Nur zwei Siege

Pleite-Saison der ÖSV-Damen endet „urplötzlich“

Wintersport
12.03.2020 11:42

Das Coronavirus schwirrte auch im schwedischen Aare wie ein Damoklesschwert über dem Weltcup-Tross, der Not-Stopp kam für Österreichs Ski-Damen dennoch überraschend abrupt. Für sie endete ein durchwachsener Winter nach 30 von 41 geplanten Rennen und während des ersten Podest-Laufs dieser Saison. In den vergangenen fünf Rennen war jeweils eine ÖSV-Athletin auf dem Stockerl gelandet.

„Das kam urplötzlich, das ist auf jeden Fall schockierend, dass das so tragische Folgen mit sich bringt. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass ich die Rennen fahre“, sagte Katharina Liensberger. Ihr Trainer, Christian Mitter hätte der Öffentlichkeit ebenfalls gerne noch bewiesen, dass sein Team im ersten Jahr unter seiner Leitung mit Aufschwung abschwingt.

Dass die „sicher durchwachsene Saison“ schlechter bewertet werde, als sie tatsächlich sei, machte Mitter an Formkrisen einzelner etablierter Läuferinnen fest. „Die, die dir vor allem im Speed-Bereich einmal einen Tag mit einem Sieg retten können, haben nicht ganz so ihre Saison gehabt.“ Gemeint waren damit etwa Nicole Schmidhofer, die Abfahrts-Disziplinsiegerin des Vorwinters, oder die erfahrene Ramona Siebenhofer, die in Super-G und Abfahrt nicht über einen neunten Rang hinausgekommen ist. Andere, wie Eva-Maria Brem und Anna Veith, haben den Anschluss an die Weltspitze nicht geschafft.

Mitter rief zu Differenziertheit auf. Manches werde zu schwarz gemalt. „Und zu Saisonbeginn, wo es gleich oder sogar ein bisschen schlechter gelaufen ist, wurde alles schöngeredet. Nur wegen ein paar Abfahrten, die nicht so hingehaut haben, muss man die Kirche schon im Dorf lassen. Es sind neue Podiumsfahrerinnen, neue Siegergesichter, viele neue Leute, die ihre besten Weltcup-Resultate geschafft haben, dazugekommen.“

Da wären Liensberger, die ihre Rolle als Leaderin im Technikteam trotz vorhergehender Material-Querelen annahm; die zweimalige Slalom-Dritte Katharina Truppe; Nina Ortlieb, die Super-G-Siegerin von La Thuile; Elisabeth Reisinger, die zweimal beste ÖSV-Abfahrerin geworden war, mittlerweile aber einen Kreuzbandriss zu verkraften hat; oder die in Parallel-Events aufs Podest gefahrenen Franziska Gritsch und Elisa Mörzinger. Mitter: „Mit denen kann ich mich nicht hinsetzen und sagen, wir haben eine Krise.“

Allerdings: Bei nur zwei Saisonsiegen (Schmidhofer, Ortlieb) und drei 2. Plätzen fehlen vor allem die großen Punkte. Zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren blieb die Frauen-Sparte ohne Kristallkugel. Mitter sieht technischen Aufholbedarf. „ Wir müssen auf ein so hohes technisches Niveau kommen, dass bei Rennen, wo äußere Einflüsse oder das Material reinspielen, auch normale Läufe reichen.“ Ob dafür Trainingsschwerpunkte oder die einzelnen Gruppen verändert werden, wollte der Steirer vor der folgenden Saisonanalyse nicht verraten.

Eine Gesamtweltcup-Siegerin aus Österreich ist seit Jahren illusorisch und wird es kurzfristig auch bleiben. „Es wäre vermessen, wenn ich jetzt sagen würde, dass wir in zwei oder drei Jahren um die große Kugel mitfahren werden. Dafür müssen die Tagesresultate besser werden. Mir ist wichtig, dass wir jeden Tag mannschaftlich um das Podium mitfahren“, sagte Mitter. Erst dann, „wenn eine einen Lauf kriegt“, würde der große Kugel-Kampf wieder interessant.

Erstmals nach 30 Siegen in Folge ging der geschlechterübergreifende Nationencup verloren, die Schweiz sicherte sich den Prestigeerfolg mit über 1000 Punkten Vorsprung. „Schuld“ sei sein Team daran nicht, sagte Mitter. „Das ist rein mathematisch falsch, wir sind immer noch vor der Schweiz.“ Er verwies auf den Vorsprung von 62 Punkten und Platz zwei hinter den von der neuen Gesamtsiegerin Federica Brignone angeführten Italienerinnen (+254).

Verbandschef Peter Schröcksnadel hatte die Frauen-Sparte indirekt für Platz zwei verantwortlich gemacht. Mitter: „Er meint wahrscheinlich, dass wir in Summe mehr Punkte machen hätten müssen und hat wahrscheinlich auch einzelne Mannschaftsteile gemeint. Das kann man sicher so sehen.“ Im Vorjahr wanderten pro Rennen im Schnitt 25 Punkte mehr aufs Nationen-Konto.

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(Bild: KMM)



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