Nasse Fahrbahn, eine Kurve oder abgelenkt: Man muss nicht rasen - oft reichen schon geringe Geschwindigkeiten für verheerende Unfälle. Die „Krone“ beim Praxistest, der einmal mehr zum Augenöffner wurde.
Kerzen stehen um den Ampelmast in Innsbruck, der nicht mal einen Knick davongetragen hat. Vergangenen Sonntag war ein Auto dagegen gekracht – hat sich förmlich darum gewickelt. Der Beifahrer war auf der Stelle tot, der Lenker (20) wurde schwer verletzt.
Es ist ein heftiges Unfallbild, das in den Kommentarspalten des Internets und am Mittagstisch für Gesprächsstoff sorgte. „Wie schnell muss man unterwegs sein, dass ein Auto so aussieht?“, war online wie offline der einhellige Tenor. In konkretem Fall wird das ein Gutachter feststellen. Das Auto wurde sichergestellt.
Nasse Fahrbahn schon bei 50 km/h verheerend
Fakt ist aber, dass entgegen allerlei Mutmaßungen keine 100 km/h nötig sind, um einen solchen Unfall zu verursachen. Schon 50 km/h reichen bei nasser Fahrbahn aus, um nicht mehr lebend aus dem Auto zu kommen. Das wird im Alltag aber nur all zu leicht vergessen. Dabei „kann man über alles diskutieren, nur über die Physik nicht“, bringt es Thorsten Kolb, Fahrsicherheitstrainer vom ÖAMTC auf den Punkt. Denn bei nasser oder glatter Fahrbahn verlängert sich der Bremsweg um ein Vielfaches, es kann zu Aquaplaning kommen. Das Fahrzeug gerät ins Schleudern und trifft im schlimmsten Fall gegen ein Hindernis.
Beifahrer würde Aufprall wohl nicht überleben
Wie schnell das gehen kann, wird im Praxistest klar. Mit 53 km/h fährt Thorsten Kolb über die nasse Fahrbahn am Trainingsgelände des ÖAMTC – ohne die richtige Reaktion kommt das Auto sofort ins Schleudern, stellt sich quer und prallt seitlich gegen die Wasserfontäne. „Wäre das Wasser ein massiver Gegenstand, würde der Beifahrer den Unfall vermutlich nicht überleben“, sagt der Trainer. Es ist also bei nasser Fahrbahn Vorsicht geboten – auch wenn man „nur“ mit 50 km/h unterwegs ist.
Kommt man trotzdem ins Schleudern, muss man sofort gegenlenken und notbremsen, wie Hubert Sima, Leiter des Fahrtechnikzentrums, erklärt. „Auf keinen Fall auf das Hindernis schauen, sondern dahin, wo man hinwill“, sagt Sima – und klärt einen Mythos auf: „Das schlimmste ist die Handbremse zu ziehen. Man sieht das im Fernsehen oft als Lösung – doch es bewirkt das Gegenteil.“ Heißt: die Reifen blockieren, das Fahrzeug kommt ins Schleudern, das Auto wird unkontrollierbar. „Dann kann man nichts mehr tun“, betont Sima.
Um in einer Notsituation möglichst richtig zu reagieren, braucht es auch nach dem Mehrphasen-Führerschein Übung. Denn man wiege sich oft in falscher Sicherheit, gerade durch die technisch immer besser werdenden Fahrzeuge: „Die Autos geben dem Lenker ein sicheres Gefühl, doch die Physik hat Grenzen. Wenn das Fahrzeug ins Schleudern kommt, der Untergrund eisig ist, das Fahrverhalten nicht passt, kann auch die Technik nicht mehr helfen.“
Während Fahrt: Hände weg von Handys & Navis
Das Fazit also: Auch wenn man schon jahrelang sicher auf der Straße unterwegs ist – ein Unfall kann immer passieren. Daher sollte man vorausschauend fahren, regelmäßig trainieren und die Finger von elektronischen Geräten wie Handys oder Navis nehmen. „Denn Ablenkung ist immer noch Unfallursache Nummer 1“, sagt Hubert Sima.
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