Hungersnot befürchtet

„Beispiellose“ Heuschreckenplage peinigt Ostafrika

Ausland
24.01.2020 12:25

Apokalyptische Szenen am Schwarzen Kontinent: In Ostafrika macht sich die schlimmste Plage von Wüstenheuschrecken seit mehreren Jahrzehnten breit. Gewaltige Schwärme der Insekten fallen seit Monaten über Landstriche in Äthiopien, Kenia und Somalia her (siehe auch Video oben). Sie seien „beispiellos in ihrer Größe und ihrem Zerstörungspotenzial“, teilte die UNO mit. In der ohnehin armen, von Dürren und Überschwemmungen geplagten Region könnte die Plage zu einer massiven Hungersnot führen.

Der Ausbruch sei „von einer Dimension, die weit über die Norm hinausgeht und die wir seit 25 Jahren nicht gesehen haben“, erklärte Daniele Donati, Vizechef der Abteilung für Notfälle bei der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO). So sei etwa ein Schwarm in Kenia mit Hunderten Millionen Insekten etwa 2400 Quadratkilometer groß. Ein einziger Quadratkilometer der Heuschrecken könne an einem Tag so viel vertilgen wie 35.000 Menschen - und ein Schwarm könne bis zu 150 Kilometer am Tag zurücklegen.

Wetterphänomen sorgt für Invasion der Insekten
Mitverantwortlich für diese Notlage ist ein Wetterphänomen: der Indische-Ozean-Dipol. Diese natürlich vorkommende Schwankung der Meeresoberflächentemperatur hat Ostafrika viel Regen beschert. In der Region sind 3,4 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen. Für die Wüstenheuschrecke hat die Nässe sehr gute Bedingungen geschaffen. Die Insekten können sich von der Vegetation optimal ernähren, die feuchte Erde ist ideal für die Reproduktion und die Winde unterstützen die Verbreitung der Heuschrecken.

Die Lage ist besonders verheerend, weil in Ostafrika ohnehin große Nahrungsmittelunsicherheit herrscht. 25,5 Millionen Menschen haben dort der UNO zufolge derzeit nicht genug zu essen. Viele Bewohner mussten mit einer schlimmen Dürre kämpfen, dann mit Überschwemmungen. Die meisten Menschen sind Kleinbauern oder Hirten, also stark vom Land abhängig. Hinzu kommen Konflikte, wie etwa in Somalia, wo die Al-Shabaab-Miliz die Bevölkerung terrorisiert.

Die Behörden sind bei der Bewältigung der Plage heillos überfordert. Die Länder waren auf diese Dimension des Ausbruchs nicht vorbereitet. Die einzige effektive Maßnahme gegen die Heuschrecken ist aus Sicht der UNO-Experten das großflächige Sprühen von Pestiziden aus der Luft. Die FAO braucht nach eigenen Angaben 70 Millionen Dollar (mehr als 60 Millionen Euro) für die Bekämpfung der Insekten und die Unterstützung der Betroffenen in Äthiopien, Kenia und Somalia.

„Hundertprozentiger Verlust der Ernte“ möglich
Sollte der Ausbruch nicht unter Kontrolle gebracht werden, könne die Zahl der Heuschrecken bis Juni auf das 500-Fache anwachsen, warnte FAO-Experte Donati. Das ganze Ausmaß vorherzusagen sei schwierig, Heuschrecken richteten Schaden an „ähnlich wie Brände“ - einige Felder können komplett verwüstet sein, andere unberührt. Doch klar ist: Die wichtigste Erntezeit der Region beginnt im März. Die Plage könne „zu einem hundertprozentigen Verlust der Ernte führen“, wenn die Heuschrecken angreifen, während die Pflanzen noch jung seien.

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