Anklage im Mordfall

Der Lehener Schütze „wollte nicht töten“

Salzburg
21.02.2020 06:00
„Es ist Anklage erhoben worden“, bestätigt die Staatsanwaltschaft. „Klod“, der mutmaßliche Schütze aus Tirana, wird sich mit einem Landsmann den Geschworenen stellen. Dass er am Abend des 4. Juni auf zwei Bosnier schoss, leugnet er nicht. Doch einen Tötungsvorsatz bestreitet der Albaner: Der tödliche Schuss, der das Leben des Familienvaters Samir H. auslöschte, sei einfach „losgegangen“.

Es hätte ein freudiger Abend für die bosnische Arbeiterfamilie werden sollen: Samir H. feierte mit Sohn Dzenis die Geburt seines neugeborenen Enkels. Passend dazu stand auch das Bayram-Fest an – Anlass genug, um im Lokal „Focus“ an der Ignaz-Harrer-Straße in Salzburg-Lehen anzustoßen. Während die Bosnier im Inneren feierten, saßen drei Albaner im Gastgarten: darunter Klodjan F. (32), Spitzname „Klod“.

Gegen 22 Uhr wollte Dzenis H. nach Hause. Beim Vorbeigehen geriet der Bosnier aber mit einem der drei Albaner in Streit, einem 34-Jährigen. Daraufhin mischte sich „Klod“ ein und verpasste dem Jungvater eine Ohrfeige. Der Bosnier eilte zu seinem Vater, berichtete von der Szene. „Wo ist das Problem?“, wollte Samir H. die Albaner zur Rede stellen. „Klod“ reagierte mit einem Griff in die Umhängetasche seines Landsmannes: Der Anklage nach zog er eine schwarze Pistole der Marke Glock Kaliber 9mm heraus, richtete die Pistole auf Dzenis H. und schoss dem Bosnier in den linken Oberschenkel - ein Durchschuss. Danach, so heißt es in der elfseitigen Anklage, richtete „Klod“ die Waffe auf Samir H. und drückte ab - ein tödlicher Treffer in den rechten Brustbereich. Die Täter suchten sofort das Weite, während Einsatzkräfte versuchten, das Leben des Familienvaters zu retten. Nur Sohn Dzenis überlebte.

Mutmaßlicher Schütze sprach erstmals bei Tatrekonstruktion
Zwei Tage später fand ein Passant die Tatwaffe bei einer nahen Mülldeponie. Eine Woche später fasste die Polizei den mutmaßlichen Beitragstäter in Wien: jenen 34-Jährigen, der die Pistole in einer Umhängetasche verwahrt haben und übergeben haben soll. Was dieser bestreitet. Wieder eine Woche später wurde „Klod“ erwischt: in Düsseldorf. Seit der Auslieferung ist er in U-Haft. Ende November räumte „Klod“ bei der Tatrekonstruktion die Schussabgabe ein - erstmals: Er habe „aus Angst“ abgedrückt. Und der zweite Schuss sei „losgegangen“, als ihn jemand angegriffen habe.

Verteidiger Mirsad Musliu präzisiert: „Mein Mandant bestreitet den Mordvorsatz. Diese Tragödie war nicht gewollt, geschweige den geplant.“ Der mutmaßliche Beitragstäter ist laut Verteidiger Kurt Jelinek gänzlich „nicht geständig“.

Den Prozess wird Richterin Bettina Maxones-Kurkowski führen: Ein Termin ist offen. Die Opfer-Familie wird von Stefan Rieder vom Weißen Ring vertreten.

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