Diskussion in Graz

Gefängnis-Leiter: „Ohne Einsperren geht es nicht“

Steiermark
31.01.2020 05:50

Zum Bersten voll war am Mittwoch das Grazer Lokal Promenade. Dort plauderte der Anstaltsleiter der Justizanstalt Karlau, Josef Mock, aus dem Nähkästchen. Ein großes Thema war an diesem Abend die Problematik im Maßnahmenvollzug: Die dort untergebrachten „schweren Jungs“ werden so gut wie nie entlassen.

Mit diesem Thema hat Politik-Café-Initiator und Rechtswissenschaftler Markus Steppan ins Schwarze getroffen: „Ist Einsperren noch zeitgemäß?“, lautete die zentrale Frage im Vortrag, zu dem er den Anstaltsleiter der Grazer Karlau, Josef Mock, geladen hatte.

Der Jurist konnte sie rasch beantworten: „Bei manchen Delikten geht es einfach nicht anders“, so der Experte. Wobei: „Haft ist für die meisten Gefangen ein schockierendes Erlebnis. Die eigene Erfahrung führt dazu, dass man hierhin nicht mehr zurück will.“

Maßnahmenvollzug mit Problemen
Als besonders problematisch bezeichnete Mock die Situation im Maßnahmenvollzug. Von den aktuell 534 Insassen der Karlau sind 83 dort untergebracht. Sie gelten als geistig abnorm, aber zurechnungsfähig. Das heißt, sie wussten zum Zeitpunkt der Tat ganz genau, was sie angestellt haben und waren sich der Konsequenzen bewusst.

„Therapien wirken nicht immer“
Bei ihnen handelt es sich vor allem um Gewalttäter mit Tötungsdelikten, Sexualstraftäter und Pädophile, Brandstifter. „Die Wirkung der Therapien, so wie wir uns das vorstellen, tritt leider nicht immer ein. Viele bleiben einfach gefährlich, und es wäre ein Desaster, diese Menschen in die Freiheit zu entlassen.“ Dementsprechend niedrig sind die Zahlen der Entlassungen aus dem Maßnahmenvollzug: "Zwei pro Jahr, wenn es hoch kommt...“

„Vorbildlicher Strafvollzug in Österreich
„Doch wie steht es um die Qualität des Strafvollzugs in Österreich? “Er ist vorbildlich organisiert. Aber natürlich gibt es Verbesserungspotenzial. Die Schweiz sollte da als Vorbild dienen. Dort wird viel mehr Geld investiert, sodass eine Trennung von Straftätern und jenen im Maßnahmenvollzug stattfindet. Es gibt spezielle Einrichtungen, dementsprechend groß sind auch deren Erfolge", so Mock

Beim nächsten Politik-Café, organisiert von der 7. Fakultät der Uni Graz, wird Burgtheater-Chef Martin Kušej erwartet. Ein Termin wird noch festgelegt.

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