Harvey Weinstein

Vergewaltigungsopfer bekam Schoko-Penisse, Valium

Adabei
24.01.2020 09:24

Die „Sopranos“-Darstellerin Annabella Sciorra hat am Donnerstag vor Gericht in New York ausgesagt, dass sie Anfang der 90er-Jahre von Harvey Weinstein brutal vergewaltigt worden sei. Bevor er sie vergewaltigt habe, habe der Filmproduzent ihr ein Paket mit dem Beruhigungsmittel Valium geschickt. Später habe er ihr eine Schachte mit Schokoladen-Penissen geschenkt.

Die „Sopranos“-Darstellerin erzählte dem Gericht in Manhattan, dass der 67-jährige Filmproduzent ihr das Paket schickte, damit sie „sich entspannt und nicht so gestresst ist“, nachdem er sie in einem seiner Filme besetzt hatte. Laut der Schauspielerin waren in dem Paket einige Filme, Lakritze, Popcorn und eine Flasche Diazepam, auch bekannt unter dem Namen Valium. Auf die Frage des Staatsanwaltes, ob sie danach noch ein zweites Paket erhalten habe, antwortete Sciorra: „Es war eine Box voller Schokoladen-Penisse. Ich fand es ekelhaft und unangebracht.“

„Habe geschlagen und getreten“
Weinstein sei Anfang der 90er-Jahre in ihre Wohnung in New York eingedrungen und habe sich sein Hemd ausgezogen, sagte Sciorra aus. „Ich habe ihm gesagt, dass er gehen soll. Aber er ist immer wieder auf mich zu gekommen und ich habe mich überwältigt gefühlt, weil er sehr groß war. Ich habe ihn geschlagen und getreten, ich habe versucht, ihn von mir wegzubekommen“, schilderte Sciorra. Er habe sie aber festgehalten und vergewaltigt.

Danach habe er sie bedroht und gewarnt, dass sie niemandem von dem Vorfall erzählen dürfe. Ihr sei es danach sehr schlecht gegangen, sagte Sciorra. „Ich habe angefangen, viel zu trinken und mir selbst Schnittverletzungen zuzufügen.“

Kein Einzelfall
Strafrechtlich sind Sciorras Vorwürfe verjährt, die Staatsanwaltschaft hofft aber, durch ihre - und andere - Aussagen nachweisen zu können, dass es sich bei Weinsteins Vergehen nicht um Einzelfälle handelt. Der 67-Jährige hörte sich Sciorras Aussagen ruhig an und machte sich hin und wieder Notizen. Zuvor war er gestützt auf einen Mitarbeiter seines Teams in den Gerichtssaal gehumpelt.

Am Mittwoch hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung sich in ihren Auftaktplädoyers einen harten Schlagabtausch geliefert. Die Staatsanwaltschaft hatte den 67-Jährigen als „Sexualstraftäter und Vergewaltiger“ bezeichnet, Weinsteins Team griff die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen an.

Übergriffe auf mehr als 80 Frauen
In dem Prozess geht es vor allem um Vorwürfe von zwei Frauen: Weinstein soll die Produktionsassistentin Mimi Haleyi im Jahr 2006 zum Oral-Sex gezwungen haben, eine andere Frau soll er 2013 vergewaltigt haben. Weinstein bestreitet alle Vorwürfe. In den kommenden Wochen wird ein harter Kampf zwischen Anklage und Verteidigung um die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen erwartet - am Ende entscheiden die zwölf Geschworenen über Schuld oder Unschuld.

Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Mehr als 80 Frauen haben Weinstein seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfen und damit die weltweite MeToo-Bewegung ausgelöst.

Derzeit versucht das Verteidigungsteam des in Ungnade gefallenen Ex-Miramax-Chefs durch von angeblichen Opfern verfasste Emails die Vorwürfe gegen ihren Klienten zu entkräften. Weinsteins Anwalt Damon Cheronis erklärte: „Wir haben dutzende und dutzende Emails, die Statements von Klägerinnen enthalten, aus denen hervorgeht, dass sie in einer Beziehung mit Mr. Weinstein waren, darunter auch Liebesbeziehungen.“ Laut Cheronis soll eine Zeugin Weinstein ihre neue Telefonnummer mitgeteilt haben, während eine andere darum bat, den Filmemacher ihrer Mutter vorzustellen.

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(Bild: kmm)



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