Gerti Senger:

Warum Beziehungen für uns so wichtig sind

Steiermark
30.01.2020 08:05
Am 7./8. 2. findet bei der Messe (Tagungszentrum) in Graz die große Gesundheitsmesse „KroneFit“ statt. Auch „Krone“-Expertin Gerti Senger ist mit dabei. Wir haben mit ihr vorab schon ein großes Interview geführt.

„Krone“:Frau Senger, Sie kommen am 7. Februar zur „KroneFit“ nach Graz. Welchen Titel hat Ihr Vortrag?
Gerti Senger:
Schicksalsmacht Beziehung. Weil die Menschheit immer mit großen Schicksalsschlägen konfrontiert war. Ob Pest, ob Tuberkulose. Am Ende hat die Wissenschaft diese Schicksale immer besiegt. Und Beziehungen sind eben auch eine Schicksalsmacht.

Was ist der Kern Ihres Vortrages?
Es geht darum, den Menschen klar zu machen, wie wichtig Beziehungen sind. Das ist nicht mehr irgendeinen These, das ist mit vielen Untersuchungen und Experimenten wissenschaftlich längst belegt, auch durch Ergebnisse aus den Hirnscannern.

Haben Sie ein Beispiel für unsere Leser parat?
Es gab ein Experiment, bei dem eine Testperson mit zwei anderen unsichtbaren Mitspielern auf dem Computerbildschirm mit Bällen spielte. Diese Testperson lag in einem Kernspintomografen, einem Gerät, das Gehirnaktivitäten misst. Die Computer waren miteinander vernetzt. Im ersten Teil des Experiments spielten die beiden Mitspieler der Versuchsperson genauso oft die Bälle zu wie untereinander. Später schlossen sie die Versuchsperson aus, spielten ihr keinen Ball mehr zu. Die Folge war: Die Aufnahme des Gehirns zeigte aktivierte Schmerzzentren. Als ob ein Arm gebrochen oder eine Sehne gerissen war. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus: Positive Beziehungen haben die selbe Wirkung wie Medikamente.

Welche Art von Beziehungen meinen Sie eigentlich?
Das ist gar nicht so wichtig. Es muss nur eine positive Beziehung sein, nicht unbedingt eine Liebesbeziehung. Freunde, Tiere, Pflanzen, zu all dem kann man Beziehungen aufbauen.

Ist die heutige Zeit für Beziehungen nicht oft problematisch?
Das stimmt. Der Aufwand für eine Beziehung wird oft nicht mehr gemacht. Früher hat man sich auf einen Kaffee getroffen, heute schaut man sich alleine eine Netflix-Serie an. Ohne Benefit. Das Investment in Beziehungen nimmt leider immer mehr ab.

Warum eigentlich?
Weil den Menschen die Bedeutung von Beziehungen nicht bewusst ist. Sie wissen nicht, welches Potenzial da schlummert. Dass das aber Energieaufwand bedeutet, ist klar. Schauen Sie. Früher gab es die gute Nachbarschaft. Da hat jeder auf den anderen geachtet, jeder war für den anderen da. Heute leben wir in der Hallo-Zeit. So oft hört man dieses inhaltslose Hallo zur Begrüßung. Mehr kommt da nicht. Diese flachen Beziehungen steigen einfach. Und das hat auch einen großen Anteil daran, dass die Depressionserkrankungen so dramatisch zunehmen.

Immer mehr Menschen leben ja auch vereinsamt.
Leider, ja. Seit Jahrzehnten habe ich meine Praxis. Natürlich gibt es immer wieder Menschen, die große Konflikte austragen müssen. Aber immer öfter kommen Menschen zu mir, die einfach nur reden wollen. Die haben sonst niemanden.

Ihr Fazit zum Abschluss?
Inzwischen gibt es immer mehr Belege dafür, dass enge Beziehungen zu anderen auf vielfältigste Weise wichtig für unser Wohlbefinden sind. Ein stabiles soziales Netz macht uns glücklicher, gesünder und erfolgreicher. Wer gute Bindungen pflegt, lebt sogar länger und empfindet das Leben als bedeutungsvoller. Es lohnt sich, in Beziehungen zu investieren.

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