Bedenklicher Text?

„Hoamatgsang“: Kritik an Landeshymne von OÖ

Oberösterreich
24.02.2020 14:58

Derzeit wird Kritik an der oberösterreichischen Landeshymne laut. So sei diese laut der Generalversammlung der IG Autorinnen Autoren nicht mehr „zeitgemäß“. Der aktuelle Text des „ Hoamatgsang“ stammt von Franz Stelzhamer, dessen Werk „antisemitische Stereotype“ enthalte. Die Interessensgemeinschaft fordert daher eine Neuausschreibung.

„Angesichts des alarmierenden Erstarkens von Rechtsextremismus und Antisemitismus ist es unhaltbar, wenn selbst die offizielle Website des Landes Oberösterreich Franz Stelzhamer als untadelige Persönlichkeit darstellt, (...) aber über seinen Judenhass, der in einem nur dürftig verbrämten Genozidverlangen gipfelt, findet sich bis heute kein Wort“, hieß es in einer Presseaussendung.

Während die Stadt Wien 2019 in der Stelzhamergasse an prominenter Stelle eine große Zusatztafel angebracht habe, hätten Oberösterreich und Salzburg bisher keine derartigen Schritte gesetzt. Man rufe daher „alle Zuständigen in ganz Oberösterreich und Salzburg auf, sich zum Problemfall Franz Stelzhamer zu bekennen und es wie die Stadt Wien zu halten“, so die IG Autorinnen Autoren.

Stelzer und Haimbuchner verteidigen Landeshymne
Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und sein Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) verteidigten am Montag die Landeshymne. Tenor: Der „Hoamatgsang“, so der offizielle Titel, sei unbedenklich, mit problematischeren Texten Stelzhamers müsse man sich auseinandersetzen, sie aber im Kontext der damaligen Zeit sehen.

„Oberösterreich setzt sich intensiv mit der Vergangenheit auseinander“, betonte Stelzer in einer Stellungnahme. So sei Stelzhamers Werk bereits 2010 in einem Symposium des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes thematisiert worden und 2014 dazu die Publikation „Der Fall Franz Stelzhamer. Antisemitismus im 19. Jahrhundert“ erschienen. Stelzhamers Text „Jude“ etwa „kann man weder schönreden noch gutheißen“, so Stelzer, man müsse den Dichter aber im Kontext des 19. Jahrhunderts betrachten. In der Landeshymne hingegen „findet sich kein verwerfliches Wort“.

Haimbuchner argumentierte ähnlich: Viele Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts „vertraten ein damals offenbar salonfähiges Weltbild, das in keiner Weise dem entspricht, wofür die moderne europäische Zivilisation heute steht“. Eine aufgeklärte Gesellschaft müsse aber auch „unverdächtige Werke wie den ,Hoamatgsang‘, die unserer Heimat kulturelle Identität gegeben haben“, wertschätzen. Ein „unreflektierter Bildersturm“ sei keine konstruktive Art der kritischen Auseinandersetzung.

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