Freunderlwirtschaft

Reichste Frau Afrikas unter Betrugsverdacht

Ausland
21.01.2020 07:09

An Superlativen mangelte es Isabel dos Santos selten. Als reichste Frau Afrikas machte die älteste Tochter von Angolas einstigem Langzeitpräsidenten Jose Eduardo dos Santos Schlagzeilen, ihr Vermögen wurde von Forbes auf knapp zwei Milliarden Euro taxiert. Jahrelang feilte die heute 46-Jährige bei öffentlichen Auftritten an ihrem Image als Selfmade-Milliardärin, die es nach dem Studium nur dank harter Arbeit an die Spitze geschafft hat.

Doch jetzt rücken journalistische Enthüllungen und auch juristische Ermittlungen dieses Image in ein anderes Licht. Kritikern zufolge waren viele Jahre vor allem Nepotismus und Misswirtschaft Grund für die ungleiche Verteilung des Wohlstands, der eine kleine Elite des ölreichen Staates begünstigte.

Vermögenswerte eingefroren
Ein Gericht in Angola hat die Vermögenswerte von Dos Santos zum Jahreswechsel wegen Korruptionsvorwürfen eingefroren. Hintergrund sind Korruptionsermittlungen in Verbindung unter anderem mit der nationalen Ölfirma Sonangol, als deren Direktorin Dos Santos im Sommer 2016 von ihrem Vater eingesetzt worden war.

Von Hilfe ihres Vaters profitiert
Jose Eduardo dos Santos hatte Angola, das zu den ärmsten und korruptesten Ländern der Welt gehört, von 1979 bis 2017 autokratisch regiert. Die Recherchen des Internationalen Netzwerks investigativer Journalisten (ICIJ), zu dem auch „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR gehören, legen den Verdacht nahe, dass Isabel dos Santos erheblich von der Hilfe ihres Vaters profitierte. Für die Recherchen zu den „Luanda Leaks“ werteten rund 120 Journalisten aus 20 Ländern mehr als 700.000 Dokumente aus, die zuerst der afrikanischen Journalistengruppe PPLAAF zugespielt wurden.

Eine Firma, die Isabel dos Santos gegründet hatte, erhielt laut „SZ“ von der Regierung eine Mobilfunklizenz. Ihr Ingenieurbüro bekam einen Planungsauftrag für die Modernisierung von Angolas Hauptstadt Luanda. Der staatliche Ölkonzern Sonangol ließ sich von einer Firma beraten, die Dos Santos gehörte, später übernahm sie selbst die Führung des Konzerns.

Firmen in Steueroase gegründet
Dos Santos, ihr Ehemann Sindika Dokolo und weitere Vertraute haben den Dokumenten zufolge in den vergangenen Jahren mehr als 400 Firmen gegründet, fast 100 davon in Steueroasen wie Malta, Mauritius und Hongkong. Immer wieder hätten diese Firmen von öffentlichen Aufträgen in Angola, von Beratertätigkeiten und von Darlehen profitiert.

Die zugespielten Dokumente legen unter anderem nahe, dass die von Isabel dos Santos geführte Brauerei Sodiba ein Darlehen der KfW Ipex-Bank, einer Tochter der deutschen Förderbank KfW, erhielt - mutmaßlich ohne vorherige umfassende Prüfung des Geschäfts. Mit den rund 50 Millionen Euro kaufte Dos Santos laut dem Recherchenetzwerk im Jahr 2015 eine Anlage zum Bierbrauen und zwei Abfülllinien bei der Krones AG aus der Oberpfalz.

Dos Santos‘ Vater nutzte demnach seinen Einfluss, um das Investitionsprojekt zu genehmigen. Die Regierung sagte zudem Steuererleichterungen zu. Gleichzeitig habe eine Bank, die zu 75 Prozent dem angolanischen Staat gehört, der Sodiba ein Darlehen gegeben.

Galt lange Zeit als Inspiration
Ihren Anhängern galt die studierte Technikerin lange Zeit als Inspiration. Geboren wurde sie in der damaligen Sowjetunion, wo ihr Vater als Mitglied der Befreiungsorganisation und späteren Regierungspartei MPLA ein Ingenieursstudium absolvierte. Nach dem Studium in London arbeitete sie vorübergehend bei einer Beratungsfirma, bevor sie in der Heimat ihres Vaters Unternehmen gründete. Ihr verzweigtes Firmenimperium mit Beteiligungen an Banken, Mobilfunkfirmen und Einkaufszentren nahm nach ihrer Darstellung seinen Ausgang mit einer Beteiligung an einer Strandbar.

Ihre Probleme begannen, nachdem ihr Vater nach 38 Jahren an der Macht im September 2017 zurückgetreten war. Schon zwei Monate später wurde sie durch den neuen Präsidenten Joao Lourenco als Sonangol-Chefin entlassen. Der hatte im Wahlkampf versprochen, die Korruption zu bekämpfen. Isabel dos Santos selbst bestreitet alle Vorwürfe gegen sie und ihre Partner und spricht von einer Schmutzkampagne.

In einem in Portugal ausgestrahlten Interview gab sie sich kämpferisch und schloss nicht aus, 2022 als Präsidentschaftskandidatin ins Rennen zu gehen. „Ich werde alles tun, was nötig ist, um mein Land zu verteidigen und um meinem Heimatland alle Dienste zu erweisen“, meinte sie. Auf die Frage, ob sie auch zu gegebener Zeit Präsidentschaftskandidatin sein werde, meinte sie vielsagend: „Das ist möglich.“

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