WK-Chef Walser:

„WK längst kein Amt der Wirtschaft mehr!“

Tirol
17.02.2020 20:30

WK-Präsident Christoph Walser hofft bei der noch bis zum 5. März laufenden Wirtschaftskammer-Wahl auf einen breiten Rückhalt aus der Tiroler Wirtschaft. Bei der Sitzung des Wirtschaftsbundes am Dienstag in Schwaz will er Stellvertreter von Landesobmann Franz Hörl werden.

„Krone“: Herr Walser, Sie stehen vor Ihrer ersten Bewährungsprobe als WK-Präsident. Was erwarten Sie von der Wahl?
Christoph Walser: Es geht darum, auch künftig als starke Stimme der Wirtschaft wahrgenommen zu werden. Ich habe bei meinen Hunderten Betriebsbesuchen im letzten Jahr eine Aufbruchstimmung wahrgenommen, die Sorgen der Unternehmer gehört und bin überzeugt, dass unsere Mitglieder unseren Einsatzwillen wertschätzen.

Sie haben bei Ihrer Wahl angekündigt, den Service-Charakter der WK-Tirol in den Vordergrund rücken zu wollen. Gelungen?
So, wie ich zu jeder einzelnen unserer Bezirksstellen stehe, so bin ich auch überzeugt, dass wir stetig und beständig daran arbeiten müssen, unseren Mitgliedern einen echten Mehrwert zu bieten. Vor Ort und ohne bürokratische Hürden. Das ist der Kerngedanke moderner Interessenvertretung. Wir sind ein Land der Familienunternehmen – von ganz groß bis hin zu den kleinen EPU (Ein-Personen-Unternehmen) – das ist ein Trumpf, der uns als Region weltweit auszeichnet!

Es geht nicht um bequem oder unbequem
Sie haben in den letzten Wochen auch aus Ihrer Meinung zu politischen Vorgängen im Land und im Bund keinen Hehl gemacht. Wollen Sie ein unbequemer Präsident sein?
Es geht niemals darum, bequem oder unbequem zu sein. Es geht ausschließlich um die Interessen der Menschen, der Unternehmer und letztlich der Wirtschaft. Und wenn es sein muss, dann werden diese Punkte auch vehement vertreten. Aber immer auf Augenhöhe und niemals ohne Anstand bzw. Respekt.

Es kommt einem, wenn man die Schlagzeilen der letzen Monate und Jahre im Lande anschaut, vor, als gäbe es in Tirol nur sehr wenige tatsächliche Themen: Verkehr, Tourismus und Naturschutz. Trügt der Schein?
Leider gibt es tatsächlich ein paar Baustellen, die unser Land seit langer Zeit belasten oder beschäftigen. Was den Tourismus betrifft, muss ich aber schon einmal klarstellen, dass sowohl die Gesinnung der Touristiker als auch die Gesinnung der Menschen abseits der Tourismus-Hotspots stimmt. Wir müssen aber aufhören, einen unserer wichtigsten und beständigsten Wirtschaftssektoren ständig schlechtzureden. Und zum Naturschutz: Wir sind führend, was die Ausweisung von Schutzgebieten betrifft und wir sind auch führend im Wintersporttourismus. Daher lautet mein Fazit: Das eine schließt das andere nicht aus!

Nicht am Ast sägen, auf dem wir sitzen
Die Verkehrspolitik stagniert bzw. definiert sich über so genannte Notmaßnahmen. Ist das sinnvoll?
Nun, dazu muss man schon auch sehen, dass Tirol eine von 270 Regionen in der EU ist und wir ohne einen bestimmten Aktionismus wahrscheinlich wesentlich weniger in Brüssel und Straßburg wahrgenommen würden. Es gilt aber bei allen plakativen Maßnahmen immer auch die eigenen Leute und die eigene Wirtschaft im Blick zu haben und hier maßvoll zu agieren. Es nützt niemandem, wenn wir am Ende bei gleichen Nachteilen auch noch wirtschaftlich einen Ast absägen, auf dem wir sitzen sollen!

60.000 Kontakte, fast 9000 Beratungen
In den letzten Jahren haben Gegner immer wieder an der Beratungskompetenz der Wirtschaftskammer gezweifelt. Was halten sie diesen Kritikern entgegen?
Wir hatten allein im letzten Jahr 60.000 Kontakte zu Mitgliedsbetrieben, dabei 3700 Beratungen zum Thema Arbeitsrecht und mehr als 4800 zum Bereich Gewerberecht. Wir sind schon lange nicht mehr ein „Amt der Wirtschaft“, sondern verfügen über hoch motivierte Expertinnen und Experten. Ganz besonders stolz bin ich auf unser WIFI, das von den Kursteilnehmern beste Noten erhält und letztes Jahr im Rahmen von 3400 Kursen 35.000 zufriedene Besucher hatte. Wer da noch zweifelt, der tut dies ohne die Fakten zu kennen.

Belastungsrucksack muss leichter werden
Was soll sich in Tirol in ihrer nächsten Periode als WK-Präsident ändern?
Ich will, dass endlich die EU und unsere Nachbarländer einsehen, dass ein Brennertunnel nur dann Sinn macht, wenn wir die Güterströme vor Ort kanalisieren – und nicht erst in Kufstein oder in Verona. Zugleich muss der Belastungsrucksack für die heimische Wirtschaft ein großes Stück leichter werden. Bis zur Fertigstellung des BBT macht es wenig Sinn, die eigenen Leute zu strafen und zu wissen, dass die Transitwelle weiterhin rollt. Ich hoffe auch, dass uns in Sachen Mobilität die Wende gelingt. Sei es Wasserstoff oder E-Mobilität. Wir hätten gute Voraussetzungen und einen Vorsprung, den wir nutzen müssen.

Ihr Wahlziel?
Eine hohe Wahlbeteiligung und ein gutes Ergebnis für den Wirtschaftsbund, der sich ja morgen, Dienstag, im Rahmen seiner Landesversammlung in Schwaz für die anstehenden Herausforderungen rüstet.

Bester Wirtschaftsbund seit langem
Wird Franz Hörl als Obmann des Wirtschaftsbundes bestätigt oder übernehmen Sie, wie einige in den letzten Monaten spekuliert haben, doch selbst das Ruder?
Nein! Ich trete als Stellvertreter von Franz Hörl an, um mit ihm gemeinsam den Weg der Erneuerung fortzusetzen. Mit Franz Hörl als unserem Mann in Wien und mir in der Wirtschaftskammer Tirol ist der Wirtschaftsbund so gut aufgestellt wie schon lange nicht mehr.

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