Italien als Vorbild

Neues Steuermodell soll Kirchenaustritte stoppen

Österreich
04.02.2020 12:08

Die Zahl der Kirchenaustritte ist im vergangenen Jahr um 14,9 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen traten 2019 laut vorläufigen Daten der Bischofskonferenz 67.583 Personen aus der römisch-katholischen Kirche aus. Die erneut angewachsene Austrittswelle macht sich auch bei den Einnahmen bemerkbar. Bereits seit geraumer Zeit werden Stimmen laut, die eine Reform des Kirchenbeitragssystems fordern. Denn neben Missbrauchsskandalen wird auch der Kirchenbeitrag immer wieder als Grund für die Kirchenaustritte genannt. Mihilfe eines ähnlichen Steuermodells wie es in Italien praktiziert wird, sollen die Austritte reduziert werden.

In Italien können Bürger einen Teil ihrer Abgaben im Zuge der Steuererklärung einer Religionsgemeinschaft widmen. Dabei handelt es sich um 0,8 Prozent der jährlichen Steuerleistung. Wenn man keine spezifische Widmung einträgt, wird das Geld nach einem Verteilungsschlüssel vergeben. Das italienische Modell wäre keine Steuererhöhung, betonte Rudolf Höfer, Grazer Universitätsprofessor für Kirchengeschichte, am Montag gegenüber dem „Kurier“. Es entstünden den Menschen auch keine zusätzlichen Kosten. Damit würde laut Höfer auch ein Hauptargument für die Kirchenaustritte wegfallen.

Allerdings müssten die Prozentsätze in Österreich höher ausfallen, damit den Religionsgemeinschaften kein finanzieller Nachteil entstehe. Und dass das Modell funktioniert, beweise Italien schließlich Jahr für Jahr. Höfer bringt dafür das Beispiel Südtirol, wo von rund 480.000 Katholiken im Jahr 2018 lediglich 14 aus der Gemeinschaft ausgetreten seien. Umgerechnet auf Österreich, wo zehnmal mehr Katholiken leben, müsste die heimische Austrittszahl bei 150 liegen. Die jüngste Statistik weist aber ein Vielfaches davon aus.

Andere Glaubensgemeinschaften gesprächsbereit
Dem Vernehmen nach können der Steueridee andere Glaubensgemeinschaften einiges abgewinnen. Sowohl die Israelitische Kultusgemeinde als auch die Islamische Glaubensgemeinschaft zeigen sich gesprächsbereit. Mit einem koordinierten Vorgehen könnte man sich auch bei den politischen Parteien Gehör verschaffen, ist man sich sicher.

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