Samsung-Gerät im Test

Galaxy S20 Ultra: Wie gut ist das 1350-Euro-Handy?

Digital
13.03.2020 08:16

Jetzt ist es da: Samsung hat die jüngste Inkarnation seines High-End-Smartphones Galaxy S auf den österreichischen Markt gebracht. Sündhaft teuer - die Top-Ausstattung kostet 1550 Euro - und mit neuesten Finessen wie 108-Megapixel-Kamera mit hundertfachem (Digital-)zoom, pfeilschnellem Prozessor, 5G und 120-Hertz-Display ausgestattet, greift es nach den Smartphone-Sternen. Wir haben mit dem S20 Ultra probegezoomt und verraten, ob sich ein so teures Smartphone lohnt.

Samsung hat im Galaxy S20 Ultra in vielen Bereichen das Beste verbaut, was der Markt hergibt, gar keine Frage. Da wäre der neue hauseigene 108-Megapixel-Kamerasensor, den man auch an andere Hersteller verkauft, wodurch man ihn paradoxerweise schon vor dem Galaxy S20 Ultra im Xiaomi Mi Note 10 Pro - für knapp mehr als 500 statt mehr als 1300 Euro - gesehen hat. Da wäre aber auch 5G-Funk, superschneller LPDDR5-Arbeitsspeicher, die neueste Generation OLED-Bildschirm mit unverschämt flüssiger 120-Hertz-Darstellung, kurzum: Samsung präsentiert hier eine Hardware gewordene Machtdemonstration.

Verwirrung durch viele unterschiedliche Modelle
Wir haben für diesen Test das Galaxy S20 Ultra mit 128 Gigabyte Speicher und 12 Gigabyte RAM für 1350 Euro herangezogen. Wer noch einmal 200 Euro drauflegt, bekommt 16 Gigabyte RAM und 512 Gigabyte Flash-Speicher. Eine Stufe drunter verkauft man das eine Spur kompaktere Galaxy S20+ mit 12-Megapixel-Haupt- und 64-Megapixel-Zoomkamera ab etwa 1000 und im „billigen“ Segment das deutlich kompaktere Galaxy S20 mit 6,2 statt 6,9 Zoll wie beim Ultra-Modell ab etwa 900 Euro, ebenfalls mit 12- bzw. 64-Megapixel-Kamera, aber ohne Tiefensensor und - wie beim Plus - in der Einsteigerversion mit LTE statt 5G.

Samsungs Modellpolitik klingt für Sie verwirrend? Sie ist es auch, zumal es bei der Ausstattung der verschiedenen Modelle auch deutliche Unterschiede gibt - bei Bildschirmgröße, Akku, Kamera. Werfen wir daher einen genaueren Blick auf die Details der einzelnen Modelle:

 

Galaxy S20

Galaxy S20+

Galaxy S20 Ultra

Display

6,2 Zoll (AMOLED)
HDR10+, 120 Hertz,
3200 x 1440 Pixel

6,7 Zoll (AMOLED)
HDR10+, 120 Hertz,
3200 x 1440 Pixel

6,9 Zoll (AMOLED)
HDR10+, 120 Hertz,
3200 x 1440 Pixel

Kamera (hinten)

Hauptkamera: 12 MP (F/1.8, OIS) Weitwinkel: 12 MP (F/2.2)
Zoomkamera: 64 MP (F/2.0, OIS)

Hauptkamera: 12 MP (F/1.8, OIS) Weitwinkel: 12 MP (F/2.2)
Zoomkamera: 64 MP (F/2.0, OIS)
Tiefensensor

Hauptkamera: 108 MP (F/1.8, OIS) Weitwinkel: 12 MP (F/2.2)
Zoomkamera: 48 MP (F/3.5, OIS)
Tiefensensor

Kamera (vorne)

10 MP (F/2.2)

10 MP (F/2.2)

40 MP (F/2.2)

Abmessungen

151,7 x 69,1 x 7,9 mm;
163 Gramm

161,9 x 73,7 x 7,8 mm;
186 Gramm

166,9 x 76 x 8,8 mm;
220 Gramm

Prozessor

Samsung Exynos 990 (7nm): 2x 2,73 + 2 x 2,5 + 4 x 2 GHz

Samsung Exynos 990 (7nm): 2x 2,73 + 2 x 2,5 + 4 x 2 GHz

Samsung Exynos 990 (7nm): 2x 2,73 + 2 x 2,5 + 4 x 2 GHz

RAM

8 - 12 GB LPDDR5

8 - 12 GB LPDDR5

12 - 16 GB LPDDR5

Speicher

128 GB

128 / 512 GB

128 / 256 / 512 GB

microSD-Slot

bis 1 TB

bis 1 TB

bis 1 TB

Akku

4000 mAh

4500 mAh

5000 mAh

Funk

LTE / 5G

LTE / 5G

LTE / 5G

Extras

Wasserfest (IP68)
Fingerscanner im Display
Metall-Glas-Chassis

Wasserfest (IP68)
Fingerscanner im Display
Metall-Glas-Chassis

Wasserfest (IP68)
Fingerscanner im Display
Metall-Glas-Chassis

Software

Android 10

Android 10

Android 10

Preis

4G: 900 Euro
5G: 1000 Euro

4G: 1000 Euro
5G: 1100 Euro
5G (512GB): 1250 Euro

5G: 1350 Euro
5G (512GB): 1550 Euro

Hochpotenter Prozessor, pfeilschneller Arbeitsspeicher
Allgemeingültig für alle Varianten des Galaxy S20: Samsungs neuer Exynos-990-Prozessor hat enorm viel Power und spielt ganz an der Spitze mit. Jagt man ihn durch Benchmark-Belastungstests, schafft er gut 20 Prozent mehr Leistung als Top-Chips wie der Qualcomm Snapdragon 855 aus dem Vorjahr und bleibt dabei auch bei längerer Beanspruchung erfreulich kühl. Gepaart mit dem schnellen neuen GDDR5-RAM entsteht hier ein System, das in jeder Situation sehr responsiv ist und auch mit fordernden Aufgaben wie 3D-Spielen kurzen Prozess macht.

120-Hertz-Display geht zulasten der Akkulaufzeit
Das 120-Hertz-Display verstärkt diesen Eindruck. Die hohe Bildwiederholrate lässt Bewegtbilder noch einen Hauch flüssiger wirken. Ein Hauch, den Gamer zu schätzen wissen könnten, der aber vielen anderen Nutzern kaum auffallen wird und die Akkulaufzeit um gut ein Viertel verkürzen kann, weshalb wohl manch anderer Nutzer Stromverschwendung darin sehen wird.

Display in Summe in jeder Hinsicht exzellent
Die übrigen Eigenschaften des Displays - und auch das ist für alle drei Modelle gültig - kommen freilich auch bei (standardmäßig eingestelltem) akkuschonendem 60-Hertz-Betrieb zur Geltung. Dazu zählen AMOLED-typisch tolles Schwarz, nicht minder tolle Farben und Kontraste und eine sehr gute seitliche Ablesbarkeit, geringer Verbrauch bei Schwarzdarstellung.

Die hohe Auflösung reizt Samsung standardmäßig nicht aus, sondern betreibt das Display in gestrecktem Full-HD, um den Akku zu schonen. Eine sinnvolle Maßnahme: Im Normalbetrieb merkt man durch die die menschliche Wahrnehmungsschwelle weit übersteigende Pixeldichte kaum Vorteile, die native Auflösung des Displays macht sich erst bei weniger alltäglichen Dingen bezahlt - etwa in einer Handy-VR-Brille.

108-Megapixel-Kamera fasst je 4 Pixel zusammen
Bei der Kamera beziehen wir uns in diesem Test auf das Ultra-Modell des Galaxy S20. Die beiden günstigeren Modelle knipsen ebenfalls sehr gute Bilder, wie wir schon in einem früheren Kurztest festgestellt haben. Hier widmen wir uns aber gleich der ganz dicken Berta mit 108 Megapixeln - die im Normalbetrieb allerdings nicht mit so hoher Auflösung fotografiert, sondern stets vier Pixel zusammenrechnet und daraus ein Software-optimiertes Bild mit einem Viertel der Auflösung erstellt. Reicht noch immer für einen Posterdruck, schont den Speicher - 108-Megapixel-Fotos haben schnell mehr als 20 Megabyte - und hilft im Zwielicht.

Die vollen 108 Megapixel kann man bei Bedarf aktivieren, um Reserven zu haben, will man einzelne Bildausschnitte vergrößern. Die großen Datenmengen und vielen Berechnungen, die bei Nutzung des 108-Megapixel-Modus und beim (4K-)Filmen verarbeitet werden, sorgen bei längerer Foto- oder Videoaufnahmenutzung für eine gewisse Hitzeentwicklung, das System bleibt aber durch den starken Chip selbst in diesem Szenario reaktionsfreudig und gut bedienbar. Da macht sich der Prozessor bezahlt.

Sehr gute Bilder - im guten und im schlechten Licht
In unserem Test lieferte das Kamerasystem in den meisten Situationen sehr gute Bilder. Sowohl die Haupt- als auch die Weitwinkelkamera bringen bei Tageslicht und in hellen Innenräumen helle, farbechte und gut ausgeleuchtete Fotos mit sehr guter Schärfe zustande. Tatsächlich verfügt das Kamera-Set-up auch über beeindruckende Schlechtlicht-Fähigkeiten. Mäßiges Kunstlicht genügt, um noch immer ansprechende Ergebnisse ohne Blitz zu erzielen, im Nachtmodus geht das Gerät - freilich bei schwindendem Detailgrad - fast als Restlichtverstärker durch.

Hundertfacher Zoom in der Praxis nur ein Gimmick
Die Zoomkamera liefert bei bis zu zehnfacher Vergrößerung solide, wenn auch durch die geringere Lichtstärke etwas dunklere Ergebnisse mit ausreichender Schärfe. Bis zu dieser Zoomstufe profitiert man von der Periskop-Optik, die optisch - also ohne Qualitätsverlust - immerhin vierfach vergrößert. Bis zum Faktor 10 lassen sich Bilder durch die schiere Pixelzahl des Sensors noch gut digital „aufblasen“, bei noch höheren Zoomfaktoren - Samsung wirbt ja sogar am Chassis mit dem Faktor 100 - werden die Ergebnisse allerdings zunehmend verschwommen bzw. verwackelt.

Faktor 100 ist damit für scharfe Aufnahmen trotz starker softwareseitiger Nachbearbeitung und einer an sich beeindruckenden Bildstabilisierung kaum zu gebrauchen, in der Praxis gelangen bis höchstens Zoomfaktor 30 Bilder mit zumindest akzeptabler Schärfe. Der zoomstarken Bridge-Kamera läuft man hier also vorerst nicht den Rang ab, für Smartphone-Verhältnisse erhält man aber bis Faktor 10 ansprechende Ergebnisse.

Von 5G hat man momentan noch nichts
Dass das Galaxy S20 Ultra mit 5G ausgestattet ist, ist derzeit noch kein Vorteil. 5G-Sendemasten sind rar, die Tarife exorbitant teuer. Bereit für die Massen wird der neue Mobilfunkstandard wohl erst in einigen Jahren, mit dem Galaxy S20 wird man also trotz 5G-Mobilfunk meist im etablierten LTE-Netz surfen. Oder im Gigabit-WLAN, an Bord im neuesten .ax-Standard.

Keine Audioklinke, kein Bixby-Button
Generell gibt’s an der Ausstattung wenig zu bemängeln: zuverlässiger Fingerscanner direkt im Display, wasserfestes und hochwertiges Metall-Glas-Chassis, zeitgemäße Funkausstattung, gute Frontkamera, wohlklingende Stereo-Speaker, microSD-Kartenslot, Dual-SIM-Funktion (Nano-SIM/eSIM). Hätte das Gerät eine Audioklinke für verkabelte Kopfhörer - lange eine Samsung-Tugend, neuerdings in der Oberklasse leider nicht mehr der Fall -, wäre die Ausstattung komplett.

Gut gefallen die saubere Verarbeitung - keine Spalten oder Ähnliches - und die Bedienung. Ganz besonders der Verzicht auf den unnötigen Bixby-Button, mit dem man jahrelang erfolglos den hauseigenen Sprachassistenten in den Markt drücken wollte, sei diesmal positiv hervorgehoben. Aber auch der Verzicht auf ein übermäßig über die Kante gekrümmtes Display ist dem Handling zuträglich. Manchmal ist weniger mehr. Die schiere Größe des Top-Geräts könnte indes Besitzer kleinerer Greifer überfordern.

Extradicker Akku und besonders starkes Netzteil
Der Akku hielt bei uns mit reduzierter Bildschirmauflösung und bei 60 Hertz durch seine enorme Kapazität von 5000 mAh durchaus auch einmal zwei Tage durch, bei sehr sparsamer Nutzung vielleicht sogar drei. Wer das Gerät mit 3D-Games ausreizt, viel fotografiert, 120 Hertz und maximale Auflösung anschaltet, wird aber womöglich schon am ersten Tag zwischenladen müssen. Diese Nutzergruppe wird sich über das beiliegende 45-Watt-Netzteil freuen, das den Akku im Test in gut anderthalb Stunden zur Gänze füllte.

Gelungene Android-Interpretation mit Google-Diensten
Bei der Software - Android 10 mit Samsung-Interface und vielen vorinstallierten Samsung- und einigen Microsoft-Apps - ergibt sich ein aufgeräumtes Bild, inklusive netter neuer Android-10-Features wie dem - am OLED-Display noch dazu stromsparenden - Dark Mode.

Manch einer könnte sich zwar auch an den vielen Samsung-Dreingaben wie Sprachassistent Bixby stören, in Summe hat man es hier aber mit einer gut gelungenen Android-Interpretation zu tun. Und vor allem mit einer mit vorinstallierten Google-Diensten - bei Erzrivale Huawei fehlen die aufgrund der US-Sanktionen gegen das Unternehmen ja momentan, was für den Nutzer zutiefst problematisch ist und Samsung 2020 im Wettrüsten mit den Chinesen in eine komfortable Position versetzt.

Fazit: Ja, Samsung hat mit dem Galaxy S20 Ultra das momentan mächtigste Android-Handy geschaffen. Keines ist responsiver, keines hat ein besseres Display, wenige können bei der Kamera mithalten, auch die übrige Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Der enorm hohe Preis - vor fünf Jahren blätterte man für ein High-End-Gerät noch die Hälfte hin - wird aber trotz all der technischen Verlockungen viele Nutzer zu Geräten mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis treiben. Für den Preis des 512-Gigabyte-Modells des Galaxy S20 Ultra bekäme man immerhin dreimal den Rivalen aus China, in dem derselbe 108-Megapixel-Kamerasensor steckt.

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