„Politik muss handeln“

Dramatischer Mangel: 3200 Stimmen für mehr Ärzte

Steiermark
16.02.2020 08:00

Es ist seit Monaten bekannt, aber bis dato gibt es keine Verbesserungen: In Murau und Murtal gibt es nur einen einzigen Kassen-Frauenarzt, auch bei den Kinderärzten ist die Situation ähnlich. Eine Fohnsdorferin hat nun 3200 Unterschriften gesammelt - und fordert die Politik zum Handeln auf.

Vor einigen Monaten wandte sich Carina Klemmer aus Fohnsdorf zum ersten Mal an die „Krone“: Die werdende Oma sah, wie ihre schwangere Tochter für die verpflichtenden Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen teure Wahlarzt-Rechnungen zu bezahlen hatte. In den Bezirken Murau und Murtal gibt es nur einen einzigen Kassen-Frauenarzt – und der ist voll. „Was bitte tun junge, werdende Mütter, die eine Familie aufbauen wollen, denen es am nötigen Kleingeld fehlt?“, klagte sie damals. Die einzige Alternative: weite Autofahrten.

Nur zwei Kassen-Kinderärzte im Murtal
Bei anderen Fachärzten ist die Situation ähnlich. Im Bezirk Murtal gibt es zwei Kassen-Kinderärzte. Für Erwin Schober in Judenburg läuft der Kassen-Vertrag 2022 aus, weil er dann 70 wird. Gibt es keinen Nachfolger, kann der Vertrag aber verlängert werden. „Mir geht’s gesundheitlich blendend, und ich mache den Job sehr gerne“, versichert Schober.

Im Herbst haben Carina Klemmer und ihr Mann Wolfgang die Situation schließlich selbst in die Hand genommen. Sie begannen, Unterschriften zu sammeln. „Wir haben in Cafés und am Bürgeramt unsere Listen aufgelegt“, erzählt sie. 3200 sind es jetzt geworden. „Ich möchte erreichen, dass sich die Landespolitiker mit den Ärzten und Krankenkassen zusammensetzen und eine Lösung erarbeiten“, so die vierfache Mutter. „Es soll sich für einen Kassenarzt wieder rentieren, eine Praxis am Land zu eröffnen.“

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Jeder weiß es und kritisiert das Problem, aber keiner steht auf und traut sich, dagegen und gegen die Politiker etwas zu sagen.

Carina Klemmer

Jungfamilien drohen vom Land abzusiedeln
Bei ihrer Petition fordert Klemmer nicht nur mehr Kassenstellen für Fachärzte, sondern auch die Einrichtung eines Fonds, der die Kosten für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen decken soll – auch rückwirkend bis Anfang 2019. „Wenn nicht bald etwas geschieht, werden sich einige Jungfamilien sicher überlegen, Murtal und Murau zu verlassen und ihren Lebensmittelpunkt in Städten aufzubauen“, warnt die Fohnsdorferin.

Startbonus der Kassen noch immer unwirksam
Die Krankenkasse bietet mittlerweile ganze 70.000 Euro Starthilfe für die Nachbesetzung von Kassenstellen am Land – zu helfen scheint das aber nichts. Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) zeigt sich gesprächsbereit: „Ich werde zeitnah das Gespräch mit der Österreichischen Gesundheitskasse suchen, um insbesondere die Problematik des Landärztemangels zu erörtern und einen gemeinsamen Lösungsansatz zu entwickeln.“

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