Zur „Repräsentation“

Mahrers WKO-Loge kostete Mitglieder 23.600 Euro

Politik
25.02.2020 14:10

Die NEOS schießen sich kurz vor der Wirtschaftskammerwahl immer stärker auf WKO-Präsident Harald Mahrer ein. Sie wollen jetzt in zehn Fragen wissen, wie viel an Mitgliedsbeiträgen für den rauschenden Opernball-Abend in der Vorwoche geflossen sind. Mittlerweile steht fest: Mahrers Luxus-Loge kostete die Beitragszahler der WKO 23.600 Euro. Die Rangloge der Wirtschaftskammer ist die teuerste, die der Ball der Bälle zu bieten hat. „Wir verbuchen die Loge als Repräsentationskosten“, hieß es dazu aus der WKO. Das sei „Usus“.

Auslöser war ein ORF-Interview während des Opernballs und die scherzhafte Frage einer Reporterin nach zwei Flaschen Mineralwasser in der Loge der Wirtschaftskammer. Die Reporterin müsse in die Loge der Industriellenvereinigung oder zur Arbeiterkammer, „wenn sie die große Champagner-Flasche sehen“ wolle, sagte der Bankmanager Andreas Treichl. Mahrer legte nach: „Wir trinken nur Mineralwasser, weil wir sparsam mit den Mitgliedsbeiträgen umgehen.“

Die NEOS wollen es ganz genau wissen
Die Opernballloge der Wirtschaftskammer und die bevorstehende Wirtschaftskammerwahl nutzen die NEOS, um den ÖVP-Wirtschaftsbund- und Kammerpräsidenten Harald Mahrer zu kritisieren. Sie wollen mit zehn Fragen klären, wie viel Geld aus den Mitgliedsbeiträgen für den Ballbesuch von Mahrer - sowie von anderen Funktionären und Länderkammern - ausgegeben wurde.

Welche Vorteile hatten „Zwangsmitglieder der Wirtschaftskammer“?
Die NEOS wollen außerdem von Mahrer wissen, welche konkreten Wirtschaftskontakte er beim Opernball geknüpft habe. „Mit den Anwesenden in der Loge hätte er auch ins Kaffeehaus gehen können“, so Michael Schuster, NEOS-Spitzenkandidat bei den Wirtschaftskammerwahlen nächste Woche. Er will auch wissen, aus welchen Budgetmitteln der Kammer der Opernballbesuch beglichen wurde und welche Vorteile die „Zwangsmitglieder der Wirtschaftskammer“ aufgrund des Ballbesuchs hatten.

„Showauftritte sind wertlos“
Sepp Schellhorn, Wirtschaftssprecher der NEOS, rechnete am Dienstag vor, dass die Kammer heuer mehr als eine Milliarde Euro Einnahmen habe und auf Rücklagen von 1,7 Milliarden Euro zurückgreifen könne. „Die Kammer spürt sich nicht mehr“, so Schellhorn. Manche Beraterverträge der Kammer würden jene eines ehemaligen Casinos-Chefs noch übersteigen, kritisierte Schellhorn. Er werde daher am Donnerstag im Parlament sechs Anträge für mehr Transparenz und Effizienz der Wirtschaftskammer einbringen. Denn „Showauftritte“, wie beim Tourismusgipfel aus Regierung und Kammer zuletzt, seien wertlos, wenn sie zu keinen Ergebnissen führten. „Jetzt sitzt ein Staatskommissär der Regierung in der Wiedner Hauptstraße“, so Schellhorn in Richtung Mahrer unter Verweis auf die WKO-Zentrale in Wien.

Er wiederholte seine Forderung nach einer Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft in der Kammer. Als erster Schritt sollte die Kammerumlage 2 sofort gestrichen werden. Des Weiteren soll es eine Inseratengrenze geben, künftig soll die WKO nicht mehr als einen Euro je Mitglied für Inserate ausgeben dürfen. Außerdem kritisiert Schellhorn, dass der Wirtschaftsbund über das Wirtschaftsparlament mit 20 Millionen Euro gefördert werde.

Mahrer: „Wenn die keine anderen Sorgen haben, weiß ich nicht“
Mahrer bezog in der ORF-Sendung „Pressestunde“ am Sonntag erstmals Stellung zu den Vorwürfen: „Die Behauptung stammt auch nicht von mir und war eher satirischer Natur.“ Die NEOS hätten die Aussagen aus der Sendung „Seitenblicke“ daraufhin kommentiert: „Wenn die keine anderen Sorgen haben, weiß ich nicht.“ Die Kommentare seien ironisch, zynischer Natur gewesen. „Ich versuche immer, Faktenlage und Ernsthaftigkeit von Wahlkampfgetöse zu unterscheiden“, so Mahrer.

Auf die Frage, ob er die Betroffenheit von Vertretern der Arbeiterkammer verstehen könne, antwortete Mahrer: „Uns allen war klar, dass das eher lustig und satirisch gemeint war und der Punkt ist, wer das nicht unterscheiden kann, dem kann ich auch nicht helfen.“ Am Opernball habe er sich der Repräsentation der österreichischen Wirtschaft verschrieben: „Für die Interessensvertreter der österreichischen Wirtschaft ist das mehrheitlich ein Arbeitsball. Ich trinke dort auch kaum etwas und habe das auch in der Vergangenheit bislang kaum getan.“

Kronen Zeitung, krone.at 

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