Video aufgetaucht

Iran: Flugzeug wurde von zwei Raketen getroffen

Ausland
15.01.2020 11:10

Nachdem der Iran erst mit Verspätung zugegeben hatte, am 8. Jänner in der Nähe von Teheran ein ukrainisches Flugzeug mit 176 Menschen an Bord abgeschossen zu haben, berichteten am Mittwoch die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“, dass die Maschine sogar von zwei iranischen Raketen getroffen wurde. Beide Blätter berufen sich auf ein Video aus einer Überwachungskamera: Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie zwei Geschosse, die aus 13 Kilometern Entfernung von einem iranischen Militärstützpunkt abgefeuert wurden, binnen einer halben Minute in das Flugzeug einschlagen.

Das neue Video soll den Berichten zufolge vom Dach eines Gebäudes im Dorf Bidkaneh gut sechs Kilometer von dem iranischen Militärstützpunkt entfernt aufgenommen worden sein und wurde in der Nacht auf Dienstag von einem iranischen Nutzer bei YouTube hochgeladen.

Verspätetes Schuldeingeständnis des Iran
Das ukrainische Flugzeug war am 8. Jänner inmitten der militärischen Konfrontation mit den USA nach iranischen Angaben irrtümlich abgeschossen worden. Zunächst hatten die Behörden tagelang von einem technischen Defekt gesprochen. Am Samstag hatte der Iran dann eingeräumt, für den Absturz des Passagierflugzeugs mit 176 Opfern verantwortlich zu sein.

Das neue Video könnte den Berichten zufolge auch eine Erklärung dafür liefern, warum das Kommunikationssystem des Flugzeugs nicht funktioniert habe, bevor die Maschine von der zweiten Rakete getroffen wurde. Möglicherweise habe die erste Rakete das System außer Betrieb gesetzt, bevor das Flugzeug ein zweites Mal getroffen worden sei.

Maschine fing Feuer und explodierte
Keine der beiden Raketen habe die Maschine sofort zum Absturz gebracht. Vielmehr habe sie Feuer gefangen und sei zunächst in Richtung des Flughafens zurückgesteuert, bevor sie explodiert und abgestürzt sei. Die verschwommenen Aufnahmen zeigen die brennende Passagiermaschine, die schlingernd versucht, zum Flughafen Teheran zurückzufliegen. Kurz darauf explodierte die Maschine und stürzte ab.

Dass als Datum im Zeitstempel der Aufnahmen (rechts oben im Video) nicht der 8. Jänner 2020 - also der Tag des Abschusses -, sondern „2019-10-17“ angezeigt wird, dürfte laut den Recherchen der „New York Times“ einen ganz einfachen Grund haben: Die Journalisten der renommierten US-Zeitung vermuten, dass das Kamerasystem nach dem persischen Kalender und nicht dem gregorianischen eingestellt wurde. Der 8. Jänner wird im iranischen Kalender zum 18. von Dey, dem 10. Monat. Digital würde das wiederum als 2019-10-18 im Video angezeigt. Die Diskrepanz von einem Tag dürfte, so die Annahme, einfach den unterschiedlichen Schaltjahren der beiden Kalender geschuldet sein.

USA laut Iran mitschuldig an Abschuss
Der Iran hatte zum Zeitpunkt des Abschusses der Maschine mit Raketenangriffen auf US-Stützpunkte im Irak auf die Tötung des iranischen Top-Generals Kassem Soleimani durch die USA geantwortet. Das ukrainische Flugzeug sei in diesem Zusammenhang versehentlich abgeschossen worden, hieß es zunächst. Offenbar befürchtete Teheran US-Gegenangriffe. Auch am Mittwoch gab die iranische Regierung den USA eine Mitschuld am Abschuss.

Iranische Führung gerät zunehmend unter Druck
Die iranische Führung steht wegen ihres Umgangs mit der Katastrophe auch im eigenen Land erheblich unter Druck. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder wütende Proteste. Am Dienstagabend gab es erneut Proteste an Teheraner Universitäten und es kam erneut zu Zusammenstößen zwischen Studenten und den regierungstreuen Basij-Milizen. Es wurden rund 30 Menschen festgenommen.

Die Führung in Teheran erklärte zudem, sie habe erste Festnahmen von Verantwortlichen des Flugzeugabschusses gegeben. Außerdem sei ein Mann festgenommen worden, der den Absturz der Maschine gefilmt hatte.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele