beeinträchtigt“. Trump behaupte, er habe für eine starke Wirtschaft, niedrige Arbeitslosigkeit und hohe Aktienkurse gesorgt. Er könne jetzt seine Glaubwürdigkeit verlieren wie Präsident Herbert Hoover (1929-1933) in der Weltwirtschaftskrise.

US-Repräsentantenhaus billigte Hilfspaket
Das von den Demokraten kontrollierte US-Repräsentantenhaus winkte mit einer überwältigenden Mehrheit von 363 zu 40 Stimmen ein Hilfspaket zur Bewältigung der Coronavirus-Krise durch. Es sieht unter anderem eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und kostenlose Coronavirus-Tests vor. Das viele Millionen Dollar schwere Paket soll ein Sicherheitsnetz aufspannen für Menschen, die in den kommenden Wochen ihre Arbeit verlieren könnten. Trump signalisierte Unterstützung für das Vorhaben. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es kommende Woche auch der von den Republikanern kontrollierte Senat billigen wird.

Der von Trump verhängte Einreisestopp für Menschen aus weiten Teilen Kontinentaleuropas ist nun in Kraft. Die Maßnahme gilt seit 23.59 Uhr am Freitag (4.59 Uhr MEZ am Samstag) für Menschen aus dem Schengenraum, der 26 europäische Staaten umfasst, darunter auch Österreich. Damit soll die weitere Ausbreitung des Coronavirus in den USA eingeschränkt werden.

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