Modelleisenbahn

„Elf Stunden bauen, um eine Stunde zu fahren“

Tirol
26.01.2020 12:00

In der gemeinsamen Werkstatt verbringen Helmut Jarosch und Ernst Wallnöfer den Großteil ihrer Freizeit mit Modellbauen.

Es ist wortwörtlich ein „kleines“ Lebenswerk, das die Modellbauer Helmut Jarosch und Ernst Wallnöfer in ihrer Innsbrucker Werkstatt wie einen Schatz verwahren – komplettiert mit winzigen Scharnieren, mikroskopischen Schriftzügen und Mini-Spanngurten lagern dort zwei Lokomotiven und sechs Wagons. Im Maßstab 1:11, wohl bemerkt.

„Das bedeutet eine Stunde fahren und elf Stunden bauen“, scherzt Wallnöfer und hat damit nicht ganz unrecht. Denn in jedem Waggon stecken 400 bis 800 Arbeitsstunden, abhängig von Größe, Bremsvorrichtung und Details. In sein Lieblingsstück, die ÖBB-Diesellok, investierte der 65-Jährige rund 1800 Stunden. Doch dem kann Jarosch stolz mit seiner englischen Dampflok entgegenhalten: „Ich habe zehn Jahre mit Unterbrechungen daran gebaut.“ Beruf und Familie sind mit „Unterbrechungen“ gemeint – denn das Bauen ist für die beiden ein Hobby.

Mit viel Liebe zum Detail
Und dieses machen sie sich nicht gerade leicht: Im Gegensatz zu den „normalen“ Modelleisenbahnen im Maßstab 1:87, auch „H0“ genannt, bauen die beiden seit über 25 Jahren in „5 Zoll“-Dimensionen. Für Detailverliebte ein dankbarer Maßstab - und bei Wallnöfers Waggons wird kein noch so kleiner Hebel oder Buchstabe ausgelassen. Die Lokomotiven funktionieren zudem mit der Originaltechnik - die von Jarosch fährt tatsächlich mit Dampf, zum Start gehören daher Feuer, Kohle und Wasser. Vom Miniatur-Führerhäuschen aus kann man sogar einen Blick in den brennenden Kohleofen werfen.

Aufsteigen, Zug fährt ab!
Auch an Kraft fehlt es den Maschinen nicht – bis zu zwei Tonnen ziehen die Loks hinter sich her. Eine wichtige Voraussetzung, denn Jarosch und Wallnöfer „fahren“ auch auf ihren Kreationen – in Tirol etwa auf den Gleisen der „Mini Dampf“ in Barwies bei Mieming. Dazu setzen sie sich auf die Waggons, steuern und bremsen auch von dort aus. „Aber das ist nur ein Teil des Hobbys – das Bauen macht mir viel mehr Spaß“, so Wallnöfer, welcher sich seine ganzen Metallbau-Fertigkeiten selbst aneignete.

Keine Frage des Preises
Diese beweist er fast tagtäglich im Umgang mit der Fräsmaschine, dem Ständerbohrer, dem Schweißgerät und den vielen anderen Anlagen und Werkzeugen, die sich in dem 150 Quadratmeter großen Lager befinden. Vor Kosten scheuen die Hobbybauer nicht zurück, denn jedes nur mögliche Teil soll handgemacht sein. „Dadurch, dass die Nachfrage nach großen Maschinen eher gering ist, bekommen wir diese meist relativ günstig“, verrät Wallnöfer.

Viel Geld steckt trotzdem in der Werkstatt, dafür wird das Endprodukt ebenso in der Preisklasse von Autos gehandelt. Doch ein Verkauf kommt für beide nicht in Frage. „Es ist weniger eine Preis- und mehr eine Wertfrage“, meint Jarosch.

Gemeinsam ausdauern
Junge Menschen „verirren“ sich nur mehr selten in die Modellbau-Szene. „Ich denke, das ist dem Geist der Zeit geschuldet – wenn man etwas will, kann man es einfach bestellen und es ist am nächsten Tag da. Mit solchen Stücken geht das nicht“, versucht Jarosch eine Erklärung zu finden.

Neue Gesichter sind im Modelleisenbahnklub Zirl und am Modellbaustammtisch gerne gesehen, betont Wallnöfer: „Viele bauen ja im versteckten Kämmerlein.“ Doch er und sein Kollege können bestätigen: Der Austausch und die gegenseitige Motivation helfen beim Ausdauern – und es ist auch einfach praktisch und nett, wenn in Barwies einer für die Zugpfeife und der andere fürs Steuern zuständig ist.

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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