Hinter den Kulissen

Geheimer Blick in das Geheimdienst-Herz

Österreich
14.02.2020 06:00

Neue Sicherheitsregeln, neues Gebäude, neues Vertrauen - wie der Innenminister den Verfassungsschutz umkrempeln will. Die „Krone“ durfte hinter die Kulissen der hochgesicherten BVT-Zentrale sehen.

Drei Buchstaben, BVT, kennzeichnen die größte Baustelle für die Sicherheit Österreichs. Denn seit der – laut Höchstgericht widerrechtlich – durchgeführten Razzia in der streng abgeriegelten Kaserne des heimischen Verfassungsschutzes am Wiener Rennweg herrschte Feuer am Dach. Nachdem dann auch noch ein geheimes Dokument auftauchte, stand die heikle Zusammenarbeit im sogenannten Berner Club, einem Zusammenschluss der 28 EU-Nachrichtendienste, an der Kippe.

Jetzt soll ein „BVT 2.0“ das zerstörte Vertrauen wieder zurückgewinnen. Bei einem Rundgang durch die Geheimdienstzentrale skizzierte Innenminister Karl Nehammer am Donnerstag seine Pläne für einen neuen, modernen Verfassungsschutz.

In „Enklave“ werden im Terrorfall Maßnahmen koordiniert
Dabei durfte die „Krone“ erstmals auch einen Blick ins neue Herz des polizeilichen Geheimdienstes werfen. Nach zwei Sicherheitsschleusen und der Abgabe des Handys ging es in die intern genannte „Enklave“, eine abgeschottete Einheit. In dem Lage- und Infozentrum sind mehrere Monitore mit einer Österreichkarte an der Wand angebracht. Auf Computer-Bildschirmen gehen ständig Nachrichten ein. „Von hier aus wird im Falle eines Terror-Anschlags die Kommunikation mit Sicherheitsbehörden geleitet“, so Vize-Direktor Dominik Fasching.

In jenem Raum, in dem auf PC ohne Internetzugang (um Hacker-Attacken zu verhindern) die als streng vertraulich klassifizierten Dokumente ausgewertet werden, herrschte freilich Zutrittsverbot. Neben den neuen Sicherheitsmaßnahmen muss aber auch dringend ein neues Gebäude gesucht werden – denn ein privater Wohnbau hinter der Kaserne würde jedem Spionage-Angriff Tür und Tor öffnen.

„Brand aus“ nach Angriff auf das Außenministerium
Netz-Kriminelle hatten seit Jahresanfang das Außenministerium im Visier, nun setzten Experten dem Cyber-Spuk ein Ende. Außenminister Alexander Schallenberg verkündete am Donnerstag erleichtert: „Nach intensivsten Arbeiten und einer hervorragenden Zusammenarbeit aller beteiligten Ressorts (Außen-, Innen- und Verteidigungsministerium wie auch das Bundeskanzleramt; Anmerkung der Redaktion) ist es am vergangenen Wochenende gelungen, unsere IT-Systeme vollständig zu bereinigen und dem Cyberangriff auf das Außenministerium ein Ende zu setzen“, so der Minister im Gespräch mit der „Krone“. „Das Krisenmanagement funktionierte.“

„Gezielte Attacke mit der Absicht, Informationen zu beschaffen“
Auch wenn den Hackern nun ein Riegel vorgeschoben werden konnte, ist der Fall noch nicht abgeschlossen. „Die Ermittlungen hinsichtlich der Verantwortlichen sind noch im vollen Gange“, so Schallenberg. „Nach aktuellem Wissensstand hat es sich um eine gezielte Attacke gehandelt - mit der Absicht, Informationen zu beschaffen.“ Spekulationen, wonach die Angriffe auf das Netzwerk des Ministeriums die Handschrift russischer Internetkrimineller tragen sollen, will er sich nicht anschließen.

Christoph Budin, Klaus Loibnegger und Paul Tikal, Kronen Zeitung

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