Puristen unter sich

Generationentreffen: BMW Z3 M trifft auf Z4 M40i

Motor
03.02.2020 00:15

Vor genau 25 Jahren hat BMW den Z3 eingeführt, um seinen Kunden reines Roadster-Vergnügen zu bieten. Der Nachfolger in vierter Generation, nun als Z4, ist noch frisch am Markt und führt die Tradition - jetzt wieder mit Stoffverdeck - fort. Wir schauen, was aus der luftigen Legende geworden ist.

(Bild: kmm)

Auch wenn die Ursprünge der Z-Reihe bereits in den Achtzigern zu suchen sind - mit dem lediglich zwei Jahre in kleinen Stückzahlen gebauten Z1 - so hat BMW doch mit dem Z3 erst richtig losgelegt. Bereits kurz nach Markteinführung erreichte der knackige Roadster deutliche Sichtbarkeit im Straßenbild. Und die Bayern halten treu zu ihrer, man kann schon sagen, Legende - obwohl die Zeiten härter werden. Das aktuelle Modell entstand in Kooperation mit Toyota, wobei die Entwicklungshoheit des neuen Z4 ganz klar auf BMW-Seite lag, insbesondere was den Antriebsstrang angeht.

Aber die Aufmerksamkeit gilt zunächst einmal dem Z3 Roadster - der nach 25 Jahren zum Alltagsklassiker gereift ist. Das mit lediglich 4,05 Längenmetern kompakte Spaßmobil hat Magnetwirkung auf die Köpfe der Passanten, so viel ist sicher.

Der Gaudi-Zenit wurde mit der etwas später nachgelieferten M-Version erreicht. Denn hier arbeitet unter der betont langen Motorhaube ein 3,2 Liter großer Reihensechszylinder mit 321 PS, viel Leistung für ein gerade einmal 1,4 Tonnen schweres Gefährt. Doch gar nicht lange herumphilosophieren: einsteigen, Stoffkapuze (mit einem Handgriff) fallen lassen, Motor starten und ab! Der Schalthebel des Fünfganggetriebes liegt griffig in der Hand, die ersten Kilometer wird jedoch früh und sachte hochgeschaltet, um das Öl behutsam auf Betriebstemperatur zu bringen. Schnell merken die Insassen, dass der kleine Sportler in offenem Zustand eine kräftige Brise in den Fahrgastraum befördert - an Cabriofeeling mangelt es also schon mal nicht. Den wohlkomponierten, jedoch nicht aufdringlichen Sechszylinder-Sound übertönt der Wind dennoch nicht so einfach, und das, obwohl hier ein waschechter M auf den Rädern steht.

So langsam ist der Motor dann warm und das volle Drehzahlband darf ohne Reue genutzt werden. Und das will es auch, um Druck auf die Rücken der beiden Passagiere auszuüben. Etliche Jahre Gewöhnung an längst üblichen Turbopunch lassen in Vergessenheit geraten, dass Saugmotoren rotieren möchten, um Schub zu liefern. Der betagte M kann es noch, lässt sich auch von den Hochperformance-Dieseln in Vertreterhand nicht ärgern und begeistert in seiner Längsdynamik. Dass er nur 5,4 Sekunden bis 100 km/h brauchen soll, will man ihm indes erst abnehmen, nachdem man den Drehzahlbegrenzer ausgetestet hat. Quer macht er sowieso Laune, geht auch mal mit dem Gaspedal um die Kehre und lässt den Fahrer grinsen. Aber Vorsicht! ESP kennt ein Z3 noch nicht, und der Grenzbereich oder eben jener Punkt, an dem die Rotation um die Hochachse startet, lauert quasi in jeder Fahrbahnwindung.

Alles easy im Z4
Der Z4 M40i bewegt sich in dieser Disziplin insbesondere für ungeübte Fahrer sicherer. Übrigens ist das aktuelle Modell kein reinrassiges M-Pendant, aber ohnehin die einzige Wahl, wenn man einen Reihensechszylinder möchte. Mit 340 PS ist er dem M-Klassiker in den Leistungskennzahlen überlegen, zumal er dem Triebwerk zur Kraftübertragung auch noch acht statt fünf Übersetzungen offeriert. Erwachsener geworden ist der Z4, obwohl er noch immer (4,32 Meter) kurz ist. Und man sitzt irgendwie von der Straße entkoppelt, obwohl er als klassischer Roadster ja gerade das Gefühl vermitteln sollte, an die Straße angebunden zu sein. Es ist also nicht das unvergleichliche, knackige Mazda-MX-5-Gefühl, aber immer noch hinreichend direkt.

Doch schon nach dem ersten, eindringlichen Gaspedalbefehl sind die Bedenken weg, die Sportlichkeit könne auf der Strecke bleiben. Der aufgeladene Dreiliter ist schon aus dem Drehzahlkeller derart bissig, dass man sich auf die Fahrbahn und vor allem auf das Lenken konzentrieren sollte. Kein Wunder, laut Werk schnalzt der BMW mit Hinterradantrieb binnen viereinhalb Sekunden auf Landstraßentempo. Er marschiert wesentlich ungestümer nach vorn als der Z3 M, schiebt so mühelos wie nachdrücklich und schnaubt intensiv in der Tonalität - da haben sich die Akustiker nicht lumpen lassen.

In puncto Sturmerlebnis lässt es das neue Modell dafür ruhiger angehen als der werdende Oldtimer - hält sich zumindest bei moderaten Fahrtempi eher zurück. Hartgesottene Frischluftenthusiasten müssen unbedingt das integrierte Mini-Windschott entfernen, um glücklich zu werden. Dann jedoch sind komplexe Frisuren nicht sicher vor dem rasanten Z4. Wo wir schon beim Thema Innenraum sind: Auch ein Kapitel, das den Zeitenlauf eindrucksvoll bekundet. Der Z4 holt die Generation Spielkonsole ab, deckt die Bedürfnisse der Computer-Jahrgänge mit einem Kombiinstrument, aus dem die mechanischen Anzeigen längst verbannt wurden. Hier regieren Sprachbedienung und Touchscreen, während dort beim Z3 noch Straßenkarten in der Türtasche stecken.

Fast ein bisschen schade ist, dass BMW beim aktuellen Frischluft-Kandidaten Liebhaber klassischer Innenraum-Architektur außen vor lässt. Man muss kein Retro-Fan sein, aber das Z3-Interieur ist derart charmant gemacht, dass es einfach berührt: Schon alleine das im Farbton passend auf die Ledersitze abgestimmte blaue Kunststoffdekor erfreut die Sinne ästhetisch interessierter Passagiere. Immerhin punktet der Z4 mit seiner breiten, zum Fahrer hingewandten Mittelkonsole auf ergonomischer Ebene und wohltuend akkurater Verarbeitungsqualität. Cool sind jedenfalls beide - und im Konvoi gleich doppelt.

(SPX)

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(Bild: kmm)



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