Wegen „Mecca Girl“

Saudi-Arabien lässt junge Rapperin festnehmen

Ausland
24.02.2020 21:17

In Saudi-Arabien haben die Behörden die Festnahme einer Rapperin aus Mekka angeordnet. Die junge Frau beleidige „die Bräuche und Traditionen“ der heiligen Stadt, erklärte der Gouverneur von Mekka, Chaled al-Faisal, im Onlinedienst Twitter. Die Rapperin mit dem Künstlernamen Asayel Slay hatte im Internet ein Video mit dem Titel „Mecca Girl“ (siehe auch Video oben) veröffentlicht. Darin lobt sie mit Schleier und Sonnenbrille den Mut der Frauen aus Mekka und bezeichnet diese als „Süßigkeiten“.

Im Internet sorgte die Anordnung des Gouverneurs für große Empörung, weil sie der kulturellen Öffnung des ultrakonservativen Königreichs durch Kronprinz Mohammed bin Salman widerspricht. „Ich komme aus Mekka, und das einzige, was ich als beleidigend finde, ist Ihr Rassismus, Ihr Frauenhass und Ihr Kampf gegen eine junge Frau“, schrieb ein Saudi-Araber an den Gouverneur gerichtet auf Twitter. Dabei bezog er sich auch auf die Tatsache, dass die Rapperin dunkelhäutig ist.

Andere Internetnutzer kritisierten das Vorgehen des Gouverneurs als heuchlerisch - zuletzt waren westliche Popstars wie Janet Jackson und Mariah Carey zu Auftritten in Saudi-Arabien eingeladen worden. „Das ist so typisch für die saudi-arabische Regierung: Westliche Influencer einladen, um die Verbrechen der Regierung durch Kunst reinzuwaschen, aber saudi-arabische Frauen angreifen, die ihre kulturelle Identität künstlerisch ausdrücken“, schrieb eine Twitter-Nutzerin.

Im erzkonservativen Saudi-Arabien gelten für Frauen strikte Beschränkungen. Kronprinz bin Salman hat in gewissen Bereichen zwar eine Liberalisierung angestoßen. So wurden das jahrzehntelange Kinoverbot und das Fahrverbot für Frauen abgeschafft und Konzerte mit einem aus Männern und Frauen gemischtem Publikum erlaubt.

Die Reformen wurden von vielen Saudi-Arabern begrüßt, von denen zwei Drittel jünger als 30 Jahre alt sind. Von einer Gleichberechtigung der Geschlechter ist das Land aber noch weit entfernt, Kritiker sprechen von lediglich kosmetischen Reformen. Auch die Opposition wird weiterhin unterdrückt. Erst im November waren nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen Journalisten, Autoren und Aktivisten festgenommen worden.

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