Coronavirus-Epidemie

Jetzt macht Italien die Lombardei komplett dicht

Ausland
07.03.2020 22:07

Im Kampf gegen die eskalierende Coronavirus-Epidemie will die italienische Regierung noch drastischere Maßnahmen ergreifen. So soll in der Lombardei ein Ein- und Ausreiseverbot verhängt werden, geht aus dem Entwurf einer Regierungsverordnung hervor, die das Kabinett noch am Wochenende verabschieden will. Der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, Giulio Allera, appellierte indes an die Bevölkerung, die sozialen Kontakte so stark wie möglich einzugrenzen. „Wir müssen unser soziales Leben verringern, doch diese Botschaft scheint nicht wirklich angekommen zu sein. Die Bevölkerung muss begreifen, dass wir unser Leben einbremsen müssen, um die Verbreitung des Virus zu verhindern“, so Gallera.

Die bis zum 3. April geltende Maßnahme, also Ein- und Ausreiseverbot, betrifft laut Informationen von Medien auch 13 Provinzen in den norditalienischen Regionen Piemont, Venetien und der Emilia Romagna, in denen viele Infektionsfälle gemeldet wurden. Betroffen sind die Provinzen Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia, Rimini, Pesaro e Urbino, Venedig, Padua, Treviso, Asti und Alessandria. Nur mit Sondergenehmigungen wird man diese Provinzen betreten oder verlassen dürfen. Mitarbeiter aus dem Gesundheitssystem dürfen keinen Urlaub nehmen, geht aus dem Entwurf hervor.

Geschlossen werden in der Lombardei und den 13 Provinzen Sportzentren, Museen, Kinos, Kulturzentren, Theater und Skipisten. Einkaufszentren sollen lediglich von Montag bis Freitag offen sein. Ausgesetzt werden zivile und religiöse Zeremonien. Die Maßnahme gilt auch für Trauerzeremonien. Cafés und Restaurants bleiben offen, doch die Inhaber müssen dafür sorgen, dass die Kunden eine Distanz zueinander von mindestens einem Meter bewahren.

Lombardei befürchtet Zusammenbruch des Gesundheitssystems
Nachdem in Italien 233 Personen am Coronavirus gestorben sind und sich 5883 Menschen infiziert haben, befürchtet die Lombardei den Zusammenbruch ihres Gesundheitssystems. Der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, Giulio Allera, appellierte an die Bevölkerung, die sozialen Kontakten so stark wie möglich einzugrenzen.
„Die Gefahr ist, dass wir bald den Punkt erreichen, in dem wir den Patienten nicht mehr die richtige Unterstützung garantieren können“, sagte Allera bei einer Pressekonferenz in Mailand.

Davor hatten die auf den Intensivstationen eingesetzten Krankenpfleger gewarnt, dass sich trotz des großen Engagements des sanitären Personals die Epidemie weiterhin ausbreite. Um einen Zusammenbruch der Krankenhäuser zu vermeiden, seien weitere Maßnahmen zur Eingrenzung der Infektion notwendig.

Im Kampf gegen die Epidemie bemüht sich die italienische Regierung, den schwer belasteten regionalen Gesundheitssystemen in Norditalien unter die Arme zu greifen. So sollen im Gesundheitswesen 20.000 zusätzliche Mitarbeiter angestellt werden, davon 4800 Ärzte und 10.000 Krankenpfleger, geht aus einer in der Nacht auf Samstag beschlossenen Verordnung hervor.

Auch das private Gesundheitssystem wird seinen Beitrag im Kampf gegen die Epidemie leisten müssen. So sollen private Kliniken Personal, Betten und medizinische Geräte zur Verfügung stellen, wenn es die Lage in den schwer betroffenen Regionen Lombardei, Emilia Romagna und Venetien erfordert. Die Anzahl an Medizinern und Krankenpflegern in den lombardischen Spitälern wird nämlich immer knapper: Viele von ihnen hätten sich infiziert oder seien unter Quarantäne, hieß es.

Regierung ruft Ärzte aus dem Ruhestand zurück
Die italienische Regierung rief mittlerweile sogar Ärzte aus dem Ruhestand zurück. Unterdessen gab der Vorsitzende der in Italien mitregierenden Sozialdemokraten, Nicola Zingaretti, bekannt, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben. „Auch ich habe das Coronavirus“, sagt der Chef des Partito Democratico (PD) in einem auf Facebook verbreiteten Video. Er habe sich zu Hause selbst unter Quarantäne gestellt.

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