Graz Kulturjahr 2020:

Hoffnung liegt auf der „Generation Emil“

Steiermark
23.01.2020 08:00

Der aus dem deutschen Fernsehen bestens bekannte Physiker und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar schafft es wie kein anderer, Komplexes einfach darzustellen. Heute hält er die Festrede bei der Eröffnung der Kulturjahres Graz 2020. Wir befragten den ihn zur Zukunft.

Herr Yogeshwar, Sie sprechen zur Zukunft der Stadt. Wie gut kennen Sie Graz?
Ich kenne Graz als eine Stadt voller Geschichte. Für mich als Physiker sind da vor allem die Bezüge zu Kepler, Schrödinger, Wegener, Tesla interessant.

Was unsere Zukunft angeht, sind viele pessimistisch.
Ja, Dystopien sind weit verbreitet. Ich setze da einen hoffenden, von viel Optimismus geprägten Gegenpunkt. Wissen Sie, ich bin am Wochenende zum ersten Mal Opa geworden. Mein Enkel heißt Emil, und ich werde in Graz über Emils Welt sprechen. Denn er gehört einer Generation an, die das 22. Jahrhundert erleben wird. Und er wird eine nie geahnte Freiheit erleben. Schon heute sind Wissen und Information dank Internet und Smartphone global. Das wird sich noch verstärken. Die Veränderungen kommen in einem rasanten Tempo, das die Grenzlinien von Gegenwart und Zukunft verschwimmen lässt.

Das macht aber auch vielen Menschen Angst, oder?
Die vielen Veränderungen bereiten eher unserer Generation Sorgen. Wir erkennen, dass wir so nicht weitermachen können und haben permanent ein schlechtes Gewissen - wenn wir fliegen, wenn wir mit dem Auto fahren. Vieles wird da in den kommenden Jahren neu geschrieben werden. Für die „Generation Emil“ bedeuten die Veränderungen nicht nur mehr Freiheit, sondern natürlich auch mehr Verantwortung. Sie wird jedoch die Sensibilität haben, neue Prioritäten zu setzen und das Richtige zu tun.

Ist es dafür dann nicht schon zu spät?
Nein, das glaube ich nicht. Wir stehen im Moment direkt im Zentrum einer Zeitenwende. Wir alle sehen, dass die Politik nicht mehr so funktioniert, wie wir das gewohnt sind. Aber erprobte Alternativen haben wir noch keine gefunden. Auch wächst die Transparenz, wir alle wissen zu viel und beginnen uns die Frage zu stellen, ob wir alles wissen möchten - unser Sterbedatum etwa. Im Augenblick denken wir gerade vieles neu, und diese Spannungen prägen unsere Gesellschaft. Manche sehnen sich jetzt nach dem Alten, dem Bekannten zurück, so entsteht Nationalismus und Rechtspopulismus. Aber die „Generation Emil“ ist auf dem Weg in eine neue Welt, die sie prägen und gestalten wird.

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