Eklat in Paris

Bürgermeisterkandidat stolpert über Sexvideo

Ausland
16.02.2020 19:58

Ein Vertrauter von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich nach der Veröffentlichung anzüglicher Videos und Chatnachrichten aus dem Rennen um das Pariser Rathaus zurückgezogen. „Eine Website und soziale Netzwerke haben abscheuliche Angriffe auf meine Privatsphäre verbreitet“, sagte Benjamin Griveaux am Freitag. Er wolle dies seiner Familie nicht länger zumuten. Hinter den pikanten Aufnahmen stecken ein russischer Aktionskünstler und seine Freundin. Die beiden wurden verhaftet und wegen des Verdachts der Verletzung der Privatsphäre und der unerlaubten Veröffentlichung sexueller Bilder befragt.

Griveaux selbst hatte nach seinem Rückzug aus dem Rennen um das Bürgermeisteramt Strafanzeige gestellt. Der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski hatte behauptet, die Videos verbreitet zu haben. Er war am Samstag - zunächst allerdings in einer anderen Sache - in Polizeigewahrsam genommen und vernommen worden. Hintergrund war nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen Verdachts der Körperverletzung. Nachdem seine Lebensgefährtin im Zusammenhang mit den Videos festgenommen wurde, ordnete die Staatsanwaltschaft an, auch ihn zu dem Sachverhalt zu befragen.

Eine Website hatte am Mittwochabend Screenshots von anzüglich erscheinenden Chatnachrichten veröffentlicht, die angeblich von Griveaux stammen. Außerdem zeigt sie kurze Videos, auf denen zu sehen ist, wie ein Mann masturbiert. Es ist aber nicht zu erkennen, um wen es sich dabei handelt. Bei der Adressatin soll es sich um Pawlenskis Freundin handeln. Griveaux selbst hatte in seiner Rücktrittserklärung weder bestätigt noch bestritten, dass die Videos und Nachrichten von ihm sind.

Der in Frankreich lebende Pawlenski sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe das Video veröffentlicht, um Griveaux „Scheinheiligkeit“ nachzuweisen. Der Zeitung „Liberation“ sagte der Aktionskünstler, der 42-Jährige halte immer wieder seine Familie hoch und bewerbe sich so für das Bürgermeisteramt in Paris. Sein wahres Verhalten stehe dazu aber in Widerspruch.

Anwalt nennt Vorwürfe „grotesk“
Der Anwalt von Griveaux, Richard Malka, nannte die Vorwürfe Pawlenskis „grotesk“. Man habe es mit „Pseudo-Künstlern“ zu tun, die sich in einer Diktatur wähnten und meinten, anderen Lektionen in Moral erteilen zu müssen. „Auch glaube ich nicht, dass er allein gehandelt hat“, sagte Malka, ohne auszuführen, wer seiner Meinung nach noch hinter der Aktion stecken könnte.

Pawlenski (35) ist bekannt für radikale Aktionen. Er hatte im Oktober 2017 Feuer an einer Zweigstelle der französischen Zentralbank gelegt. Er nähte sich auch aus Protest den Mund zu oder nagelte sich am Hodensack auf dem Roten Platz in Moskau fest. Pawlenski war Anfang 2017 aus Angst vor Verfolgung durch die Moskauer Behörden aus Russland geflohen und hatte in Frankreich Asyl erhalten.

Nun versucht Gesundheitsministerin ihr Glück
Die erste Runde der Kommunalwahlen findet am 15. März statt. Der Rückzug von Griveaux hatte in Paris ein Beben ausgelöst. Er erhielt von Parteien aus dem gesamten politischen Spektrum Unterstützung. Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye sprach von einer „Kampagne der Niedertracht“. Präsident Macron hat bereits Ersatz gefunden: Gesundheitsministerin Agnes Buzyn kündigte am Sonntag an, bei der Kommunalwahl zu kandidieren. Macron lobte, Buzyn habe eine „Herzensentscheidung“ und einen „mutigen Entschluss“ gefällt.

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