Vor dem Liga-Start

SKN: Blanke Nerven in der zu heilen Welt

14.02.2020 08:29

Aufbruchstimmung, pauschales Einschwören hinter verschlossenen Türen, Anzeichen von Euphorie - als sich die „Krone“ Ende Jänner im türkischen Trainingscamp des SKN ein Bild vom Ist-Zustand machen durfte, war die St. Pöltner Fußballwelt noch richtig heil. Fast zu heil. 20 Tage später und drei Tage vor dem Liga-Start gegen die Admira rumort’s am Ufer der Traisen. Eine Kolumne von Hannes Steiner.

Wobei die Gründe dafür wieder einmal hausgemacht sind ...

... wenn man vom Cupfinale träumt, sich aber auf dilettantische Art und Weise daheim gegen Zweitligist Innsbruck verabschiedet.

... wenn Generalmanager Andreas Blumauer stolz auf ein 8,7-Millionen-€-Budget hinweist, mit dem man bereits die Nummer sieben der Liga sei, Sportvorstand Thomas Nentwich aber einmal mehr unterstreicht, dass der Klub die Million für die Übernahme der Akademie nicht aufbringen kann.

... wenn Kapitän Christoph Riegler gegenüber der „Krone“ nach dem zahnlosen Cup-Auftritt sanft-kritische Töne anschlägt, jedoch von der nervösen PR-Abteilung zum Zurückrudern genötigt wird. Peinlich, wenn man anlässlich des SKN-Jubiläumsjahres auf den Slogan „Ich bin 20 - ich darf das“ setzt. Riegler ist bereits 27 - darf aber offenbar nicht (mündig sein).

Trainer Alex Schmidt schweigt zu vielen Themen. Als ehemaliger Red-Bull-Ausbildner und Verfechter des fußballakademischen Denkens vor allem zur Causa Akademie. Bei seiner Lebensgefährtin in Salzburg tankte der Bayer am gestrigen freien Tag Kraft fürs Derby: „Abschalten kann ich aber nicht.“ Wohl auch, weil Sturm-Hoffnung Cory Burke mit einer Patellasehnen-Reizung für unbestimmte Zeit ausfällt - oder weil Schmidt am Mittwoch mit Sakko Ouedraogo ein derart emotionales Streitgespräch hatte, dass St. Pöltens letzter Derby-Torschütze danach beim 3:1 im Test gegen die Juniors auf Kunstrasen (!) - Gratulation an das Sportland.NÖ - fehlte. Die Nerven liegen blank. Auf allen Ebenen.

Hannes Steiner, Kronen Zeitung