Obdachlosigkeit

Arnie-Appell: „Können so nicht weitermachen!“

Ausland
16.02.2020 15:07

Mit Apple, Google, Intel oder Facebook beheimatet Kalifornien einige der wertvollsten Unternehmen dieser Welt. Und doch: Nirgendwo in den USA ist die Zahl der Obdachlosen größer als hier. Verantwortlich dafür sind vor allem die hohen Mieten. Ein Problem, das jetzt auch Kaliforniens Ex-„Gouvernator“ Arnold Schwarzenegger adressiert.

Den jüngsten Zahlen des United States Interagency Council on Homelessness vom Jänner 2019 zufolge sind in Kalifornien mehr als 151.000 Menschen ohne Dach über ihrem Kopf. In keinem anderen US-Staat gibt es demnach mehr Obdachlose. Zum Vergleich: In New York, der Nummer zwei im unrühmlichen Ranking, sind es rund 92.000 Menschen, dahinter folgt mit großem Abstand der „Sunshine State“ Florida (rund 31.000).

Besonders dramatisch: Unter den rund 41.500 „chronisch Obdachlosen“ finden sich in Kalifornien rund 7000 Familienhaushalte und knapp 12.000 unbegleitete junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren, die ohne Obdach sind. Experten machen den Mangel an erschwinglichem Wohnraum bei rasant steigenden Mieten dafür verantwortlich. Schuld daran sind vor allem große Firmen im Silicon Valley wie Google oder Facebook, die fortlaufend Tausende gut bezahlte Ingenieure und andere Experten anziehen, wodurch sich das Wohnungsangebot verknappt. Zusätzlich kaufen sie Gebäude zur Erweiterung ihrer Zentralen und treiben damit ebenfalls die Preise in die Höhe.

Die Tech-Konzerne haben das Problem inzwischen erkannt und sind sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst: Im vergangenen Juni stellte Google daher eine Milliarde Dollar zur Eindämmung der Wohnungskrise in San Francisco und Umgebung in Aussicht, Ende Oktober zog Facebook nach und kündigte an, dieselbe Summe binnen der nächsten zehn Jahre in Wohnbauprojekte stecken zu wollen.

„Wir können so nicht weitermachen!“
Ex-Gouverneur Schwarzenegger reicht das jedoch nicht. Zur Unterstützung und Unterbringung der „am stärksten gefährdeten Bevölkerung des Staates“ fordert er langfristige Lösungen - und einen Schulterschluss von Republikanern, Demokraten sowie verschiedensten Behörden und Institutionen. Denn das größte Missverständnis in Bezug auf Obdachlosigkeit sei, dass man sich ihrer einfach entledigen könne, so Schwarzenegger in einem Facebook-Video. Ganz so leicht sei es aber nicht: Bundes- und staatliche Behörden, Kommunen, der Privatsektor, NGOs und Bildungseinrichtungen müssten zusammenarbeiten, um die Gründe für Obdachlosigkeit - neben wirtschaftlichen Faktoren wie Arbeitslosigkeit etwa psychische Erkrankungen oder Sucht - in den Griff zu bekommen.

Als Beispiel für die Zuspitzung der Wohnungskrise führt Schwarzenegger den Fall einer Postbotin an, die sich ihre Wohnung nicht länger leisten konnte und nun in ihrem Auto lebt. Noch 1968, als er in die USA kam, habe ein befreundeter Postbote bei einem Einkommen von 1400 Dollar für ein Appartement in Santa Monica monatlich 285 Dollar bezahlt. Für das gleiche Appartement müssten jetzt rund 3000 Dollar gezahlt werden, der Lohn betrage aber nur knapp 5000 Dollar, sodass mehr als die Hälfte des Gehalts für die Miete draufgehe. Schwarzenegger: „Wir können so nicht weitermachen!“

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