krone.at-Kolumne

Politische Freunderlwirtschaft muss aufhören

Politik
19.02.2020 12:00

Dass der nun frisch angelobte burgenländische Landeshauptmann seine Verlobte zur Referentin in seinem Büro machen wollte, war politisch ungeschickt. Was aber noch viel schlimmer ist, ist die Reaktion der deutschen Eventmanagerin auf die nur allzu verständliche Kritik. Sie zeigt ein fragwürdiges Selbstverständnis von Freunderlwirtschaft in der Politik.

Sie wird die Stelle also nun doch nicht antreten: die Eventmanagerin und angehende Frau Doskozil sei laut Facebook-Stellungnahme „erschrocken und enttäuscht darüber, wie viele negative Reaktionen“ ihr entgegengebracht wurden. Die mit rund 5500 Euro pro Monat dotierte Stelle als Referentin möchte sie daher nun doch nicht antreten. Und das ist auch besser so.

Denn ohne die Qualifikation der 36-Jährigen auch nur irgendwie anzweifeln zu wollen: die familieninterne Postenvergabe macht nicht unbedingt einen schlanken Fuß. Die darauffolgende Kritik war absehbar wie gerechtfertigt. Die zukünftige Gattin in ein öffentliches Amt zu hieven, hinterlässt den unschönen Beigeschmack von Vetternwirtschaft. Und die muss in einer Zeit, in der Transparenz und Sauberkeit in der Politik mehr denn je gefragt sind, aufhören!

Vetternwirtschaft ist in jeder Parteifarbe verwerflich
An der Fragwürdigkeit ändert nichts, dass auch andere Parteien sich in der Vergangenheit dieser Unart bedient haben. Ob nun als Tierschutzbeauftragter oder als Pressesprecher - so oder so sind familieninterne Postenvergaben anrüchig, solange der Bürger mit seinem sauer verdienten Steuergeld dafür aufkommen muss. Die Kritik der Schieberei ist das Mindeste, das man dann aushalten muss. Das ist bei dem Spitzenverdienst öffentlicher Posten wohl kaum zu viel verlangt.

Das Problem ist die Selbstverständlichkeit der Schachereien
Wenn die zukünftige Frau Doskozil nun den Hut auf die Referentenstelle wirft, zeigt das nur, dass zuvor nicht einmal der Gedanke des Unrechts aufgekeimt ist. Offenbar hat das Ehepaar Doskozil vorab keinen Frevel darin gesehen, die eigene Verlobte ins Büro zu holen. Das ist erstaunlich. Denn diese Selbstverständlichkeit der Postenschacherei ist es, was langfristig das Vertrauen in eine saubere Politik zerstört.

Dafür muss man Doskozil aber trotzdem loben …
Immerhin: der burgenländische Landeshauptmann räumte ein, einen „politischen Fehler“ gemacht zu haben und entschuldigte sich für seinen „Denkfehler“. Diese prompte, grundordentliche Reaktion muss man lobend anerkennen. Nicht jeder Politiker hat die Größe, seinen Fehler einzugestehen und Konsequenzen zu ziehen. Die Beispiele sind bekannt.

Umso mehr bleibt zu hoffen, dass sich zumindest an diesem Eingeständnis in Zukunft alle Politiker ein Beispiel nehmen. Denn Einsicht ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Und Besserung in Sachen Nepotismus hat sich dieses Land mehr als verdient.

Katia Wagner, krone.at

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