Diplomatischer Eklat

Coronavirus: Moskau verwehrt deutschem Jet Landung

Ausland
01.02.2020 15:10

Die Rückholung deutscher Bürger aus dem schwer vom Coronavirus heimgesuchten Wuhan in Zentralchina (siehe dazu auch Video oben) hat zu einem diplomatischen Eklat geführt. Russland habe der deutschen Bundeswehrmaschine mit den 128 Rückkehrern die zwingend benötigte Zwischenlandung in Moskau verwehrt, teilte das Verteidigungsministerium in Berlin am Samstag mit. Laut einem Medienbericht halten deutsche Sicherheitskreise den Verweis der russischen Seite auf Platzprobleme für vorgeschoben.

„Russland hat uns zwar den Überflug genehmigt, aber eine Landung an den Moskauer Flughäfen wurde mit Verweis auf mangelnde Kapazitäten am Boden verweigert“, sagte der Kommandeur der Flugbereitschaft im Verteidigungsministerium, Oberst Daniel Draken, der „Bild am Sonntag“. Der Airbus musste deshalb zum Auftanken in Finnlands Hauptstadt Helsinki zwischenlanden.

Moskau hatte zuvor Zwischenlandung zugesagt
Nach Informationen der Zeitung hatte Russland den deutschen Behörden die Landung zuvor in Aussicht gestellt. Der Zwischenstopp auf dem Flug nach Frankfurt am Main ist notwendig, um den Airbus aufzutanken und die Piloten auszutauschen. Eine A310-Crew war demnach bereits am Donnerstag nach Moskau vorgeflogen, um dort die Maschine übernehmen zu können. Die Nachricht, dass die Landung in Moskau verweigert wird, kam dem Bericht zufolge in der Nacht auf Samstag.

Immer mehr Staaten verhängen Einreiseverbote
Die Bundeswehrmaschine hätte ursprünglich gegen Samstagmittag in Frankfurt eintreffen sollen, durch die Verzögerung soll sie nun am späten Nachmittag dort gelandet. Nach der Rückholaktion kommen die Passagiere für 14 Tage in Quarantäne. Nach bisherigen Erkenntnissen ist jedoch keiner davon mit dem Coronavirus infiziert. In Deutschland hatte sich zuvor erstmals ein Kind angesteckt, die Zahl der Fälle stieg auf sieben. Außerhalb Chinas wurden bisher in zwei Dutzend Ländern rund 150 Infektionen gezählt. Immer mehr Staaten verhängen Einreiseverbote für Besucher aus China, darunter auch die USA.

Bundesheer holt am Sonntag Österreicher heim
Indes läuft die Organisation der Heimholung von sieben Österreichern aus dem chinesischen Epidemiegebiet auf Hochtouren. Sonntag gegen 6 Uhr früh soll jene Bundesheer-Transportmaschine nach Frankreich abfliegen, mit der die Österreicher von dort heimgeholt werden. „Frankreich fliegt am Sonntag EU-Bürger aus China aus. Darunter befinden sich auch sieben Österreicher. Das Außenministerium ersuchte das Verteidigungsministerium um den Weitertransport der Staatsbürger“, hieß es von der Regierung.

Die Crew werde von einem Sanitätsteam und zwei Experten des ABC-Abwehrzentrums begleitet, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer. „Ein Botschaftsmitarbeiter ist nach Wuhan gereist, um die Österreicher zu betreuen. Vor dem Flugantritt gibt es einen Gesundheitscheck, es können nur Gesunde mitfliegen. Nach unseren Erkenntnissen sind derzeit aber alle wohlauf“, so Guschelbauer.

Bereits rund 260 Tote und 12.000 Erkrankte in China
Seinen Ausgang hatte das Virus 2019-nCoV in der zentralchinesischen Metropole Wuhan genommen. In China stieg die Zahl der Infizierten mittlerweile auf fast 12.000, wie die Nationale Gesundheitskommission am Samstag mitteilte. Bisher starben in der Volksrepublik demnach 259 Menschen an der Atemwegserkrankung, die bereits während der bis zu zwei Wochen dauernden Inkubationszeit von Mensch zu Mensch übertragbar ist.

Wegen der Lungenkrankheit ist China praktisch zum Stillstand gekommen. In der hart betroffenen Provinz Hubei wurden 45 Millionen Menschen abgeschottet. Alle Verkehrsverbindungen sind dort gekappt. Landesweit werden Überlandbusse gestoppt, Züge und Flüge reduziert. Die Ferien zum chinesischen Neujahrsfest wurden verlängert: Schulen, Universitäten und Kindergärten bleiben geschlossen, Fabriken stehen still und Büros sind verriegelt.

WHO rief internationalen Gesundheitsnotstand aus
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Donnerstagabend den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen, was eine stärkere länderübergreifende Koordination ermöglichen soll. Zur Begründung wies die WHO auf die Ausbreitung des Erregers außerhalb Chinas hin: „Größte Sorge“ sei, dass sich das Virus auf Länder mit weniger gut ausgestatteten Gesundheitssystemen ausbreite. 

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