Demo für Flüchtlinge

Deutsche Rechte: Auf Lesbos von Linken „gejagt“

Ausland
08.03.2020 12:34

Seit der Eskalation an der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei und einem damit einhergehenden starken Anstieg der Migrantenzahlen auf der griechischen Insel Lesbos reisen nicht nur Hilfsorganisationen in die Ägäis, sondern auch Rechtsradikale, laut Augenzeugen vorrangig aus Deutschland und Frankreich. Zwei davon: Oliver Kirchner, Fraktionsvorsitzender der rechtspopulistischen AfD (Alternative für Deutschland) im Landtag des Bundeslands Sachsen-Anhalt, und der rechte Blogger Oliver Flesch. Sie sollen dort nun mit linken Demonstranten aneinandergeraten sein. Am Abend wurde die Gruppe in der Nähe eines Gemeinschaftszentrums für Flüchtlinge gesehen, das abbrannte (siehe Video oben).

Gemeinsam mit einem weiteren Mann hätten Kirchner und Flesch am Samstag bei einer antifaschistischen Demonstration in der Inselhauptstadt „agitiert“, wie die Inselzeitung „Sto Nisi“ am Sonntag berichtete. Daraufhin hätten Demonstranten sie „gejagt“. Die Polizei habe eingegriffen. Flesch schreibt dazu auf seinem Facebook-Account: „Wir wurden von etwa 20 bis 25 Antifa-Anhängern eingekesselt.“ Später bedankte er sich bei der griechischen Polizei, „die uns da rausgeholt hat“.

Aufnahmezentrum auf Lesbos in Brand gesetzt
Am Abend hatte sich die Gruppe dem Bericht zufolge beim Brand eines Gemeinschaftszentrums für Flüchtlinge eingefunden. Ein Großteil der Anlage der Schweizer Organisation One Happy Family war aus bisher unbekannter Ursache niedergebrannt. Kirchner und Flesch sollen dort Journalisten über „Fake News“ informiert und erklärt haben, die Gebäude seien niedergebrannt, weil sie einer Hilfsorganisation gehörten, die illegale Einwanderer aus der Türkei ins Land brächte. Das hätten ihre „privaten journalistischen Untersuchungen“ ergeben.

Weitere Gruppe Rechtsradikaler auf Lesbos gesichtet
Es ist das zweite Mal innerhalb einer Woche, dass Rechte aus Deutschland sich auf Lesbos mit Teilen der griechischen Bevölkerung solidarisch zeigen wollten. Am Freitag war eine deutsche Gruppe Rechtsradikaler auf der Insel gesichtet worden, von denen einer von Inselbewohnern am Kopf verletzt worden war. Sie sollen zum Teil der Identitären Bewegung angehört haben. Diese Bewegung wird zum rechtsextremistischen Spektrum gezählt.

Flüchtlinge werden an Ankunft gehindert, Journalisten angegriffen
Bewohner der Insel und die angereisten Rechtsradikale versuchen seit Tagen, Flüchtlinge an der Ankunft zu hindern und greifen auch Hilfsorganisationen und Journalisten an.

Video: Bewohner ließen Migranten Anfang März nicht an Land

Seitdem die Türkei die Grenzen zur EU geöffnet hat, kamen mehr als 1700 Menschen mit Booten nach Lesbos, wo bereits 38.000 Flüchtlinge unter katastrophalen Umständen in überfüllten Lagern ausharren. Bereits vor einer Woche war auf Lesbos nahe des Strands von Skala Sykamineas ein nicht mehr genutztes UN-Begrüßungszentrum für Flüchtlinge in Brand gesetzt worden. Griechenland kündigte am Samstag an, zwei Flüchtlingslager im Norden des Landes zu errichten.

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