Hakenkreuz am Arm

Im Fasching als SS-Mann: Schüler suspendiert

Ausland
25.02.2020 12:30

Rassistische Geschmacklosigkeiten sorgen auch heuer im Fasching wieder für Diskussionen: In Hamburg ist ein Viertklässler jetzt vom Unterricht suspendiert worden, weil er zum Faschingsfest als SS-Mann verkleidet in der Schule erschien. Der Schüler trug laut einem Medienbericht eine grüne Soldatenverkleidung und hatte sich eine aus Papier gebastelte Armbinde mit Hakenkreuz übergestreift. Fragwürdige Karnevalsaktionen ließen indes auch in Belgien und Kroatien die Wogen hochgehen.

Das „Hamburger Abendblatt“ berichtete über den als SS-Mann verkleideten Schüler. Demnach habe die Lehrerin den Jungen sofort aufgefordert, die Armbinde mit dem Hakenkreuz abzunehmen. Die Eltern wurden informiert und befinden sich in der Beratung mit Pädagogen, hieß es. Die Schule habe den Jungen vorerst vom Unterricht suspendiert. Er dürfe die Schule aber in Zukunft weiter besuchen. „Die Schulpflicht müssen wir natürlich erfüllen. Vor allem ist es wichtig, ein Kind, das sich droht zu radikalisieren, nicht zu verlieren. Stattdessen müssen wir pädagogisch mit ihm arbeiten, um solche Fälle in Zukunft zu verhindern“, teilte die Schulleitung mit. Der Schüler war schon in der Vergangenheit mit Nazi-Gesten und ähnlichem aufgefallen.

Juden als Kakerlaken: Aalster Bürgermeister verteidigt Karneval
In Belgien hat indessen der Bürgermeister von Aalst, Christoph D‘Haese, den Karnevalsumzug in seiner Stadt gegen Antisemitismus-Vorwürfe verteidigt. „Dies ist keine antisemitische Parade, Aalst ist keine antisemitische Stadt“, sagte der Vertreter der flämisch-nationalistischen Partei N-VA. Hintergrund: Wegen judenfeindlicher Figuren hatte die UNESCO den Aalster Karneval vergangenes Jahr in einem beispiellosen Schritt von der Liste des Immateriellen Weltkulturerbes gestrichen.

Die Kontroverse um den 600 Jahre alten Aalster Karneval, der seit 2010 auf der UNESCO-Liste stand, war im März vergangenen Jahres entbrannt. Auf einem Festwagen waren damals orthodoxe Juden mit Hakennasen auf Geldsäcken stehend und von Ratten umgeben dargestellt worden. Das judenfeindliche Motiv hatte Kritik der EU und jüdischer Organisationen ausgelöst. Der israelische Außenminister Israel Katz hatte sogar ein Verbot des „hasserfüllten“ Umzugs gefordert.

Und war trotzdem auch in diesem Jahr bei der Parade zu sehen, wie Aufnahmen in sozialen Netzwerken belegen. Bürgermeister D‘Haese forderte stattdessen, „den Kontext“ der Veranstaltung zu berücksichtigen. Es gehöre zum „Ritual der Grenzüberschreitung“ beim Aalster Karneval, dass über alles und jeden gelacht werden dürfe.In seiner Stadt werde „über alles gelacht: die Königsfamilie, den Brexit, die lokale und nationale Politik - und über alle Religionen: den Islam, das Judentum und den Katholizismus“, sagte D‘Haese. Ziel sei es nicht, „irgendjemanden zu verletzen“.

Kroatien: Figur eines schwulen Paares mit Kind bei Fasching verbrannt
Auch in der kroatischen Stadt Imotski endete der Karneval heuer mit einem Skandal. Beim traditionellen Faschingsverbrennen wurde am Sonntag eine überdimensionale Figur, die ein sich küssendes schwules Paar mit einem Pflegekind darstellte, verbrannt (siehe auch Video unten), berichteten kroatischen Medien. Staatspräsident Zoran Milanovic kritisierte den „traurigen, inhumanen und absolut inakzeptablen Akt“.

Die Organisatoren berufen sich hingegen auf Traditionen. „Wir sind eine konservative Gesellschaft, die sich an die Tradition hält. ‘Gib das Kind der Mutter‘, wie man zu sagen pflegt. Wir denken, dass das so richtig ist“, sagte Milivoj Djuka, Vorsitzende des lokalen Kulturvereins. Der Karneval in der Kleinstadt im dalmatischen Hinterland wird Berichten zufolge bereits seit 150 Jahren gefeiert.

Hass, Intoleranz und Inhumanität "niemals kroatische Tradition“
Nach Ansicht des neuen kroatischen Präsidenten gehören die Organisatoren für dieses „beschämende Ereignis, das sie mit Tradition begründen, von der Öffentlichkeit schärfstens verurteilt“, schrieb Milanovic auf Facebook und fügte hinzu: Hass, Intoleranz und Inhumanität „sind nicht und werden niemals kroatische Tradition sein.“ Von den Organisatoren forderte der Staatschef eine öffentliche Entschuldigung und von zuständigen Institutionen eine Reaktion, „weil zahlreiche Kinder das Geschehen beobachtet haben und damit Zeugen der Hassverbreitung sowie Gewaltanstachelung wurden“.

Die Vereinigung „Regenbogenfamilien“ kündigte am Montag eine Strafanzeige gegen die Organisatoren wegen öffentlicher Aufstachelung zu Gewalt und Hass an. „Erschreckende Szenen aus Imotski können nicht mit Karnevalsbräuchen gerechtfertigt werden. Das ist zu verurteilen“, kritisierte der Koordinator der Organisation, Daniel Martinovic, in einer Mitteilung. „Was für eine Botschaft wird damit unseren Kindern geschickt, die heute in Kroatien mit ihren lesbischen Müttern oder schwulen Vätern aufwachsen? Was für eine Botschaft gibt man damit Kindern ohne adäquate elterliche Fürsorge - dass es in Ordnung sei sie zu verbrennen, weil Erwachsene nicht verstehen können, dass ihnen jemand helfen will, damit sie ihre Kindheit nicht im Heim verbringen müssen“, schrieb er weiter.

Das kroatische Verfassungsgericht entschied Anfang des Monats, dass auch gleichgeschlechtliche Paare Pflegeeltern werden können. Die öffentliche Meinung in dem mehrheitlich katholischen und konservativen EU-Land ist von dem Konzept homosexueller Pflegeeltern nicht angetan: In einer Umfrage des staatlichen Fernsehen HRT, die nach dem Urteil durchgeführt wurde, gaben 63,7 Prozent der insgesamt 1400 Befragten an, dieses Recht homosexueller Paare nicht zu unterstützen. Kein Problem damit haben 31,5 Prozent, währen sich 4,8 Prozent nicht entscheiden konnten.

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