Stabile Beziehung

Wie die Liebe hält und es mit dem Partner klappt

Leben
09.02.2020 08:00

Am 14. Februar ist Valentinstag, der Tag der Liebe. Was nach Romantik klingt, ist oft harte Arbeit. Paare verraten, wie Liebe ein Leben lang halten kann.

Brigitte Karner weiß noch ganz genau, wie alles begann. Damals, vor mehr als 30 Jahren, stand sie Peter Simonischek entschlossen gegenüber und sagte: „Ich möchte gerne in der Revolution mitarbeiten!“ Es war der Auftakt zum sechsstündigen Historiendrama „Lenz und die Freiheit“, das 1986 in vier Teilen ausgestrahlt wurde. Simonischek war der tollkühne Rebell Andreas Lenz und Karner die reiche Bankierstochter Lenore. „Es knisterte schon zu Beginn der Dreharbeiten, aber wir waren beide in Beziehungen und gingen diesen Gefühlen nicht nach“, erinnert sich die Schauspielerin und Autorin.

„Therapie hat uns unglaublich geholfen“
Erst Jahre später sollten Karner und Simonischek zueinanderfinden, heiraten und zwei Kinder bekommen. „Jeder, der eine lange Beziehung führt, weiß, dass es nicht immer leicht ist“, so die Kärntnerin, die mit dem charismatischen Steirer schon zu Beginn ihrer Partnerschaft einen Paartherapeuten aufsuchte. „Peter wollte nicht, dass wir die gleichen Fehler machen wie in den Beziehungen davor. Diese Therapie hat uns unglaublich geholfen. Wir haben uns nicht nur als Paar besser verstehen und kennengelernt, sondern auch viel über uns selbst erfahren“, so die bekannte Schauspielerin und Drehbuchautorin.

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Jede dritte Ehe zerbricht, in Großstädten sogar jede zweite.

Ein einfaches Rezept, wie Beziehungen lange oder gar ewig währen, gibt es aber – leider – nicht. Experten wollen eine ganze Reihe von Faktoren ausgemacht haben, die helfen, miteinander glücklich alt zu werden. Fakt ist: Partnerschaft ist harte Arbeit. Und das mehr denn je. Unsere Lebenswelt ist komplex geworden, alte Rollenmuster brechen auf, alles dreht sich schneller, Stress und Erfolgsdruck machen zu schaffen – und Verlässlichkeit und Loyalität sind passé. Vor allem deshalb scheitert jede dritte Ehe, in Großstädten sogar jede zweite.

Vielleicht haben Frauen früher einfach mehr erduldet und nahmen vieles eher hin. Dass zum Beispiel die renommierte Wiener Psychoanalytikerin Rotraud Perner mehr als vier Jahrzehnte eisern zu ihrem Reinhold hielt, gar bis zu dessen Tod, mag schwer verständlich erscheinen. Standesamtlich heirateten die beiden 1968, aber kirchlich erst 1982 – also nachdem Reinhold mehrfach fremdgegangen war und mit zwei Frauen fast parallel zwei Kinder gezeugt hatte. „Zuerst war es ein Schock, aber sobald ich wieder vernünftig denken konnte, fragte ich mich: Wenn dieser Mann zur Tür hereinkommt und ich nichts, rein gar nichts über ihn weiß, will ich ihn?“ – Perners Antwort auf diese Frage lautete Ja. Die beiden heirateten danach kirchlich und machten eine Paartherapie. „Es hat uns geholfen, mehr Verständnis für die Gefühle des anderen aufzubringen und einander zuzuhören. Darüber hatten wir vorher nicht geredet.“

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In jeder guten Beziehung ist Liebe die Basis.

Kommunikation ist der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung, ist nicht nur Perner überzeugt. Der berühmte US-Paarforscher John Gottman hat in seinen Studien vier Kommunikationssünden entdeckt, die die Liebe gefährden: Kritik in Form von Schuldzuweisungen, Verteidigung und Rechtfertigung, Verachtung und Geringschätzung des Partners. Mauern und Rückzug sind demnach die „apokalyptischen Reiter“, die eine Trennung bereits nach wenigen Jahren wahrscheinlich machen. Aber auch wer kleine Bitten oder Wünsche des Partners übergeht, bringt das Beziehungsglück ins Wanken. „Es ist wichtig, dem Partner gegenüber eine wertschätzende Haltung einzunehmen, das Positive in ihm zu sehen, ihn zu bestätigen und ihm zu danken.

Nur wer die Sprache der Liebe beherrscht, kann eine stabile und erfüllende Beziehung führen“, erklärt Paartherapeutin Maria Richter-Zima. Die Wienerin steckte mit ihrem Mann Michael selbst schon in vielen Krisen, die die beiden gemeinsam immer wieder bewältigten. „Ich habe zwei Kinder in die Beziehung mitgebracht, das gemeinsame Leben war eine Herausforderung. Später überschatteten Todesfälle unser Familienglück, doch eine Paartherapie hat uns geholfen.“ Seit zehn Jahren gibt Richter-Zima selbst Therapiestunden, und gemeinsam mit ihrem Michael, der hauptberuflich Solarkraftwerke in Deutschland betreibt, veranstaltet sie Paar-Workshops. „Im Fokus stehen die gegenseitige Wertschätzung und die Liebe.“

Ohne Liebe geht es tatsächlich nicht
John Gottman, der als Papst der Paartherapie gilt, untersucht in seinem Institut an der Universität Washington seit etwa 40 Jahren die Beziehung Tausender amerikanischer Paare und nennt sein Labor nicht zufällig Liebeslabor (Love Lab). Dort werden die Partner mit Sensoren verkabelt, die die Herzfrequenz, die Schweißbildung auf den Handinnenseiten, die Geschwindigkeit des Blutflusses und die Bewegung auf dem Stuhl gemessen, während Mann und Frau vor laufender Kamera ein Streitgespräch führen. Ziel: herauszufinden, was eine Beziehung funktionsfähig hält. Das Ergebnis seiner Untersuchungen sind sozusagen „die Zehn Gebote Gottmans“.

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Ich statt Wir - Selbstsucht stürzt Paare in die Krise

Neben Kommunikation und Respekt ist Transparenz eines der wichtigsten Gebote. Es gibt genügend Menschen, die ständig mit ihrem Job hadern, sich aber nicht zu kündigen trauen, weil mit ihrem Gehalt das Haus abbezahlt wird. Sie sollten die Sorgen mit ihrer Partnerin teilen, statt wie ein Zombie beim Abendessen zu sitzen. Nur wer Wünsche, Ziele und Ängste mit dem Partner teilt, baut echte Verbundenheit auf. Und die wirkt wie ein Schutzschild gegen die vielfältigen Beziehungskiller im Alltag. Laut Gottmans umfangreichen Studien sollte man daher sich und seinem Partner gegenüber immer aufrichtig sein.

Eine Erkenntnis, die auch Maria und Georg aus Perchtoldsdorf erlangt haben. „Wir hatten Probleme, obwohl wir einander lieben“, erzählen die beiden. „Als wir begonnen haben, völlig offen und ehrlich über alles zu reden, hat sich vieles gelöst.“ In der IMAGO-Paartherapie, die auch Therapeutin Richter-Zima praktiziert, ist Ehrlichkeit ein wesentlicher Aspekt. Auch die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.

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Wenn beide Partner die Beziehung vernachlässigen und die Gefühle des anderen ignorieren, ist der Weg zurUntreue geebnet.

Selbstsüchtig in die Krise
„Wir sind daraufgekommen, dass viele Probleme in unserer Beziehung mit uns selbst zu tun haben. Es ist wie ein schwerer Rucksack, den man jahrelang mitschleppt. Sobald man sich dessen bewusst ist und die Muster dahinter erkennt, hat man Chancen, eine Lösung zu finden“, sagt Georg. Die elementare Voraussetzung fürs Gelingen einer Beziehung ist vor allem das, was man als „Commitment“ bezeichnet. Also das 100-prozentige Einlassen auf eine Beziehung – eben nicht unverbindliches Geplänkel, bis sich etwas Besseres ergibt. Ein weiteres Element, das Partnerschaften zuverlässig in die Krise treibt, ist Selbstsucht.

Beziehungen, in denen etwa sein Job immer wichtiger ist als ihre Karriere oder sie nicht ein einziges Mal den Mädchenabend für einen Kurzurlaub mit ihm sausen lässt, haben ein begrenztes Haltbarkeitsdatum. Wenn beide die Ehe vernachlässigen, ist der Weg zur Untreue geebnet; wenn sie die Gefühle des anderen nicht mehr zur Kenntnis nehmen, die Signale des Unmuts missachten; wenn sie Unzufriedenheit für sich behalten, und das bloß, um Konflikte zu vermeiden.

Maxine und Don Simpson haben all das nicht gemacht. Oder sagen wir es lieber so: Sie haben es richtig gemacht. 2014 ging die Liebesgeschichte der beiden um die Welt. Sie waren 62 Jahre verheiratet und starben innerhalb von nur vier Stunden. Das Foto, wie sie sich ein letztes Mal an den Händen halten, brachte Millionen Menschen zum Weinen. Am Valentinstag haben die beiden immer ihre Liebe gefeiert. Tun Sie das auch?

Wie es mit dem Partner klappt

Eine über viele Jahre glückliche Beziehung zu führen, ist eine große Herausforderung. Dennoch lohnt es sich - allein schon aus gesundheitlichen Gründen. Mehrere Studien belegen, dass Alleinstehende ein um20 Prozent höheres Risiko haben, an Diabetes, Herzleiden und Krebs zu erkranken. Folgende Fragengeben Aufschluss über die Qualität ihrer Beziehung:

Lieben Sie Ihren Partner?
Ihr Partner sollte Ihr Lieblingsmensch sein. Wenn Sie seine Nähe genießen und gerne mit ihm Zeit verbringen, sind die wichtigsten Voraussetzungen erfüllt.

Haben Sie Freunde und gute Bekannte?
Pflegen Sie Freundschaften und soziale Kontakte. Ihr Partner sollte eine zentrale Rolle einnehmen - aber nicht die einzige.

Reden Sie schlecht über Ihren Partner?
Es kann gefährlich werden, mit Freunden oder Verwandten zu viel über Ihre Beziehung zu reden. Wer nur Fehler thematisiert, übersieht das Gute.

Stellen die Kinder eine Zerreißprobe für die Beziehung dar?
Die Geburt eines Kindes ist eine der größten Hürden. Die Zahl der Trennungen erreicht in den ersten zwei Jahren den Höhepunkt. Eltern sollten so früh wie möglich wieder Zeit für sich freischaufeln.

Sind Sie mit sich selbst im Reinen?
Wenn Sie sich selbst nicht annehmen, hat auch ihr Partner keine Chance, zu Ihnen durchzudringen.

Silvia Jelincic, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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