Viele Stornos

Virus erwischt auch Tirols Tourismus eiskalt

Tirol
12.03.2020 07:00

Totalausfälle in Hotels, viele Stornos und keine neuen Buchungen - Corona hat Tirols Tourismus befallen. Die Angst geht um, dass sich die Branche auch im Sommer nicht erholt. Besonders hart trifft es den Wintersportort Ischgl. 

Reisevermittler Eurotours aus Kitzbühel bringt im Jahr 200.000 Gäste nach Tirol und ist das wichtigste Incoming-Büro. Bisher lief der Winter gut. Im März wird mit einem satten Gästeminus von 40 Prozent gerechnet, im April mit bis zu 18 Prozent.

„Innsbruck trifft es hart“
„Die Landeshauptstadt trifft es hart“, bringt es Tourismus-Chefin Karin Seiler–Lall auf den Punkt. Durch den Wegfall der Veranstaltungen und Kongresse komme es zu Umsatzrückgängen von bis zu 40 Prozent. „Zudem gibt es kaum Buchungen für die nächsten ein, zwei Monate“, sagt Seiler-Lall. Besonders betroffen seien Hotels, die auf asiatische Gruppen spezialisiert sind. „Einige beenden die Saison früher, Betreiber mit mehreren Hotels schichten ihre Gäste um.“ Die Werbung habe man gerade auf ein Minimum reduziert. Die Hoffnungen beruhen nun auf dem Sommer.

„Zum Glück nicht früher“
Die Olympiaregion Seefeld ist traditionell beliebt bei Italienern. TVB-Geschäftsführer Elias Walser: „Zum Glück sind die wichtigsten Wintermonate im Kasten. Im Advent haben wir 40 Prozent Italiener in der Region. Eine Reisesperre wäre da katastrophal gewesen. Den Ganghoferlauf konnten wir gerade noch durchführen, die Medaillen mussten sich die Läufer aber aus Vorsicht selbst umhängen.“ Doch jetzt wird’s still! „Firmenveranstaltungen sind abgesagt. Neue Buchungen bleiben aus, obwohl wir beste Winterbedingungen haben“, erklärt Walser. Einige Hotels sperren früher zu. Bei den Bergbahnen hofft man auf Tagesgäste aus Tirol. Walser schätzt, dass die Ausfälle in Summe 25 Prozent ausmachen werden. Und er fürchtet, dass die Folgen bis in den Sommer zu spüren sein werden.

Gäste weichen aus
Eine Ausnahme scheint Osttirol zu ein. Die Nähe zu Südtirol beschert dem (noch) virusfreien Bezirk laut TVB-Obmann Franz Theurl viele Anfragen von Gästen, die nicht auf Urlaub verzichten wollen und ein „sicheres“ Gebiet suchen. „Vor allem Tourengeher fragen nach“, berichtet Theurl. Bereits jetzt stehe fest, dass dieser Winter der Region satte Zuwächse beschert – Corona hin oder her.

Kein Skibetrieb in Ischgl ab Samstag
Von den 25 neuen Coronavirus-Fällen in Tirol, die gestern bekannt wurden, stehen 15 in Zusammenhang mit Ischgl. Somit geht fast die Hälfte der bisherigen Erkrankungen - 57 positive Fälle, zwei davon gelten als gesund - unmittelbar von der Tourismushochburg aus. Insgesamt 14 Après-Ski-Lokale mussten in Ischgl inzwischen schließen. Wie ist die Stimmung? Ein „Krone“-Lokalaugenschein gestern Nachmittag zeigte, dass zumindest in den Gastgärten der Cafés die Urlauber durchaus noch in Feierlaune waren - dicht an dicht.

Zur selben Zeit stand dem Krisenstab der Tourismusverantwortlichen der Sinn jedoch nicht nach feiern. Man beriet sich stundenlang. „Für uns ist die Situation selbstverständlich nicht lustig, aber wir wollen auch Verantwortung für die Gäste, Einheimischen und Mitarbeiter übernehmen“, sagte TVG-GF Andreas Steibl.

Erste drastische Maßnahme im Wintertourismus
Was am Nachmittag vielleicht geahnt wurde, hat sich am frühen Abend bestätigt: Das Land Tirol greift erstmals zu einer drastischen Maßnahme im Wintertourismus: „Ab Samstag ist der Skibetrieb in Ischgl für zwei Wochen untersagt. Der Betrieb soll bis dahin geregelt auslaufen“, schilderte LH Günther Platter. Ob es auch zu Hotelschließungen kommen wird, sei noch unklar.

Werden die Touristen vor ihrer Heimreise einem Gesundheitscheck unterzogen? „Nur jene Gäste, die auch Symptome aufweisen, werden getestet“, hieß es. 

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