Förderklassen-Debatte

„Kinder lernen am besten voneinander Deutsch“

Politik
04.02.2020 06:00

Die umfangreichen Lehrpläne im heimischen Bildungssystem sollen modernisiert werden. So sieht das Bildungskapitel im türkis-grünen Regierungsprogramm als Neuerung etwa die Mittlere Reife als Bildungspflicht vor, während die umstrittenen Deutschförderklassen bleiben. Darüber sowie über andere Bildungsthemen spricht Moderator Gerhard Koller im krone.at-Newstalk mit dem Bildungsaktivisten und ehemaligen Lehrer Daniel Landau. Das gesamte Interview sehen Sie im Video oben.

Die Deutschförderklassen, die es seit Herbst 2018 gibt, müssen jene Kinder besuchen, die dem Unterricht aufgrund sprachlicher Probleme nicht ausreichend folgen können und deshalb als außerordentliche Schüler eingestuft wurden. Landau sieht das damals unter der schwarz-blauen Regierung definierte Ziel, die Sprache Deutsch besser an die Schüler zu vermitteln, als richtig und „elementar wichtig“. Allerdings fiel eine erste Evaluierung der Maßnahme ernüchternd aus.

„Die Kinder verlieren auch Zeit und wichtige Inhalte“
Landau findet es vor allem problematisch, dass Kinder in den Deutschförderklassen ein ganzes Jahr lang aus dem üblichen Klassenverband ausgeschlossen sind. Es sei „vom sozialen Verständnis“ her bedenklich, wenn die Kinder „immer wieder in verschiedene Gruppenverbände auseinandergerissen“ würden, außerdem „lernen Kinder ja am besten voneinander Deutsch“. Überdies würden sie „Zeit verlieren und auch die wichtigen Inhalte des normalen Regelunterrichts“ - denn schließlich gehe es ja nicht nur um den Spracherwerb.

Bedenken bei Mittlerer Reife als Bildungspflicht
Künftig muss - als Neuerung im Bildungssystem - mit einer Mittleren Reife nachgewiesen werden, dass man zumindest Grundkompetenzen in Deutsch, Mathematik und Englisch hat, erst dann kann die Schullaufbahn beendet werden. Landau findet es grundsätzlich gut, wenn garantiert ist, dass „alle diese notwendigen Kompetenzen“ beherrschen. Doch die entscheidende Frage sei: „Was passiert denn dann, wenn diese Mittlere Reife, diese Bildungspflicht nicht bestanden wird?“

Es sei „wenig sinnvoll, wenn man die Schülerinnen und Schüler dann mit den gleichen Mechanismen noch ein Jahr und noch ein Jahr und noch ein Jahr sitzen lässt, bis sie diese Inhalte absolviert haben“. Wichtig sei vielmehr: „Wie können wir diese Unterrichtsinhalte breiter anbieten, wie können wir mehr Garantie dafür geben, etwa dass die Schüler tatsächlich sinnerfassend lesen können?“ Als Stichwort führt er die Leseförderung an, die auch „tatsächlich stattfinden“ müsse.

Rasche Modernisierung der Lehrpläne gefordert
Dass die Lehrpläne wieder einmal reformiert werden sollen - im Bildungskapitel angeführt sind etwa ökologisches Handeln, politische Kompetenz und bewusste Mediennutzung - sieht Landau grundsätzlich positiv. Es wäre „tatsächlich an der Zeit, diese Inhalte auch bei den Kindern ankommen zu lassen“. Wie die genaue diesbezügliche Umsetzung aussehe, stehe jedoch auf einem anderen Blatt. Modernisiert gehörten die Lehrpläne aber auf jeden Fall - nur sollte das nicht Jahre in Anspruch nehmen, so Landau.

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