Ein isländisches Sprichwort besagt: „An Tagen, an denen alles weiß ist, und es keinen Unterschied mehr zwischen Himmel und Erde gibt, kommunizieren die Toten mit den Lebenden.“ Die Kamera folgt einem Auto auf einer einsamen Straße, über die sich Nebelbänder wie weißer Mull legen. Bis der Wagen plötzlich eine Leitplanke durchbricht ...
Zwei Jahre ist es her, dass der Polizist Ingimundur (Ingvar Sigurdsson) seine Frau durch den Autounfall verlor. Die Trauer hat ihn zum Eigenbrötler gemacht. Nur seine Enkelin Salka (großartig: Ida Mekkin Hlynsdottir in ihrer ersten Filmrolle) lässt er an sich heran. Als Ingimundur Hinweise findet, dass seine verstorbene Frau eine Affäre gehabt haben könnte, wird die Suche nach der Wahrheit für ihn zur alles beherrschenden Obsession.
Ein formal packendes Psychogramm um Tod, Verlust und Wut - und um die Vehemenz der Erinnerung an einen geliebten Menschen. Zumal nordisches Arthousekino immer auch die raue Landschaft in den Menschen spiegelt.
Wie sich Sigurdsson vom liebenden Großvater zum Berserker in einem emotional entfesselten Rauschzustand wandelt, ist fulminant - und wurde in Cannes mit dem Darstellerpreis der Semaine de la Critique prämiert.
Kinostart von „Weißer weißer Tag“: 20. Februar.
Christina Krisch, Kronen Zeitung
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